Bauwelt

Familientreffen

Tony, Seton und Kiki Smith in der Kunsthalle Bielefeld

Text: Kuhlmann, Elmar, Minden

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Foto: Rudy Burckhardt

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Familientreffen

Tony, Seton und Kiki Smith in der Kunsthalle Bielefeld

Text: Kuhlmann, Elmar, Minden

Der amerikanische Künstler Tony Smith begann seine künstlerische Tätigkeit als Architekt, wandte sich im Alter von 50 Jahren jedoch von Bauaufträgen ab, um sich ausschließlich dem Medium Skulptur zu widmen. Seine Töchter Kiki und Seton sind ebenfalls Künstlerinnen und zeigen in ihren Werken subtile Verbindungen zum Werk des Vaters.
Als Fanal der Minimal Art gilt heute die Ausstellung „Primary Structures“ des New Yorker Jewish Museum aus dem Jahr 1966. Der Architekt und spätere Maler und Bildhauer Tony Smith (1912–1980) war darin mit der Skulptur „Free Ride“ vertreten. Eine Ausstellung in der Bielefelder Kunsthalle erinnert zu Smiths 100. Geburtstag an dessen Schaffensphase als Künstler. Eingefasst werden seine Werke erstmals von zeitgenössischen Arbeiten seiner beiden Töchter Kiki und Seton (Jahrgang 1954 und 1955).
Tony Smith lebte zwischen 1953 und 1955 in Deutschland. Künstlerisch in Erscheinung trat er, nach einem Beitrag zur Documenta IV, aber erst 1969 durch die Düsseldorfer Ausstellung Minimal Art, die unter polit-ästhetischen Turbulenzen eröffnete. „Statt der Denkmäler nun die Sockel“, soll auf Flugblättern der Düsseldorfer Künstlergruppe PSR um Jörg Boström und Manfred König zu lesen gewesen sein; die Ausstellungsinhalte seien bloße „Demon­stration der Bildlosigkeit, Selbstgespräch der Ästhetik, Flucht in die Form“. Dem diskursfernen Publikum übersetzte der Spiegel Minimal Art als Ansammlung „amerikanischer Kunst-Klötze“.
Ironie jener Polemik – die damaligen Kritiker waren womöglich näher am Wesen der geometrisch strengen Großplastiken als sie ahnten: „Not an Object. Not a Monument“, enthob Tony Smith seine Entwürfe der traditionellen Gestaltkomposition, um die prätentionslose reine Form im Verhältnis zum umgebenden Landschafts- oder Kulturraum zur Entfaltung zu bringen. In Bielefeld gezeigt wird der aus 20 Quadratmetern geölter Stahlplatten verschweißte Stahlwürfel „Die“ von 1962 – nach Überzeugung der Ausstellungsmacher der „erste autonome Kubus der Skulpturgeschichte“ überhaupt.
Ebenfalls im Originalmaßstab zu sehen sind in der Kunsthalle u.a. die stählernen ‚„Wandering Rocks“, denen Seton Smith anstelle eines umgebenden Außenraums großformatige Landschaftsfotografien zur Seite stellt. Manches Motiv der bekannten Architekturfotografin mit Affinität zum Pictorialis­mus scheint für die Bielefelder Ausstellung aufgenommen – korrespondierend hier mit den Arbeiten des Vaters Tony, dort mit denen ihrer Schwester Kiki. Nach dem Studium am New Bauhaus in Chicago und einer zweijährigen Mitarbeit bei Frank Lloyd Wright zu Anfang der 40er Jahre realisierte Tony Smith eine Reihe von privaten Wohnhäusern. Darunter das „Olsen House“ in Guilford/Connecticut (1951), das ein halbes Jahrhundert später als Motiv einer groß­formatigen Fotoreihe von Seton dient. Präzis in­szeniert auch ihre fotografische Dublette einer Waldlandschaft, die zwei mythologisch referenzierten Bronzeplastiken von Kiki räumlich zugeordnet ist. Kiki Smith, ebenfalls international renommierte Künstlerin, stellt den menschlichen Organismus ins Zentrum ihrer transmedialen, konkret-figürlichen Bildreihen und Installationen.
Befragt nach dem Einfluss des Vaters auf ihr Schaffen hoben Seton und Kiki Smith in Bielefeld hervor, von ihm Entscheidendes über den Umgang mit Kunst erfahren zu haben. Wozu angesichts des durchaus divergenten Ausstellungsspektrums auch zählen dürfte, unbeirrt dem ureigenen künstlerischen Pfad zu vertrauen. Eben darum: ein Familientreffen der sehenswerten Art.
Fakten
Architekten Smith, Tony (1912–1980); Smith, Kiki, New York; Smith, Seton, New York
aus Bauwelt 43.2012
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