Viele Pläne für wenig Raum
150 Jahre Stadtplanung in Monaco
Text: Schulz, Bernhard, Berlin
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Abschlussarbeiten am Théâtre de Monte-Carlo von Charles Garnier , 1879
Louis-Emile Durandelle, Photograph on albumin paper Collection NMNM © D.R.
Abschlussarbeiten am Théâtre de Monte-Carlo von Charles Garnier , 1879
Louis-Emile Durandelle, Photograph on albumin paper Collection NMNM © D.R.
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Abriss nach 38 Jahren - Der Palais des Beaux-Arts (1890-1928) musste dem Sporting Club d'Hiver weichen
Glass plate, 1910 Collection Archives Monte-Carlo SBM
Abriss nach 38 Jahren - Der Palais des Beaux-Arts (1890-1928) musste dem Sporting Club d'Hiver weichen
Glass plate, 1910 Collection Archives Monte-Carlo SBM
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Um 1910: Bauarbeiten am Pont Sainte-Dévote. 1964 wurde wieder abgerissen
Bulgheroni Frères company, c.a. 1910, Collection Mairie de Monaco / Médiathèque communale
Um 1910: Bauarbeiten am Pont Sainte-Dévote. 1964 wurde wieder abgerissen
Bulgheroni Frères company, c.a. 1910, Collection Mairie de Monaco / Médiathèque communale
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Eugène Beaudoins Vision zur Umgestaltung von Monacos ältestem Bezirk "Le Rocher", 1943
Eugène Beaudoin (1898 -1983), Red chalk and black stone on tracing paper Collection Archives du Service des Travaux Publics, Monaco © D.R.
Eugène Beaudoins Vision zur Umgestaltung von Monacos ältestem Bezirk "Le Rocher", 1943
Eugène Beaudoin (1898 -1983), Red chalk and black stone on tracing paper Collection Archives du Service des Travaux Publics, Monaco © D.R.
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Flughafenstudie für Monaco, 1945
Rives d'azur n°381 sept.-oct. 1945 Collection Mairie de Monaco / Médiathèque communale
Flughafenstudie für Monaco, 1945
Rives d'azur n°381 sept.-oct. 1945 Collection Mairie de Monaco / Médiathèque communale
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Modell eines geplanten Marinariums, ca. 1960
Black and white photographs Collection Mairie de Monaco / Médiathèque communale
Modell eines geplanten Marinariums, ca. 1960
Black and white photographs Collection Mairie de Monaco / Médiathèque communale
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Yona Friedmans Vision eines monegassischen Venedigs - La Venise monégasque, 1960/2006
Yona Friedman, Collection NMNM © ADAGP, Paris, 2012
Yona Friedmans Vision eines monegassischen Venedigs - La Venise monégasque, 1960/2006
Yona Friedman, Collection NMNM © ADAGP, Paris, 2012
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Internationaler Wettbewerb für das "Portier Building" in Monte Carlo, 1969-1974. Blick auf das Modell von Frei Otto
Courtesy : SIAF/Cité de l'architecture et du patrimoine/Archives d'architecture du XXe siècle
Internationaler Wettbewerb für das "Portier Building" in Monte Carlo, 1969-1974. Blick auf das Modell von Frei Otto
Courtesy : SIAF/Cité de l'architecture et du patrimoine/Archives d'architecture du XXe siècle
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Der Beitrag von Anger & Heymann zum gleichen Wettbewerb ...
Courtesy : SIAF/Cité de l'architecture et du patrimoine/Archives d'architecture du XXe siècle
Der Beitrag von Anger & Heymann zum gleichen Wettbewerb ...
Courtesy : SIAF/Cité de l'architecture et du patrimoine/Archives d'architecture du XXe siècle
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... und das Modell von Higueras Diaz
Courtesy : SIAF/Cité de l'architecture et du patrimoine/Archives d'architecture du XXe siècle
... und das Modell von Higueras Diaz
Courtesy : SIAF/Cité de l'architecture et du patrimoine/Archives d'architecture du XXe siècle
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Planung für Wohnanlagen und einen öffentlichen Park von Emilio Ambasz, 1998
Emilio Ambasz, Architect, © Emilio Ambasz & Associates, Inc.
Planung für Wohnanlagen und einen öffentlichen Park von Emilio Ambasz, 1998
Emilio Ambasz, Architect, © Emilio Ambasz & Associates, Inc.
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Kunstinstallation von Philippe Ramette - Promenade irrationnelle , 2003
Philippe Ramette, Production of the Grimaldi Forum, NMNM © ADAGP, Paris, 2012
Kunstinstallation von Philippe Ramette - Promenade irrationnelle , 2003
Philippe Ramette, Production of the Grimaldi Forum, NMNM © ADAGP, Paris, 2012
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Das Fürstentum aus der Sicht des 2013 verstorbenen Architekturfotografen Gabriele Basilico
Monte-Carlo , 2005 © Gabriele Basilico, Commission of the Association des Amis du NMNM
Das Fürstentum aus der Sicht des 2013 verstorbenen Architekturfotografen Gabriele Basilico
Monte-Carlo , 2005 © Gabriele Basilico, Commission of the Association des Amis du NMNM
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Die Ausstellung "Monacopolis. Architecture, urbanisme et urbanisation à Monaco 1858-2012" ist bis zum 21.Mai 2012 in der Villa Paloma ...
© NMNM/photographie Magliani & Piovan, 2013
Die Ausstellung "Monacopolis. Architecture, urbanisme et urbanisation à Monaco 1858-2012" ist bis zum 21.Mai 2012 in der Villa Paloma ...
