Bauwelt

Neu bauen oder sich einrichten?

Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Eventteaser Image
  • Social Media Items Social Media Items

ein 1. Preis: F29 Architekten GmbH

  • Social Media Items Social Media Items
ein 1. Preis: F29 Architekten GmbH


Eventteaser Image
  • Social Media Items Social Media Items

ein 1. Preis: Marte.Marte, Weiler (Österreich)

  • Social Media Items Social Media Items
ein 1. Preis: Marte.Marte, Weiler (Österreich)


Neu bauen oder sich einrichten?

Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Das Ergebnis des Wettbewerbs zum Umbau des Berliner Deutschlandhauses in ein Informations-, Dokumentations- und Ausstellungszentrum für die Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung ist uneindeutig – die Jury hat zwei völlig gegensätzliche Konzepte mit einem ersten Preis bedacht.
Das blockhafte, denkmalgeschützte „Deutschlandhaus“ am Askanischen Platz bildet die städtebaulich herausgehobene Südspitze des ab Mitte der 1920er Jahre entstandenen, in den 30er Jahren erweiterten, im Krieg beschädigten und in den 60er Jahren wieder aufgebauten Komplexes „Europahaus“. Einst als Hotel geplant, dann als Vergnügungszentrum gebaut, stand bereits der Wiederaufbau des fünfgeschossigen Trakts an der Ecke Anhalter Straße als „Haus der Ostdeutschen Heimat“ im Zeichen des Schicksals jener Menschen, die, aus den verlorenen Ostgebieten stammend, einen Neuanfang meistern mussten.
Die Gründung der Stiftung „Deutschlandhaus“ im Jahr 1974 führte zu dem noch heute gebräuchlichen Namen, obwohl die Stiftung bereits 1999 aufgelöst und ihre Bibliothek dem Deutschen Historischen Museum zugeführt worden ist. Das DHM ist auch Träger der nicht selbständigen Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, die nun ins Deutschlandhaus einziehen soll. 25 Millionen Euro sind das Budget für den Umbau; entstehen sollen Räume für Dauer- und Wechselausstellung, Veranstaltungen, die Verwaltung und das Dokumentationszentrum, in den obe­ren Geschossen außerdem Büros für andere Nutzer, etwa die Ministerien in der Nachbarschaft. 
Das Deutschlandhaus sei dafür im gegenwär­tigen Zustand aus Gründen seiner Konstruktion und Grundrissdisposition nicht geeignet, befanden Marte.Marte Architekten – und setzten auf einen Teilneubau an der Nordostecke des Deutschlandhauses, welcher den ursprünglich mit einem Kino, später mit einer Garage überbauten Hof und die schmalen, einhüftigen Büroflügel auf der Nord- und Ostseite über­baut; ein aus denkmalpflegerischer Sicht mög­licher Weg. Der im Zuge des Wiederaufbaus von der Anhalter an die Stresemannstraße verlegte Haupteingang bleibt, wo er ist; dahinter öffnet sich ein zwei­geschossiges Foyer mit einer einläufigen Treppe darin, die zur Dauerausstellung im ersten Obergeschoss führt. Von dort führt eine gewendelte Treppe ins zweite Dauerausstellungsgeschoss. Wechselausstellung, Auditorium und Veranstaltungsräume haben Marte.Marte im Erdgeschoss angeordnet – „ein sehr guter Beitrag zur Lösung der Aufgabe“, so die Jury (Vorsitz: Hanno Chef Hendriks, Stuttgart).
Dass die Aufgabe auch mit weniger Eingriffen in die Substanz zu lösen ist, demonstrieren die Dresdner F29 Architekten. Sie legen den Haupteingang zurück an die Anhalter Straße; vom zweigeschossigen Foyer aus führt eine Treppe ins erste Obergeschoss. Über der Fläche des Hofs wurde auf zwei Ebenen die Dauerausstellung angeordnet, wel-che sich auf der Nordseite in einen schmalen Luftraum öffnet, der als eine Art „Passagenraum“ thematische Übersicht bietet. Die „Kunstlichtpause“ in der Nordostecke bietet vor dem Übergang ins Erdgeschoss einen Blick über das geschichtsträchtige Areal, wo einst Gestapo und Göring residierten und sich heute Topographie des Terrors und Finanzministerium befinden. Eine Arbeit, die sich „durch eine große Schlichtheit“ auszeichne, so das Preisgericht. Nun hat der Auslober die Wahl.
vollständiges Ergebnis:
je ein 1. Preis (à 30.500 Euro) F29 Architekten GmbH, Dresden |  Marte.Marte Architekten, Weiler (A) | 3. Preis (14.000 Euro) Kister Scheithauer Gross Architekten und Stadtplaner GmbH, Leipzig |
Anerkennungen (à 5000 Euro) Atelier 30 Architekten GmbH, Kas­sel | wulf und partner, Stuttgart | Anderhalten Architekten, Berlin | MGF Architekten GmbH, Stuttgart
Fakten
Architekten F29 Architekten GmbH, Dresden; Marte.Marte Architekten, Weiler (Österreich)
aus Bauwelt 46.2011
Artikel als pdf

0 Kommentare


loading
x
loading

9.2024

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.