Bauwelt

Atelierhaus in München


Das erste Haus 2019: Ein Preis ging an Westner Schührer Zöhrer Architekten – für ein Atelierhaus des Künstlers Markus Oehlen in München


Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin


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    Das Atelier baut einen gestalterischen Kontrast zum benachbarten Wohnhaus des Bauherrn auf, ...
    Foto: Sebastian Schels

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    Das Atelier baut einen gestalterischen Kontrast zum benachbarten Wohnhaus des Bauherrn auf, ...

    Foto: Sebastian Schels

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    ... wobei Bezüge zur Umgebung gesucht worden sind.
    Foto: Sebastian Schels

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    ... wobei Bezüge zur Umgebung gesucht worden sind.

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    Auch das ist München: Westner Schührer Zöhrer konnten bei ihrem „Ersten Haus“ ...
    Foto: Sebastian Schels

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    Auch das ist München: Westner Schührer Zöhrer konnten bei ihrem „Ersten Haus“ ...

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    ... die Auseinandersetzung mit den Phänomenen des europäischen Stadtrands suchen.
    Foto: Sebastian Schels

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    Westner Schührer Zöhrer wurde 2016 von Andy Westner, Werner Schührer und Christian Zöhrer gegründet.Sie studierten Architektur und Urban Design an der Hochschule München sowie an der ETH Zürich und sind als wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU München tätig.
    Foto: Sebastian Schels

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    Westner Schührer Zöhrer wurde 2016 von Andy Westner, Werner Schührer und Christian Zöhrer gegründet.Sie studierten Architektur und Urban Design an der Hochschule München sowie an der ETH Zürich und sind als wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU München tätig.

    Foto: Sebastian Schels

Das Atelierhaus liegt in einer ehemals illegal errichteten Siedlung im Münchner Norden. Zwischen improvisierten Behelfsbauten, Lagerschuppen und Kleinhäusern ist das Atelier ein Ort des konzentrierten Arbeitens. Es nimmt die Identität seiner unmittelbaren Nachbarschaft zum Ausgangspunkt und sucht den Dialog mit den atmosphärischen Qualitäten der Umgebung durch die Wahl der Materialien, der Gebäudeform und der konstruktiven Fügung.

Es entstand ein Haus mit einem Raum, gebaut aus einer Schicht. Die Materialien Beton, Bims, Holz und Bitumen wurden so einfach wie möglich gefügt. Das Grundwasser vor Ort dient als Wärmequelle, und ein großes Dachfenster bringt Nordlicht in den Innenraum. Es ist ein roher, robuster Raum, der eine konzentrierte innere Welt herausarbeitet. Die massiven Wände lassen die heterogene Umgebung nur an wenigen Stellen in das Atelier vordringen, um Tageslicht in den Innenraum zu bringen und wenige gezielte Blicke nach Außen freizugeben. Mit seinem offenen Grundriss wird das Atelier variabel als Malraum, Werkstatt oder Soundlabor genutzt.
Andy Westner, Werner Schührer, Christian Zöhrer

Wie kamen Sie mit Ihrem Bauherrn in Kontakt?

