Bauwelt

Maschinen zuhause

Die Technisierung des Wohnens in der Moderne

Text: Hoff, Claudia Simone, Berlin

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Maschinen zuhause

Die Technisierung des Wohnens in der Moderne

Text: Hoff, Claudia Simone, Berlin

Mit dem, was ein Knopf alles auslösen kann, beschäftigt sich Katrin Eberhard in ihrem Buch „Maschinen zuhause. Die Technisierung des Wohnens in der Moderne“, das in der Reihe „Architektonisches Wissen“ im Zürcher gta Verlag erschienen ist.
Ein simpler Knopfdruck nämlich lässt seit Beginn des 20. Jahrhunderts Wasser fließen, Lampen leuchten, Heizungen wärmen – Maschinen laufen. Dieser Publikation voraus ging eine Forschungsarbeit der Autorin, die sich mit dem Einzug der Technik in das Haus und den Folgen für die Architektur beschäftigt. Auch wenn das Thema wissenschaftlich bearbeitet ist, lässt es sich leicht und flüssig lesen. Zahlreiche erklärende Fotografien und Pläne tun ein Übriges.
Während sich die ersten zwei Kapitel mit den Grundlagen des technisierten Wohnens und Le Corbusiers Zukunftsvisionen beschäftigen, sind die nachfolgenden drei Kapitel den Themen Komfort dank technischem Equipment, Gesundheit und technisiertem Wohnen sowie Haustechnik und Kontrolle gewidmet. Dabei macht es die Autorin spannend und erläutert jeden Themenbereich anhand eines Praxisbeispiels aus der Architekturgeschichte. So lernt der Leser Robert Mallet-Stevens’ Villa Cavrois, Richard Neutras Lovell Health House und Brinkman & Van der Vlugts Huis Van der Leeuw kennen – nicht nur stilistisch-formal, sondern fokussiert auf die im jeweiligen Gebäude zum Einsatz kommenden, damals völlig neuartigen technischen Geräte und Raffinessen. Dazu gehörte die Klimaanlage ebenso wie Personen- und Speiseaufzüge, Kühlschränke, Radios oder Telefone.
Es war die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufkommende Elektrizität, die ganz neue architektonische Lösungen ermöglichte. Entwurf, Gestaltung und Wahrnehmung von Gebäuden wurden seitdem entscheidend von der Haustechnik beeinflusst. Nicht nur wurde die technische Ausstattung nun offen präsentiert und von den Bauherren zuweilen zur sozialen Distinktion genutzt, es ergaben sich ganz neue räumliche Möglichkeiten. Die Klimatisierung der Raumluft durch die Heizung beispielsweise erlaubte die Einführung großer Verglasungen und offener Grundrisse, wie die Autorin in der Einleitung feststellt. Und so ist in dieser Publikation Architektur- gleichzeitig immer auch Technikgeschichte.
Wie eng beide Bereiche miteinander verwoben sind, zeigt Eberhard im zweiten Kapitel ihrer Arbeit, in dem sie Le Corbusiers Begriff der „machine à habiter“ anhand der theoretischen Arbeiten des Architekten definiert und anschließend seinen gebauten Projekten gegenüberstellt. Diese Publikation ist mit ihrer Bestandsaufnahme der Bedeutung der Maschine für die Architektur zwischen 1918 und 1939 auch deshalb so wertvoll, weil die Haustechnik, im Unterschied zu Architektur und Interieurdesign, eine sehr viel kürzere Lebensdauer hat und nur selten als schützenswert betrachtet wird. Ziemlich schade eigentlich, wenn man die in der Wand eingelassene Personenwaage im Badezimmer der Villa Cavrois aus dem Jahr 1931 oder die Rudermaschine im Solarium des Huis Van der Leeuw aus den zwanziger Jahren so betrachtet.
Fakten
Autor / Herausgeber Katrin Eberhard
Verlag gta Verlag, Zürich 2011
Zum Verlag
aus Bauwelt 47.2012
Artikel als pdf

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