Bauwelt

Das Single-Kollektiv

Europan 12

Text: Crone, Benedikt, Berlin

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Ankauf: Collective Unit
Abb.: Julia Tournaire, Marie-Charlotte Dalin, ­Frankreich

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Das Single-Kollektiv

Europan 12

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Ausgerechnet in der Stadt der Liebe wohnen immer mehr Mensch allein. Über 50 Prozent der Pariser Haushalte sind Single-Haushalte. Nicht nur hier, in fast allen Großstädten Nord- und Westeuropas steigt die Zahl der Wohnungen mit einer Person weiter: Berlin kam 2013 auf 54, Stockholm auf über 60 Prozent.
Zu den Alleinlebenden gehören auch die „urbanen Nomaden“, Menschen die nur für begrenzte Zeit in der Stadt bleiben, weil sie die Arbeit, ein Projekt, eine Fortbildung oder ein längerer Aufenthalt hierher verschlägt. Für diese Hypermobilen haben die französischen Architektinnen Julia Tournaire und Marie-Charlotte Dalin auf dem Europan-Standort „Porte des Poissonniers“ einen wuchtigen Solitär aus Glas entworfen. Das Areal liegt im Norden von Paris, am äußer­sten Rand des 18. Arrondissement, umzingelt von einer Bahntrasse und zwei Hauptverkehrsstraßen, die ein zerschnittenes Stück Stadt übrig gelassen haben. Heute stehen dort überwiegend Industrie-, Freizeit- und Wohnanlagen der 50er und 60er Jahre. Für Europan sollten vier Hektar des Geländes, die sich im Besitz des französischen Verteidungsministeriums befinden, mit gemischtem Wohnungsbau beplant werden.
Die Verfasserinnen schlagen einen gut 150 Meter langen und 60 Meter tiefen Wohnkomplex mit dem Namen „Collective Unit“ vor. Das Gebäude bietet auf fünf Geschossen Platz für bis zu 190 Einzelmieter, die sich über eine Online-Plattform anmelden und miteinander vernetzen können. Die strengen Grundrisse reduzieren die Privaträume im Norden des Gebäudes auf das Minimum, auf Schlaf-, Koch- und Sitznischen. Von diesen privaten „Zellen“, wie die Architektinnen sie nennen, führt jeweils eine Tür zum zweiten Abschnitt des Hauses, der um sieben große Lichthöfe organisiert ist. Diese halböffentlichen Flächen sollen dem Austausch und dem gemeinsamen Arbeiten der Bewohner dienen, bieten mit Lesenischen und Gruppenräumen aber auch Rückzugsorte. Die Erschließung erfolgt über Fahrstühle in der Gemeinschaftszone sowie in einem Korridor nördlich des Privatbereichs – direkt neben Stellplätzen für das eigene Fixie-Bike. So kann jeder Mieter auch für sich bleiben und, wenn er will, eine „Zwangs­kollektivierung“ umgehen.
Fakten
Architekten Tournaire, Julia; Dalin, Marie-Charlotte
aus Bauwelt 17-18.2014
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