Wöhr Auto-Parksysteme

Stapeln, verschieben, bewegen –
kurz: ein dreidimensionales Puzzle

Für die Herstellung von Parksystemen stehen CNC-Blechbearbeitungsmaschinen für große Arbeitsbereiche zur Verfügung.

  • Autoren: Franziska Weinz, Christiane Fath
  • Fotos: Klaus Mellenthin

Kaum eine andere Sparte verändert sich zurzeit so sehr wie die Automobilbranche: Das Umweltbewusstsein steigt und Menschen suchen neue Arten der Mobilität. Heutzutage werden Handys oder Tablets dem Auto als Statussymbol vorgezogen. Nur wenige Angehörige der jungen Generation besitzen ein eigenes Auto, viel beliebter und günstiger sind Carsharing, Mitfahrzentralen oder Fernbusse. Automobilhersteller fürchten ein Umdenken ihrer Kunden vom Prinzip des Besitzens zu dem des Teilens. Durch den Einsatz immer neuer Technologien, alternativer Kraftstoffe, strombetriebener Motoren oder umweltfreundlicher Herstellungs- und Entsorgungskonzepte, kurz einer immer nachhaltigeren Mobilität versucht die Branche dem Absatzrückgang entgegenzusteuern. Doch Verkehrsplaner träumen gerade von dieser Variante – einer Variante des Teilens, bei der man ganz einfach per Handy auf alle Mobilitätsangebote Zugriff hat. Dies ist die sogenannte One-Touch-Mobility: Der Kunde kann aus dem Dienstleistungsverbund aller Verkehrsmittel wie Carsharing, Bikesharing, Park and Rail und ÖPNV je nach Notwendigkeit und Laune bequem und schnell wählen. Im Detail würde dies zum Beispiel bedeuten, einer gewissen Anzahl an Wohneinheiten einen Pool an vorzugsweise Elektrofahrzeugen zur Verfügung zu stellen, die im Parkmodus aufgeladen und von einem externen Service gewartet werden. Zusätzlich würden weitere Sharing-Dienstleister eingebunden werden. So kann sich jeder Bewohner ohne große Investition zu jeder Zeit ein Fortbewegungsmittel seiner Wahl mieten.

Wöhr-Fertigung: Hoher technologischer Standard der Maschinenausstattung und qualifizierte Mitarbeiter sichern Qualitätsansprüche

Wöhr-Fertigung: Hoher technologischer Standard der Maschinenausstattung und qualifizierte Mitarbeiter sichern Qualitätsansprüche

Wie auch immer die Zukunft der Mobilität aussehen wird-, es steht fest, dass die Tendenz eher zur autofreien als zur autogerechten Stadt geht. Der Verstädterungsgrad nimmt weltweit zu. Eine relevante Frage ist daher, wie trotz des Zuwachses den Bewohnern Stadtraum zurückgeben werden kann. Die Zahl der Autos wird wahrscheinlich nur langsam zurückgehen, eher wird sich das Nutzerverhalten ändern. Doch der Platz für Parkraum kann schon jetzt optimiert werden. Genau hier knüpft die Firma Otto Wöhr GmbH mit ihren Produkten an. Seit 50 Jahren entwickelt sie qualitativ hochwertige, vollautomatische Auto-Parksysteme für kleinstmögliche Grundflächen und bietet inzwischen mit über 30 Produktserien die größte eigene Produktpalette weltweit. Das Konzept des Green Parking ist dabei das Leitmotiv des Unternehmens: Je komprimierter die Flächen für das Parken sind, desto mehr Platz bleibt für öffentliche oder begrünte Flächen, für den Stadtraum an sich. Durch automatisierte Anwohnergaragen wird eine Alternative zum Parken auf der Straße geschaffen und die lästige Parkplatzsuche hat ein Ende. Das Konzept unterstützt zugleich die Generation der Elektroautos und hilft so, den CO2-Ausstoß zu senken: Direkt an den Ladestationen geparkt, können die Fahrzeuge nachts zu günstigen Tarifen aufgeladen werden. Gleichzeitig ist das Modell sehr wirtschaftlich, da wenige Ladestationen für eine große Anzahl von Autos nutzbar sind. Mit Parksystemen wie denen von Wöhr kann man Parkraum maximal verdichten. Dabei basiert alles auf dem Grundprinzip des Verschiebens, Stapelns, Zusammenrückens, Auseinanderschiebens, Anhebens und Absenkens – eine Art dreidimensionales Puzzle. Die Parksysteme sind dabei individuell an den Nutzerkreis anpassbar, etwa für Dauerparker, öffentliches Parken und Valet-Parking.

