Bauwelt

Vor dem Rendering

So schön kann Architekturdarstellung sein!

Text: Schultz, Brigitte, Berlin

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Abb.: © Architekturmuseum der TU Berlin in der Universitätsbibliothek

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Abb.: © Architekturmuseum der TU Berlin in der Universitätsbibliothek


Vor dem Rendering

So schön kann Architekturdarstellung sein!

Text: Schultz, Brigitte, Berlin

Die meisten Architekturdarstellungen unserer Zeit sind so eigentümlich genormt und seelenlos wie Architektentexte.
Was bei den Texten die immerfort „fließenden“ und „lichtdurchfluteten“ Räume, die zum „Verweilen einladen“, sind bei den Darstellungen die ewig gleichen Computerrenderings, mit mehr oder weniger dramatischer Lichtstimmung und freigestellten Fotos glücklicher Durchschnittsmenschen im Vordergrund; wenn es etwas individueller und besonders kreativ wirken soll, angereichert mit einer im Nachhinein erstellten Schwarz-Weiß-Skizze „aus dem Entwurfsprozess“ des Meisters. 
Dass es auch anders geht, zeigt die Ausstellung Duktus zu „Ausdrucksmöglichkeiten in der Architekturzeichnung“, die derzeit in der Galerie des Architekturmuseums der TU Berlin zu sehen ist. Die Kuratoren Torsten Korte, Maria Schlosser und Isabel Winzer, junge Wissenschaftler aus Kunstgeschichte und Architektur, haben sich dem Bestand des Museums mit frischem Blick genähert und aus dem Depot geholt, was optisch fasziniert – ungeachtet der histo­rischen Relevanz oder der Qualität der abgebildeten Architektur. Ein lockerer Querschnitt durch Jahrzehnte, Architekturstile und Darstellungstechniken des 20. Jahrhunderts ist auf diese Weise entstanden, der sich schon durch die gezielt unchronologische Hängung jeder Kategorisierung verweigert.
Wer sich auf diese unakademische Herangehensweise einlässt, kann einiges entdecken. Da findet sich die messerscharfe Lichtpause des Wohnhauses von Axel Springer am Schwanenwerder von Gert von Schöppenthau neben einer fröhlich bunten Kreidezeichnung von Hans Poelzig, der seinem Ausstellungsgebäude für die „Berliner Sezession“ in Berlin-Charlottenburg mit Pinien-ähnlichen Bäumen mediterranes Flair verleiht. Monumentale Architektur kommt in ebenso monumentaler Gestalt daher, etwa bei der düster getuschten Perspektive eines Hochhauses am Bahnhof Friedrichstraße von Otto Kohtz, oder wird scheinbar locker hingewischt wie auf Johann Emil Schaudts Kohlezeichnungen für einen Wettbewerb zum Alexanderplatz. Die Mehrzahl der Projekte ist in Berlin angesiedelt (was für eine Berliner Sammlung nicht weiter verwundert), zu sehen sind aber auch Zeichnungen ortsloser Entwürfe sowie für Schauplätze in Kassel, Hamburg, Ankara und Bagdad. 
Die Internetseite der Ausstellung führt nutzerfreundlich auf die digitalen Abbilder der Exponate im Online-Katalog des Museums. Dort sind sie verlinkt mit weiteren Zeichnungen des Entwurfs, für den sie angefertigt wurden, so dass der am Detail Interessierte auch Grundrisse, Schnitte, Lagepläne etc. studieren kann. Die Bilder können auch heruntergeladen oder als Reproduktion bestellt werden. Einige Blätter würde man sich tatsächlich – im Gegensatz zu den meisten aktuellen Renderings – gerne auch in der eigenen Wohnung an die Wand hängen.

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