Ich habe mich um die Rezension gedrückt. Das liegt nicht daran, dass ich zu faul gewesen bin, die vie­len Seiten zu lesen, die eng bedruckt sind und dazu noch in Blau (da ermüdet der Leser schnell)! Aber die Lektüre ist eigentlich interessant, wenn man die unerträglichen Doppelungen im Text ausblendet (da hat es das Lektorat nicht sehr ernst genommen).

Das liegt auch nicht daran, dass ich das Prinzip dieses Buches nicht verstanden habe, wenn es unvermittelt in den Texten plötzlich Abschnitte in fetter und großer Schrift einfügt, die scheinbar wahllos irgendwelche Aspekte hervorheben (das lässt sich verkraften). Und zuletzt liegt es auch nicht daran, dass ich noch niemals so viele, schlechte, zu klein gedruckte Diagramme gesehen habe. Da sind Aussagen so banal, dass sich die Illustration nicht lohnt. Es wäre also leicht, diese Arbeit zu zerreißen.

Ich habe mich um die Rezension gedrückt, weil mich das Thema interessiert, das Shamiyeh anschneidet: „How Design Innovates Business“ ... wie also und unter welchen Umständen werden Design und die Arbeitsweisen des Designers interessant, wenn es darum geht, Veränderungen anzustoßen, die jenseits der formalen Ausarbeitung liegen. Er spricht ein Thema an, dass außerordentlich wichtig ist, denn es geht um die Positionierung eines Metiers, das seine herkömmliche Rolle verliert und sich neu ausrichten muss. Es geht um strategische Planung, es geht um die Arbeit in Netzwerken, um das Eingreifen in Entscheidungsprozesse, um Innovationsstrukturen. Es geht um den Zugang zu Umgebungen, in de­nen der ausgebildete Planer selten anzutreffen ist. Er nämlich hat zufrieden seinen Platz am untersten Ende der Futterverwertung eingenommen und sich da ganz gemütlich eingerichtet. Aber das trägt nicht weiter, es geht um die Leistungsphase 0, es geht um Gestaltung.

  Design – durch die Art und Weise, wie es entsteht – im stetigen Suchen, Modellieren und Verwerfen, in den endlosen Kreisbewegungen – kann es frühzeitig Probleme erkennen und lösen? Kann das Denken des Designers  deshalb eine Kerndisziplin werden, wenn es um die Gestaltung der Zukunft geht? Und wie kann der Designer dann einen relevanten Platz früh in der Entscheidungskette einnehmen? Das sind die Fragen.

Der Herausgeber hat eine Reihe illustrer Autoren gewonnen, die sich irgendwie damit beschäftigen. Da finden sich neben John Thackara auch die Vertreter der Designfirma IDEO, aus Managementschulen von St. Gallen, von ARUP oder auch Volkswirte und Unternehmer, die sich in der einen oder anderen Form – manchmal wissenschaftlich, manchmal aus der Praxis heraus – mit der Thematik beschäftigen. Sie zeigen Probleme, theoretisieren und zitieren. Sie haben in ihren Beiträgen häufig auf alte Vorträge zurückgegriffen, und deswegen knirscht es an den Schnittstellen der Texte gewaltig. Offensichtlich fehlt das „Briefing“, der Zusammenhang stellt sich nicht ein. Das, was hier vorliegt, ist eine Textsammlung – und damit sicherlich der Versuch, der in der Gesamtheit noch nicht aufgearbeiteten Thematik einen Boden einzuziehen, ihre Dimension darzustellen. Da ist es aber aufschlussreicher, wenn manche Texte aus den 70er Jahren, auf die sich einzelne Beiträge immer wieder beziehen, nochmals im Original gelesen werden. Sie sind kürzer und prägnanter. Hier bleibt der Leser zuletzt mit einem gehörigen Maß an Konfusion und auch Frustration zurück, denn die Dinge, die angesprochen und angedacht werden, sind nicht verbunden und auch nicht so arrangiert, dass an sie angeschlossen und weitergedacht werden kann.