Wie lässt sich die Beteiligungskultur unter Dorfbewohnern fördern? Mit welchen plane­rischen Mitteln schärft eine Landgemeinde ihr Profil? Wie verstärkt der Gemeinderat seine Kompetenz in der Baukulturvermittlung? Was bewirken lokal engagierte Architekten im ländlichen Raum? Welches Wettbewerbsverfahren passt zu einem kleinen Haufendorf? Und was ist in einer Kleinstadt möglich, wenn man ausschließlich das Zentrum fördert? Eine Reise durch sechs Strategien und 14 Orte in Österreich und in Deutschland.

Wie gelangten diese 14 relativ unbekannten Orte auf unsere Landkarte? Was zeichnet sie aus? Von Oktober 2011 bis Juni 2013 wurde das Forschungsvorhaben „Baukultur in ländlichen Räumen“ bearbeitet. Auftraggeber war das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), vertreten durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Die Forschungsarbeit wurde von „LandLuft – Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen“ durchgeführt.

Das BMVBS profitiert dabei von der jahrelangen Erfahrung in Österreich, wo der Verein LandLuft mit Unterstützung des Österreichische Gemeindebunds und des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur bereits seit 2009 alle drei Jahre den „LandLuft Baukulturgemeide-Preis“ vergibt und das Thema erforscht. Dazu werden beispielhafte Gemeinden untersucht und in Symposien, Ausstellungen und Publikationen gewürdigt. Die Best-Practice-Beispiele zeigen mehr als das „schöne Einzelobjekt“, sie stellen die Prozesse und Personen, die für die außergewöhnliche baukulturelle Entwicklung der Orte entscheidend waren, in den Vordergrund. Methodisch wird vor allem mit Interviews, Gesprächen und gemeinsamen Rundgängen mit den Akteuren vor Ort gearbeitet: Bürgermeister, Planer, Verwaltungsmitarbeiter, Initiatoren und Bürger.

In Deutschland hat das LandLuft-Forschungsteam mehr als 25 Gemeinden besucht und näher untersucht. Schließlich wurden vier „Baukulturgemeinden“ ausgewählt: Weyarn in Bayern, die Kleinstadt Biberach in Baden-Württemberg, das Dorf Volkenroda in Thüringen sowie die ehemalige Industriestadt Luckenwalde in Brandenburg. Vorbildliche Baukulturinitiativen fanden sich zudem in Baiersbronn in Baden-Württemberg, Burbach in Nordrhein-Westfalen, Leiferde in Niedersachsen und Lüchow in Mecklenburg-Vorpommern.

In diesem Heft wird ein Querschnitt von hervorragenden Gemeinden in Österreich und Deutschland gezeigt. Sie sind nach sechs Strategien geordnet, die die positive Entwicklung der Gemeinden prägten. Die dokumentierten Orte setzen vorbildhafte Planungsprozesse um; dabei wird Baukultur nicht nur als Bewahren und Wiederherstellen vergangener Bauleistungen verstanden, sondern auch als zeitgenössisches Gestalten, wobei sich die Planungsarbeit nicht „von selbst“ erledigt, sondern in der Regel von Profis geleistet wird.

Die Texte basieren auf Auszügen aus der umfangreichen Publikation „Baukultur in ländlichen Räumen“ des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, die im August 2013 erscheinen wird – unter www.bbsr.de kostenlos zu bestellen –, dem Baukulturreport 2011 des Österreichischen Bundeskanzleramts und den beiden Publikationen über den LandLuft Baukulturgemeinde-Preis 2009 und 2012, die unter www.landluft.at bestellt werden können.