Bauwelt

Pioniere des Kollektiven

Kibbuz und Bauhaus im Bauhaus Dessau

Text: Osiecka, Kasia, Warschau

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Speisesaal des Kibbuz Mechavia (Architekt: Richard Kauffmann)
Unbekannt

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Speisesaal des Kibbuz Mechavia (Architekt: Richard Kauffmann)

Unbekannt


Pioniere des Kollektiven

Kibbuz und Bauhaus im Bauhaus Dessau

Text: Osiecka, Kasia, Warschau

Was verbindet die Kibbuz-Bewegung in Palästina und Israel mit den Ideen des Bauhauses? Dieser Frage widmet sich das Bauhaus Dessau in seiner aktuellen Sonderausstellung.
Der Kibbuz (Plural: Kibbuzim) ist eine weltweit einmalige Form des kollektiven Miteinanders: Auf freiwilliger Basis leben und wirtschaften die Menschen zusammen, verzichten dabei auf Eigentumsrechte und Entlohnung. Die Kibbuzim, in der Anfangszeit einfache ländliche Zeltlager für junge jüdische Einwanderer, entwickelten sich im Laufe der Jahre zu effizienten Wohn- und Produktionsstätten mit urbanem Charakter und einer klaren Nutzungstrennung. Die Architekten dieser Siedlungen folgten den Prin­zipien der Moderne und des Neuen Bauens. Dies ist im Städtebau, der Architektur wie auch in den Entwürfen von Gegenständen des täglichen Gebrauchs zu erkennen. Viele der Planer wie Richard Kauffmann oder Samuel Bickles brachten ihre Erfahrungen aus Europa mit nach Palästina oder später in den jungen Staat Israel. Andere wie Arieh Sharon und Shmuel Mestechkin reisten in den späten zwanziger Jahren aus Palästina zum Studium ans Bauhaus, wo sie Parallelen zu den Ideen der kollektiven Lebensform des frühen Kibbuz ziehen konnten.
Die Ausstellung stellt die wichtigsten Protagonisten und Pioniersiedlungen vor, darunter den ersten, vor 100 Jahren gegründeten Kibbuz, Degania. Eine Zeittafel vermittelt den Kontext, beginnend mit den zionistischen Visionen des 19. Jahrhunderts, endend mit der Situation der Kibbuz-Idee im heutigen Israel. Im Weiteren werden die sich verändernden Typologien und Strukturen der Siedlungen dargestellt; originale Möbelstücke aus den Kibbuzim sind zu sehen. Dieser Teil der Schau basiert auf dem israelischen Beitrag zur Biennale 2010 in Venedig „Kibbutz – An Architecture without Precedents“.
Schließlich: der Kibbuz im 21. Jahrhundert. Die Kibbuzim durchliefen in den letzten Jahren die verschiedensten Transformationsprozesse. Die sozio-ökonomischen Bedingungen erzwangen in vielen Fällen eine völlige Veränderung des Zusammenlebens: Einige Kibbuzim öffneten sich für Touristen, andere gerieten in den Sog von Suburbanisierung und allmählicher Privatisierung.
Ein aktuelles Bild der Kibbuzim versuchen die Künstlerin Stephanie Kloss und die Politikwissenschaftlerin Antonia Blau zu vermitteln. Unter dem Titel „Beyond Eden“ sind die Fotos ausgestellt und die Interviews nachzulesen, die sie während einer Israel-Reise gemacht haben. Und wer sich für einen Mittagsbesuch in der Bauhaus-Mensa entscheidet, erhält dort Einblick in die Entstehung des Speisesaals im Kibbuz Kfar Masaryk, der vom Bauhäusler Munio Weinraub geplant wurde. Auf den langen Kantinen­tischen sind unter Plexiglas Zeichnungen und Fotos des Speisesaals ausgelegt.

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