Bauwelt

Grüne neue Welt

Erweiterung des Technologieparks Lakeside in Klagenfurt

Text: Crone, Benedikt, Berlin

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1.Preis: Baumschlager Eberle
Rendering: Architekten

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Grüne neue Welt

Erweiterung des Technologieparks Lakeside in Klagenfurt

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Umgeben von Uni-Campus, Stadtrand und Autobahn clustern sich allerorts Firmen zu Technologieparks. Als Antwort auf die künstliche Bürowelt soll in Klagenfurt eine Erweiterung in der Natur verschwinden.
Inzwischen steht fest: Der physische Raum hat trotz des digitalen Zeitalters nicht an Bedeutung verloren. Im Gegenteil – je weiter sich die Arbeitswelt in den Tiefen des Technik-Alls verliert, desto enger rücken in den irdischen Bürotrakten die Menschen zusammen. „Synergie“, heißt das Zauberwort, für das IT-Unternehmen die Nähe der anderen suchen. Sie sammeln sich im TechnologieZentrumDortmund, in der Berliner Wissenschaftsstadt Adlershof oder auf dem Weinberg Campus von Halle an der Saale. Ihre Hoffnung: ertragreiche Kooperationen und neue Fachkräfte aus den benachbarten Hochschulen und Forschungsinstituten. Über all den oft peripheren Standorten leuchtet der Stern des Silicon Valley, dem Heimattal von Apple, Intel, Facebook und Co.
Die Architektur der Technologieparks kennt zwei Sprachen: Entweder huldigt sie, funktional und fu­turistisch, dem Fortschrittsglauben, oder sie versucht a la Google die Künstlichkeit der Arbeit durch eine Spiel- und Spaßwelt zu kompensieren. Der 2005 im österreichischen Klagenfurt eröffnete Lakeside Sciene & Technology Park bietet den Angestellten die Natur zum Ausgleich. Drückt hier ein Mitarbeiter sein Ohr fest gegen die Fensterscheibe, könnte er das Schreien einer Lachmöve oder das Quaken einer Knäkente aus dem Schutzgebiet des nahegelegenen Wörthersees vernehmen.
Da bereits 97 Prozent der 26.000 Quadratmeter Mietfläche des Parks belegt sind, lobten die Betreiber einen städtebaulichen Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren für eine Erweiterung in sechs Baustufen aus. Die neuen Gebäude sollen vor allem Jungunternehmern, Start-Ups und Angestellten oder Absolventen der benachbarten
Alpen-Adria-Universität zusätzlich 36.000 Quadratmeter Baugeschossfläche fürs Arbeiten, Ausspannen und Netzwerken bieten. Bis 2030, so schätzen die Betreiber, wird die Zahl der im Park Beschäftigten dadurch von derzeit 1000 auf 2500 Menschen steigen. Da viele von ihnen mit dem Auto hier raus in die Na­tur kommen werden, galt es für immerhin 1800 Pkws einen Stellplatz im Grünen zu finden.
Dass die Jury (Vorsitz: Helmut Dietrich) am Siegerentwurf von Baumschlager Eberle Wien gerade den „sparsamen und schonenden Umgang mit der Grundstücksfläche“ lobte, ist daher auch im Rahmen der prinzipiell flächenfressenden Schlafstadt zu verstehen – sprich: als kleineres Übel. Immer­hin beansprucht der Vorschlag nur die Hälfte des 300.000 Quadratmeter großen Plangebiets. Das Wiener Büro löste das Autoproblem, indem es die gesamte Erdgeschosszone zur Parkgarage erklärte. Die Bürotrakte liegen im ersten Obergeschoss. Von hier führen Treppen ins Dachgeschoss, zu Räumen für „Ruhe und Kommunikation“. Womit Baumschlager Eberle ihre Konkurrenten aber vor allem als zu konventionell aussehen lassen, ist eine Verwebung von Architektur und Landschaft.
Die Planer wollen den Bürokomplex an der Topografie der Umgebung ausrichten und variieren die Höhe der einzelnen Gebäude, sodass sie wie natürliche Erhebungen auf- und absteigen. Wiesen sollen auf den schrägen Dächern eine grüne „fünfte Fassade“ bilden und Teiche bis ins offene Erdgeschoss reichen – und damit in den Schatten der Parkplatzzone, neben die Autos, was das idyllische Bild wieder trübt.
Am Ende entsteht ein Geflecht aus Architektur und Landschaft, dass dann doch wieder über eine Auflösung – besser: Selbstauflösung – des Raums nachdenken lässt. Der Bauabschnitt1 im Nordwesten, der bis 2015 vollendet sein soll, reduziere durch „lange und fließende Bewegungen seine Konturen“, schreiben die Architekten. Schließlich werde er, vom südlichen Naturschutzgebiet aus und hinter Bäumen versteckt, kaum noch zu erkennen sein.
Nicht offener Realisierungswettbewerb mit Bewerbungsverfahren
1. Preis be Baumschlager Eberle, Wien
2. Preis Marte.Marte Architekten, Weiler
3. Preis Riepl Riepl Architekten, Linz
Anerkennung BGP Bob Gysin + Partner, Zürich
Anerkennung ARGE Lakeside & baurum, Klagenfurt
Anerkennung ARGE Gasparin & Heike Schreieck, Villach
Fakten
Architekten Baumschlager Eberle, Wien; Marte.Marte Architekten, Weiler; Riepl Riepl Architekten, Linz
aus Bauwelt 36.2013
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