162 Stellplätze auf Doppelstockgarage Typ 100, Zittelstraße, München, Baujahr 1962

162 Stellplätze auf Doppelstockgarage Typ 100, Zittelstraße, München, Baujahr 1962

Auch für Einfamilienhäuser, Gewerbebauten, Hotels oder Sanierungsprojekte gibt es maßgeschneiderte Angebote. Sie können als alleinstehende Systeme, als Ergänzung zu freiem Parken oder auch als absolute Sonderlösung entwickelt werden. All diese Parksysteme wurden in dem Familienunternehmen über Jahrzehnte selbstständig entworfen, konstruiert und immer wieder optimiert. Schon 1959 entwickelte Otto Wöhr, mitten in den Zeiten des Wirtschaftswunders und der autogerechten Stadt, sein erstes Parksystem und traf damit den Puls der Zeit. Allerdings führte er seine Überlegungen gegensätzlich zu den überdimensionierten Flächenvorstellungen der Vertreter der autogerechten Stadt fort. Otto Wöhr experimentierte schon damals mit innovativen Strukturen auf kleinster Grundfläche. Nur drei Jahre später wurde in München bereits ein großes Projekt mit 162 Stellplätzen auf Doppelstockgaragen in der Zittelstraße montiert. 1964 zog das Unternehmen von Korntal an den heutigen Standort in Friolzheim nahe Stuttgart. Sein Sohn Wolfgang Wöhr wurde 1973 Geschäftsführer.

Mit dem High-End Rohrlaser lässt sich ein breites Teilespektrum abdecken und ein innovatives Anwendungsfeld beim Laser-Rohrschneiden erschließen.

Mit dem High-End Rohrlaser lässt sich ein breites Teilespektrum abdecken und ein innovatives Anwendungsfeld beim Laser-Rohrschneiden erschließen.

Er konzentrierte sich fortan auf den Geschäftsbereich „platzsparendes Parken“ und erweiterte die Produktpalette kontinuierlich. Weil spezielle Grundstückszuschnitte und Gebäudeplanungen immer individuellere Lösungen für verdichtetes Parken verlangten, wurde eine Vielzahl von Systemen entwickelt, mit denen sich Autos nicht nur stapeln und platzsparend verschieben, sondern auch automatisch wie in einem Hochregallager einparken lassen. Parallel zur Entwicklung weiterer Produkte erfolgte der Ausbau eines flächendeckenden und leistungsfähigen Kundendienstnetzes, um einen schnellen Service und eine kostengünstige Wartung der Systeme zu garantieren. So werden heute noch Ersatzteile für Parksysteme geliefert, die über 40 Jahre in Betrieb sind, und Eigentümer zur bestmöglichen Instandhaltung und Sanierung beraten und betreut.

„Dabei basiert alles auf dem Grundprinzip des Verschiebens, Stapelns, Zusammenrückens, Auseinanderschiebens, Anhebens und Absenkens.”

In dieser Ausgabe des Bauwelt-Specials Parken³ stellen wir zwei Parksysteme der Firma Wöhr vor: Den neuen Slimparker aus dem Sanierungs- und Revitalisierungsprojekt in Tel Aviv und den Combilift, der in den Berliner Neubauprojekten zum Einsatz kam – diese werden in den jeweiligen Architekturreportagen erläutert.

