osa_office for subversive architecture: Eintritt frei
Position Nr. 01
Text: Friedrich, Jan, Berlin
osa_office for subversive architecture: Eintritt frei
Position Nr. 01
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Manche Prinzipien haben wir derart verinnerlicht, dass es uns nicht einmal auffällt, wenn jemand sie direkt vor unseren Augen ins Absurde übersteigert.
Es müssen drei oder vier Abende gewesen sein, an denen ich immer direkt an der Volksbühne vorbeigeradelt bin, ohne dass mir das Geringste aufgefallen wäre. Dann endlich begreife ich, was hier los ist. Tags drauf mache ich die Probe aufs Exempel. Ich zeige den Kollegen in der Redaktion auf meinem Handy ein Foto des zweifelhaften Objekts und frage, ob sie etwas Ungewöhnliches entdecken könnten. Hm, mal überlegen, ja, also, der große Schriftzug auf dem Dach der Volksbühne würde fehlen – „OST“ hätte da doch immer draufgestanden, meint einer. Eine andere: Mit der Perspektive würde etwas nicht stimmen, die Straßen fluchteten überhaupt nicht, obwohl der Platz dreieckig sei. Einer rettet die Ehre der Bauwelt: Na, das sind ja wohl ein paar Säulen zu viel!
Fünf, um genau zu sein. Die Duplikate – mit bemaltem Nesselstoff beklebte Sperrholz-Halbzylinder – verschließen während der Theaterferien die Zuschauereingänge zwischen den sechs Muschelkalksäulen des Volksbühnen-Portals von 1913. Die Kulisse, die osa_office for subversive architecture von den Bühnen-Werkstätten hat bauen lassen, ist so perfekt, dass wir sie un- widersprochen als „echt“ hinnehmen. Obwohl wir es besser wissen müssten. Einige Assoziationsvorschläge gibt die Architektengruppe, die hier in der Tat gemäß ihrem Selbstverständnis „gewohnte Wahrnehmungsmuster unterwandert“, mit auf den Weg: Man könnte darin eine Metapher für den inzwischen hermetischen Charakter des Avantgarde-Theaters sehen, über das Kulissenhafte des Steinernen Berlin sinnieren oder einfach ein absurdes Bild für die Anwesenheit von Abwesenheit entdecken.
Fünf, um genau zu sein. Die Duplikate – mit bemaltem Nesselstoff beklebte Sperrholz-Halbzylinder – verschließen während der Theaterferien die Zuschauereingänge zwischen den sechs Muschelkalksäulen des Volksbühnen-Portals von 1913. Die Kulisse, die osa_office for subversive architecture von den Bühnen-Werkstätten hat bauen lassen, ist so perfekt, dass wir sie un- widersprochen als „echt“ hinnehmen. Obwohl wir es besser wissen müssten. Einige Assoziationsvorschläge gibt die Architektengruppe, die hier in der Tat gemäß ihrem Selbstverständnis „gewohnte Wahrnehmungsmuster unterwandert“, mit auf den Weg: Man könnte darin eine Metapher für den inzwischen hermetischen Charakter des Avantgarde-Theaters sehen, über das Kulissenhafte des Steinernen Berlin sinnieren oder einfach ein absurdes Bild für die Anwesenheit von Abwesenheit entdecken.
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