Bauwelt

Mäcklers Strategie

Nachlese zur Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt No. 4

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Skizze von Christoph Mäckler auf einem Foto von Boris Miklautsch

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Skizze von Christoph Mäckler auf einem Foto von Boris Miklautsch


Mäcklers Strategie

Nachlese zur Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt No. 4

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Die vierte Ausgabe der „Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt“, die Mitte März in Düsseldorf stattfand, trug den Titel: „Die normale Stadt und ihre Häuser“.
In den Jahren zuvor hatte man sich u.a. mit Stadttheorie, dem Stadtbild, der Beziehung zwischen Stadt und Handel, Stadt und Energie, Planung und Politik befasst. Doch ist das genaue Thema dieser Zusammenkünfte im Grunde ohnehin zweitrangig; in diesem Jahr wurde dasselbe verhandelt wie auf allen drei Vorgängerkonferenzen auch: die „schöne Stadt“, wie Christoph Mäckler, Wolfgang Sonne und Freunde sie sich vorstellen.
Die Ziele der beiden Protagonisten des „Deutschen Instituts für Stadtbaukunst“ an der TU Dortmund sind ehrenhaft und richtig. Ja, unsere Städte sollen lebensfähig sein, schön am besten eben auch, und sie sollen Raum für alle bieten, sozial und funktional durchmischt. Dafür haben Mäckler und Sonne 2010 ein Diskussionsforum ins Leben gerufen, das in dieser Form einzigartig ist. Architekten präsentieren dort der öffentlichen Bauherrenschaft ihre Haltung. Diesmal anwesend: die Baubürgermeister, Baudirektoren, Stadtbauräte und Planungsamtsleiter von Hamburg, Hannover, Herdecke, Hagen und Haren; von München, Tübingen, Stuttgart, Augsburg, Sundern, Dresden und Duisburg; von Mülheim an der Ruhr, Bochum, Schwäbisch-Gmünd, Regensburg, Siegen, Köln, Ludwigsburg und Paderborn. All diese Stadtbau-Politiker wissen jetzt, wie sich Mäckler, Sonne und Co. eine schöne Stadt vorstellen. Und natürlich: wer solch eine schöne Stadt bauen kann.
„Das normale Stadthaus muss sich selbstbewusst anpassen.“ Jörg Hartmann, neuer Dortmunder „Tatort“-Kommissar und als prominenter Laie ein­geladen, schwor die Teilnehmer mit einem Prolog ein, der verblüffend kompatibel war zur Position der versammelten Gemeinde. In deren Vorstellung ist die normale Stadt ausgestattet mit ordentlichen Straßenzügen und eben mit normalen Stadthäusern. Und so unklar im Allgemeinen ist, was unter „normal“ eigentlich zu verstehen sei, so deutlich wurde im Verlauf der Konferenz, was für die Initiatoren normal ist: der konservative Weiterbau der Stadt.
Mit suggestiven Fotopaaren sollte die Diskussion in Gang gebracht werden. Dabei erwies sich einmal mehr, wie sehr die Kraft der Bilder eine Meinung verstärkt: eine überaus gelungene, wohlproportionierte Eckbebauung der vorvergangenen Jahrhundertwende, die eine unsäglich banale Wohnbebauung unserer Zeit kontrastiert; der Marktplatz in Karlsruhe mit dem neuen Geschäftshaus von Lederer, Ragnarsdóttir, Oei, dessen Nachbarhaus aus den 1950er Jahren Christoph Mäckler auf einem Foto höchstpersönlich übermalt hatte, um vorzuführen, wie ein gespiegelter Lederer-Bau den Platz in vollkommene Harmonie tauchen würde. Präsentiert wurden Objekte, die auch schon vergangenes Jahr dargeboten wurden. Dass es keine neuen Bilder gab, sei Zufall, so die Initiatoren: „Wir waren faul“, lautete die Entschuldigung für etwas, das in Wirklichkeit ganz hervorragend ihre Absicht unterstützte. Schnell war klar in der Runde: Alles „Moderne“ hat städtebaulich keine Chance gegen das Konventionelle.
Dabei ist Mäckler und Sonne die Einvernehmlichkeit der Teilnehmer nicht einmal anzulasten. Immer wieder haben sie versucht, Verfechter anderer Auffassungen einzuladen. Christoph Ingenhoven kommt jedes Mal und steht weitgehend alleine. Viele andere bleiben weg, weil sie die Konferenz ablehnen. So bleibt das Feld denen überlassen, die sich am besten Gehör verschaffen. Da gilt es, in Zukunft mitzumachen, sich einzumischen – um zu zeigen, dass es andere Wege gibt, die „schöne“, durchmischte Stadt weiterzubauen. Weiterzubauen in einer Weise, die unsere Gesellschaft in ihrer Entwicklung und Innovationskraft widerspiegelt und genau für diese Entwicklung und Innovationskraft Raum und Stadt gibt. Christoph Mäckler und Wolfgang Sonne zu unterstellen, sie ließen diesen Dialog nicht zu, ist falsch. Bislang fehlen die Protagonisten, die sich dieser Diskussion stellen. 
Fakten
Architekten Mäckler, Christoph, Frankfurt am Main; Sonne, Wolfgang, Dortmund
aus Bauwelt 19.2013
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