Bauwelt

Die grüne Hoffnung

der Kleinstadt Burg auf die Landesgartenschau 2018

Text: Crone, Benedikt, Berlin

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1. Preis: relais

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1. Preis: relais


Die grüne Hoffnung

der Kleinstadt Burg auf die Landesgartenschau 2018

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Gartenschauen gelten als beliebte Impulsgeber der Stadtentwicklung. Auch Burg bei Magdeburg will mit einer LAGA die trostlosen Freiräume der Altstadt zum Aufblühen bringen. Der Siegerentwurf konnte gerade dadurch punkten, dass er auf Highlights verzichtete.
Im Konkurrenzkampf der Städte ist jedes Mittel recht. Auch eine Gartenschau kann helfen, den Tourismus anzukurbeln und weiche Standortfaktoren zu stärken. Burg im Jerichower Land hofft auf mehr Besuch und mehr Bekanntheit, wenn es 2018 die vierte Landesgartenschau von Sachsen-Anhalt veranstaltet. Als Reiseziel liegt die 23.000-Einwohner-Stadt im Schatten Magdeburgs für viele zu weit abseits. Das Event wird sich daher auf vier Areale in der Innenstadt verteilen, damit den Gästen der LAGA neben Blumen, Hecken und Bäumen auch Gebautes in Erinnerung bleibt. Vom Goethepark im Westen bis zum Flickschupark im Osten soll eine Route vorbei an teils sanierten, teils verlassenen Fachwerk- und Gründerzeithäusern führen – Burg hat mit einem Leerstand von
30 Prozent zu kämpfen. Hier und da platzt eine DDR-Platte oder ein bunter 90er-Jahre-Wohnbau in das mit Fördermitteln aufgehübschte Kleinstadtidyll. „Wir haben eine reizvolle Altstadt“, schwärmt Bürgermeister Jörg Rehbaum, „nur die Freiräume sind bisher zu kurz gekommen.“
Das soll die Gartenschau nun ändern, für deren Gestaltung das Berliner Büro relais den Wettbewerb gewann. Die Landschaftsarchitekten überzeugten die Jury mit einem Entwurf, der „Respekt vor der Vielfalt des Ortes“ hat, oder wie der Bürgermeister sagt: „Keine Fokussierung auf Highlights, keine Übertreibung; dafür ein ruhiger Umgang mit dem Bestand.“ Er verspricht sich eine Begrünung, die die Stadt auch noch erhalten kann, wenn die Ausstellung vorbei ist, um eine Katerstimmung nach dem Festrausch zu vermeiden: „Ich will keine exorbitante Fläche, die man am Ende pflegen muss bis zum Gehtnichtmehr.“ Manche der insgesamt 27 eingereichten Entwürfe seien für Burg zu „overdressed“ gewesen, ergänzt Andrea Gottschalk von der Wirtschaftsförderung der Stadt, hätten Gebiete wie den denkmalgeschützten Teil des Goetheparks „gnadenlos überplant“.
Der 1913 vom Burger Architekten Hans Schmidt im neobarocken Stil angelegte Park bildet den Auftakt zur Gartenschau. Im Entwurf von relais sollen Besucher, die vom Bahnhof zum Goethepark kommen, trichterförmig und über einen aufgekanteten Rasen hinab zur Altstadt geführt werden. Den Bauhof im Norden des Parks, der heute als städtische Ablagefläche für Gehölz und Schutt genutzt wird, planen die Landschaftsarchitekten zum „Spielwäldchen“ mit Spielgeräten um. Der Ort soll durch einen alten Wasserturm und ein neogotisches Kühlhaus etwas „Verwunschenes“ behalten. Am Weinberg geht es durch ein Labyrinth aus Terrassenmauern, Böschungen und Weinreben auf einen zehn Meter hohen Hügel, den „Stadtbalkon“. Weiter führt die Route entlang des Flusses Ihle durch Parzellengärten und mündet am See im Flickschupark. Im Westen des Parks, wo derzeit eine mit Schlaglöchern übersäte Fläche dem Wenden und Parken dient, soll ein Platz aus Natursteinpflaster entstehen. In den Augen der Jury (Vorsitz: Gerd Aufmkolk) ist dieser aber „überdimensioniert“. Sie kritisierte auch die Anlage eines Kolkteichs als Ergänzung des Sees, da hierfür eine Wiese geflutet und Bäume abgeholzt werden müssten.
Burg rechnet für die LAGA mit 11,6 Millionen Euro Investitionskosten plus 6,5 Millionen für die Durchführung. Knapp 8 Millionen zahlt die Stadt, den Rest sollen Landesmittel und Besuchereinnahmen wieder reinholen. Dass die erhofften 400.000 Gäste das Hotel- und Gastronomiegewerbe beleben werden, dessen ist sich Bürgermeister Rehbaum sicher. Aber auch Lokalfirmen würden Interesse an dem Event zeigen. Sie hätten die Hoffnung, so Rehbaum, dass es fortan mehr Fachkräfte nach Burg ziehen werde, nicht nur, um hier zu arbeiten, sondern auch zu wohnen.
2. Preis | UKL entwarfen einen „Stadtboulevard“, der am Goethepark beginnt und bis zum Flickschupark führt. Hier, wie auch auf dem über den Weinberg verlaufenden „Grünen Bogen“, sollen die Besucher durch Gassen und verworrene Wege die „Besonderheiten und Brüche im Stadtgefüge“ von Burg entdecken. Als Idee nachvoll-ziehbar, fand die Jury, in der Ausführung jedoch „sehr formal“. Den Auf-takt des Rundgangs bildet eine dreireihige Allee im Goethepark, die den Bahnhof mit der Innenstadt verbindet. Für das Bauhofgelände schlagen UKL einen Sportbereich mit Skater-Parcour, BMX-Bahn und Beach-Volleyball-Feldern vor. Lob fiel in der Jury für die Einbindung des alten Industrieschornsteins am Weinberg als „Landmark“ und für die Idee, im Osten des Flickschuparks einen Abenteuerspielplatz als „dramaturgisches Finale“ der Route zu setzen, was zum Konzept der „Spurensuche“ passe.
3. Preis | geskes.hack wollen den Bahnhofsvorplatz als Entree der Gartenschau ausbauen, indem sie ihn mit dem Areal um den alten Wasserturm neben den Gleisen verbinden. Den Park am Wasserturm sollen 1,20 Meter hohe Heckenkabinette in Räume für Spiel- und Freizeitnutzungen einteilen. Streifen aus Pflanz- und Staudenbeeten sollen einen Übergang zum Goethepark bilden, die jedoch „nicht maßstabsgerecht“ seien, so die Jury. Lob gab es für die offene Gestaltung des Weinbergs, an dessen Fuß eine Liegewiese in einen Kiesstrand an der Ihle übergeht. Ob aber ein „eher urban gestaltetes“ Sonnendeck und ein Café mit weiter Holzterrasse am See des Flickschuparks „in Burg tragfähige Lösungen“ seien, bezweifelte die Jury.
vollständiges Ergebnis:
Beschränkter Wettbewerb
1. Preis
relais, Berlin | 2. Preis UKL, Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten, Dresden | 3. Preis geskes.hack, Berlin | 4. Preis Lohaus +Carl Hannover | Anerkennung Rudolph Langner Station C23, Leipzig | Anerkennung RMP Stephan Lenzen, Bonn
Fakten
Architekten relais, Berlin; UKL, Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten, Dresden; geskes.hack, Berlin
aus Bauwelt 31.2013
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