Waren anfangs Systeme mit geneigten Plattformen gefragt, um mit Hilfe der damaligen Fahrzeugprofile Einbauhöhe und Grubentiefe zu sparen, wurde ab 1976 der Parklift 412 mit waagrechten Plattformen angeboten. Damit wurde ein leichtes Ein- und Ausparken sowie ein komfortableres Ein- und Aussteigen ermöglicht. Zum unabhängigen Parken in zwei Ebenen übereinander war eine Grube und vergrößerte Einbauhöhe erforderlich. Für Projekte, in denen das Stapeln der Autos wegen einer eingeschränkten Höhe nicht möglich war, wurden verschiebbaren Parkplatten entwickelt, um zusätzliche Stellplätze in mehreren Reihen hintereinander zu schaffen. Der Combilift 543 ist eine Weiterentwicklung beider Systeme und bietet mit der Kombination aus Lift- und seitlicher Verschiebebewegung drei Parkebenen übereinander auf nahezu gleichem umbauten Raum. Das System funktioniert ähnlich einem Verschiebepuzzle: Bei mehreren Parkboxen nebeneinander ist ein Leerplatz in der Einfahrtsebene angeordnet. Für die Stellplätze auf der oberen Ebene werden die Stellplätze in der Einfahrtsebene seitlich so verschoben, dass der Leerplatz unter dem angewählten Stellplatz der oberen Ebene steht. Dann wird der angewählte Stellplatz in die Parkposition abgesenkt. Genauso lassen sich auch die Stellplätze aus der unteren Ebene auf Einfahrtsniveau anheben. Hier gibt es keine zentrale Einfahrt, sondern jede Parkbox hat eine Ein- und Ausfahrt zu den drei übereinander angeordneten Stellplätzen. Parklift- und Combiliftsysteme sind für gleichbleibende Nutzer konzipiert, für Eigentümer, Mieter oder Mitarbeiter, die jeden Tag auf dem gleichen Stellplatz parken. Sie können in die Nutzung des Systems eingewiesen werden und besitzen einen Schlüssel oder Chip zur Bedienung ihres Stellplatzes.

Mit dem Multiparker 740 wurden in der automatischen Anwohnergarage unter der Donnersberger Straße in München 284 Stellplätze geschaffen.

Mit dem Multiparker 740 wurden in der automatischen Anwohnergarage unter der Donnersberger Straße in München 284 Stellplätze geschaffen.

Im Gegensatz dazu sind die Multiparker die komplexesten Parksysteme von Otto Wöhr GmbH und ein in sich abgeschlossenes System mit einer zentralen Einfahrt. Das Auto wird lediglich vom Fahrer abgestellt, den Rest übernehmen die maschinenähnlichen Anlagen. Für Großprojekte ausgelegt, funktionieren sie als eine Art Hochregal, in dem Fahrzeuge automatisch auf der x-, y- und z-Achse über den kürzesten Weg mithilfe sogenannter Shuttles zu einem freien Stellplatz bewegt werden. Im Vergleich mit einer herkömmlichen Rampengarage finden in einem Multiparker zwei- bis dreimal so viele Fahrzeuge Platz. Durch die maschinelle Steuerung lassen sich auch Geschosse nutzen, die über Rampen gar nicht zugänglich wären. Auf diese Weise bieten die automatischen Parkgaragen Platz für mehrere Hundert Autos. Dabei kann das System ober- oder unterirdisch und wahlweise mit vertikaler oder horizontaler Ausrichtung der Geschosse verbaut werden. Diese automatischen Parksysteme sind für Kurzzeitparker, Besucherstellplätze und öffentliche Garagen geeignet.

Tel Aviv nimmt in der Entwicklung der autofreien Stadt eine Vorreiterrolle ein: In einem Investitionsprogramm genehmigt die Stadt Hauseigentümern eine Aufstockung von bis zu zwei Geschossen, wenn sie fern vom Straßenraum Strukturen oder Systeme für die jeweils nötige Anzahl an Parkplätzen vorhalten. Fünf solcher Projekte sind bereits verwirklicht und mehrere Folgeprojekte sind in der Planungsphase.

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