Bauwelt

Boten der kontinental­europäischen Moderne?

Deutsche Architekten im englischen Exil

Text: Weber, Ulrike, Kaiserslautern

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Rudolf Fränkels Haus Rachwalsky in Stanmoore, 1938, knüpft mit eleganter Schlichtheit an sein deutsches Werk an.
Foto aus: Andreas Schätzke, Deutsche Architekten in Großbritannien

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Rudolf Fränkels Haus Rachwalsky in Stanmoore, 1938, knüpft mit eleganter Schlichtheit an sein deutsches Werk an.

Foto aus: Andreas Schätzke, Deutsche Architekten in Großbritannien


Boten der kontinental­europäischen Moderne?

Deutsche Architekten im englischen Exil

Text: Weber, Ulrike, Kaiserslautern

Als BDA-Präsident Eugen Hönig am 4. Oktober 1933 einen Brief an Erich Mendelsohn schrieb, um mit­zuteilen, dass dessen Name aus der Bundesliste des BDA gelöscht werde, weilte Mendelsohn bereits im britischen Exil. Gleich ihm sahen sich viele seiner jüdischen Kollegen gezwungen, zu emigrieren.
Die Ausstellung bietet einen anschaulichen Einstieg in das schwierige Thema. Nicht die biografischen Brüche der deutschen Architekten werden nachgezeichnet, sondern ihre in Großbritannien entstandenen Bauten vorgestellt. Auch wenn der Schwerpunkt auf dem bekannten englischen Werk von Mendelsohn und Walter Gropius liegt, ist der zweite Teil der Ausstellung doch selbst für Kenner der britischen Moderne interessant. Die ausgewählten Beispiele stehen für die Flut von Emigranten, die der englischen Avantgardebewegung zu einer breiteren Akzeptanz verhalfen.
Gerade das biografische Netzwerk der weniger renommierten Architekten wäre allerdings interessant. Denn im Gegensatz zu den in Großbritannien bereits bekannten deutschen Vertretern der klassischen Moderne wurden viele der emigrierten Architekten nicht mit offenen Armen empfangen. Ein Großteil war auf Aufträge aus der deutschen Gemeinschaft oder verwandtschaftliche Beziehungen angewiesen.
Um eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, war eine Bürogemeinschaft mit einem britischen Architekten nahezu unumgänglich. In vielen Entwürfen verschmelzen daher kontinentaleuropäische Elemente mit traditionell englischen oder jenen des Art déco, der seit 1925 in Großbritannien in Mode war. Doch einige der Bauten entsprachen gänzlich dem weiterhin aktuellen neogeorgianischen Stil, teils weil er der eigenen Haltung entgegenkam, teils weil sich die Deutschen ihren britischen Büropartnern oder Bauherren anpassten.
Parallel zur Ausstellung ist die gleichnamige Publikation erschienen, die die eskalierende Situation in Deutschland in den 30er Jahren ausführlich schildert, Umstände und Motive für eine Emigration erläutert und ebenfalls exemplarisch Bauten deutscher Architekten in Großbritannien vorstellt. Hier dominieren die berühmten Beispiele von Mendelsohn oder Gropius sehr und der Leser hätte sich eine größere Auswahl an Bauten der zahlreichen anderen Emigranten gewünscht. Allerdings listet der fundiert recherchierte Katalogteil emigrierte Architekten aus Deutschland und deren Biografien auf, bietet eine Werkauswahl sowie weiterführende Literatur – eine Grundlage für zukünftige Forschungen.
Fakten
Architekten Gropius, Walter (1883-1969); Mendelsohn, Erich (1887-1953)
aus Bauwelt 5.2014
Artikel als pdf

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