© NMNM/photographie Magliani & Piovan, 2013
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... und bis zum 31.Dezember in der Villa Sauber des Nouveau Musée National de Monaco zu sehen.
www.nmnm.mc
© NMNM/photographie Magliani & Piovan, 2013
... und bis zum 31.Dezember in der Villa Sauber des Nouveau Musée National de Monaco zu sehen.
www.nmnm.mc
© NMNM/photographie Magliani & Piovan, 2013
© NMNM/ Philippe Jusforgues, 2011
© NMNM/ Philippe Jusforgues, 2011
Viele Pläne für wenig Raum
150 Jahre Stadtplanung in Monaco
Text: Schulz, Bernhard, Berlin
Monaco ist eine der sonderbarsten Städte der Welt. Auf einem schmalen Küstenstreifen erstreckt sich weniger ein einzelner Ort als vielmehr eine Agglomeration, die längst kein Bauland mehr besitzt und schon auf aufgeschütteten Boden vor der Küstenlinie ausweichen muss.
Einst Sehnsuchtsort europäischer Glücksspieler, zieht Monaco seit Jahrzehnten Steuerflüchtlinge an. Um in den Genuss des niedrigen Steuersatzes des Fürstentums zu gelangen, muss man Immobilieneigentum erwerben, um der Residenzpflicht nochkommen zu können. Das geht am einfachsten in einer der „Résidences“ genannten Apartmenttürme, die immer zahlreicher werden – und höher.
Die Suche nach mehr Platz zum Wohnen ist für die Küstenstadt nichts Neues. Monacos Urbanisierung hat bereits eine 150-jährige Geschichte. Die wurde jetzt zum ersten Mal aufgearbeitet. Was hier schon alles geplant, gebaut, und wieder abgerissen wurde, zeigt das Neue Nationalmuseum Monaco (NMNM) mit einer Doppelausstellung in seinen beiden Standorten, den Villen „Sauber“ und „Paloma“. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts zur Stadt- und Architekturgeschichte Monacos.
Das Team um Chefkuratorin Nathalie Rosticher fand dafür vor allem in den Archiven der Société des bains de mer de Monaco (SBM) gut 5000 Pläne. Sie dokumentieren die Bautätigkeit seit der Belle époque, dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, als sich das Wachstum Monacos rasant beschleunigte. Monte Carlo entstand, mit einer bis heute die Struktur dieses Stadtteils bestimmenden Planung aus Kasino, Theater, Hotels und dem Treffpunkt des „Café de Paris“. Unmittelbar am Ufer entlang schlängelte sich die Eisenbahn. 1964 wurden die Gleisanlagen samt Bahnhof jedoch zugunsten eines Tunnels wieder aufgegeben.
In der Villa Sauber wird die Glanzzeit des erst 1866 geschaffenen Monte Carlo in herrlichen Plänen, Modellen, Aufrissen und Detailzeichnungen lebendig. Kein Geringerer als Charles Garnier, der gefeierte Architekt der Pariser Oper, erhielt den Auftrag für den Bau des Theaters, das zugleich Opernhaus ist. 1879 war es nach nur acht Monaten Bauzeit fertig. Der weit weniger bekannte Nachfolger Garniers, Henri Schmit, vergrößerte 1898 den Zuschauerraum und baute die prinzliche Loge ein. Er entwarf auch das „Café de Paris“ mit niedlicher Kuppel.
Eine wahre Bereicherung der Ausstellung sind die frühen Fotografien und Filmaufnahmen. So zeigt ein vierminütiger Streifen Monaco und das Meer im Jahr 1912, aufgenommen aus einem Wasserflugzeug, eine wirkliche Trouvaille. Der Film führt vor Augen, wie vollständig Monaco schon damals bebaut war – nur nicht so hoch wie heute.
Mit dem Ersten Weltkrieg und dem abrupten Ende einiger europäischer Monarchien versiegte die üppige Bautätigkeit. Merkwürdigerweise bleibt die Zwischenkriegszeit in der Ausstellung unsichtbar. Spätestens zu dieser Zeit gab es kein Bauland mehr und eine „Sättigung“ des Stadtstaates war erreicht. Drei Möglichkeiten stehen seither für weitere Bauvorhaben zur Wahl: die Aufstockung vorhandener Gebäude, das Ersetzen von Bestand durch Hochhäuser, oder die Aufschüttung von Neuland vor der Küstenlinie. Für alle drei Strategien finden sich in Monaco Beispiele. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Baugeschehen dem privaten Investment überlassen, während sich Stadtplanung auf Verkehrsplanung beschränkte. Immer neue Straßenführungen über Brücken und durch Tunnel wurden angelegt und zahllose Tiefgaragen gebaut, um den kostbaren Straßenraum nicht für parkende Autos zu verschwenden.
Die sechziger Jahre waren jedoch nicht nur eine Ära des Pragmatismus, sondern auch der Visionen. So bringt die Ausstellung eigenartige Fundstücke ans Tageslicht, wie die Entwürfe von Satellitensiedlungen im Wasser, von Paul Maymont „Ile flottante“ (1962) und von Edouard Albert „Ile artificielle“ (1963–67) genannt. Dazu Pläne der englischen Gruppe Archigram von 1969 für eine Multifunktions-Veranstaltungshalle: reinste Pop-Architektur, die entsprechend bunt präsentiert wird.
Zahllose Vorhaben der vergangenen 150 Jahre blieben auf dem Papier. Monaco ist eine Stadt in ständigem Wandel – und bislang auch eine Stadt mit kurzem Gedächtnis. Das Erinnerungsvermögen dieser Stadt zu beleben, könnte die Pionierleistung des Nationalmuseums sein.
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