Wir wurden bei einer Veranstaltung der TU München von Christians Professorin Sophie Wolfrum weiterempfohlen. Am nächsten Morgen bereits gab es ein spontanes Treffen beim Bauherrn.
Was war Ihr erster Eindruck vom Grundstück?
Die Umgebung wirkte im aufgeräumten München wie eine Parallelwelt. Es handelt sich dabei um eine der sogenannten Mondscheinsiedlungen, die ursprünglich illegal errichtet und erst vor einigen Jahren nachträglich legalisiert wurden. Die Atmosphäre schien wie aus einem Film von Ulrich Seidl entnommen, und die leidenschaftlichen Basteleien auf den Nachbargrundstücken machen Levi-Strauss’ Bricoleur alle Ehre. Mitten in dieser Situation fanden wir das sehr anspruchvoll entworfene Wohnhaus des Bauherrn vor, daneben den freien Bauplatz für sein Atelier.
Hatte der Bauherr sehr genaue Vorstellungen von seinem künftigen Atelier, und wie gestal­tete sich der Entwurfs- und Planungsprozess im Austausch mit ihm?
Der Bauherr war von Beginn an sehr an der architektonischen Konzeption interessiert, was für die Ausarbeitung des Projekts einen großen Spielraum ermöglicht hat, den er mit uns gemeinsam ausgelotet hat. Als wir ins Projekt gestartet sind, gab es bereits einen Vorentwurf. Dass das Atelier die Form des Wohnhauses wiederholen sollte, war eine der wenigen Vorgaben zum Entwurf und sinnvoll für das im Bebauungsplan streng vorgegebene Baufeld. Da der Bauherr zunächst mit dem Gedanken gespielt hatte, das Gebäude als simple Fertigkonstruktion ähnlich einer Industriehalle zu erstellen, dies aber bereits wieder verworfen hatte, haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, das Gebäude möglichst einfach umzusetzen und zugleich einen Kontrapunkt zum offenen, transparenten Charakter des Wohnhauses zu setzen. Die Materialisierung in massiven, monolithischen Mauerwänden mit Bitumendach sollte sich dann in seiner Rohheit der Umgebung entsprechend einfügen.
Disparate, raue Orte wie jener im Münchner Norden prägen heute weite Teile der Stadtgebiete in Europa, gleichzeitig liegt die öffentliche Aufmerksamkeit auf den historischen Zentren. Welche Chancen sehen Sie in den nächsten Jahrzehnten für die weitere Entwicklung der Stadtränder, und was müsste Ihre Generation als Planer dabei leisten?
Es ist wichtig, diese Zwischenwelten in ihren Eigenlogiken zu verstehen und ernst zu nehmen ohne die üblichen heroischen Gesten der entwerfenden Architekten. Um die Eigenschaften dieser Orte zu erkennen ist es wichtig, den Blick für das Vorhandene und dessen atmosphärische Qualitäten zu schärfen. In den städtischen Peripherien funktionieren viele der architektonisch-städtebaulichen Vorstellungen, die man aus dichten innerstädtischen Strukturen kennt, nicht mehr. Man ist gezwungen, kulturwissenschaftliche Techniken und Perspektiven heranzuziehen, um in diesen Situationen Räume entwerfen und transformieren zu können. Was wir für unsere Tätigkeit als Architekten und Stadtplaner allerdings begrüßen.
Wenn Sie aufs Studium zurückblicken, gibt es Lehrinhalte, die Ihnen bei der ersten Realisierung gefehlt haben?
Da gibt es natürlich eine ganz lange Liste an Dingen, die fehlen, sobald man aus dem geschützten akademischen Rahmen heraus in die sogenannte „Realität“ fällt. Allerdings fehlte uns für die Entwicklung unserer Projekte viel mehr, wenn wir im Studium die Möglichkeit einer freien konzeptionellen Auseinandersetzung mit architektonischen Aufgaben nicht gehabt hätten. Wir schätzen diese unvoreingenommene Herangehensweise an Aufgabenstellungen, die im Studium vermittelt wird, sehr und versuchen, diese bis in die Ausführung der Bauten aufrecht zu erhalten.
Was ist Ihrer Meinung nach derzeit die größte Schwierigkeit, wenn man sich als junger Architekt in Deutschland selbständig machen will?
Die größte Schwierigkeit ist momentan, sich nicht von einem gut bezahlten Anstellungsverhältnis mit 13. Monatsgehalt und Einstiegsbonus in ein Büro mit 50–80 Mitarbeitern locken zu lassen. Ganz ehrlich, um sich in Deutschland als Architekt selbständig zu machen, war die Situation lange nicht mehr so gut wie jetzt.
Ein junges Büro steht nach der ersten Realisierung oft vor der Schwierigkeit, ein Anschlussprojekt zu finden. Haben Sie diese Hürde schon genommen, und inwieweit hat das „Erste Haus“ dabei geholfen?
Wir hatten glücklicherweise bereits bei Gründung unseres Büros die Möglichkeit, zeitgleich an mehreren Projekten für verschiedene Auftraggeber zu arbeiten. Inzwischen ist ein Teil davon ebenfalls fertig gestellt, und Folgeprojekte sind bereits in Bearbeitung. Insofern hatten wir keine Schwierigkeit, Anschluss zu finden. Das Atelierhaus stellt jedoch in der Konstellation mit dem Bauherrn eine Besonderheit dar und war ein absoluter Glücksfall für uns.



Fakten
Architekten Westner Schührer Zöhrer, München
aus Bauwelt 1.2019
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