Bauwelt

Meister der Betonschirme

Félix Candela im Deutschen Museum

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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Abfüllhalle der Bacardi-Fabrik in Cuautitlán (1959/60)
Foto: Jan Friedrich

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Abfüllhalle der Bacardi-Fabrik in Cuautitlán (1959/60)

Foto: Jan Friedrich


Meister der Betonschirme

Félix Candela im Deutschen Museum

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

„Cubiertas Ala“ – Dächer wie Flügel: Der Name seiner Baufirma war (architektonisches) Programm. Mehr als 800 Bauten aus hauchdünnen Beton­schalen realisierte Félix Candela (1910–97) in ­Mexiko.
Dabei experimentierte er mit den unterschiedlichsten Geometrien, zu seinem Markenzeichen wurden jedoch die hyperbolische Paraboloide, die er durch Doppelungen, Drehungen und Überschneidungen zu immer neuen Formen und Räumen zusammenfügte. Eine Ausstellung im Deutschen Museum in München, die an der Universidad Politécnia de Madrid konzipiert und von der TU Berlin und dem Deutschen Museum überarbeitet wurde, widmet sich Leben und Werk des Schalenkonstrukteurs.
Candela wuchs in Madrid auf. Bereits während seines Studiums faszinierten ihn die Schalenkonstruktionen von Eduardo Torroja. Für seine Abschlussarbeit „Der Einfluss der neuen Stahlbetontechniken auf die Formensprache der Architektur“ erhielt Candela das Reisestipendium der Königlichen Akademie der Schönen Künste. Damit wollte er in Deutschland seine Kenntnisse vertiefen – hatten hier doch Dyckerhoff und Widmann bereits eine ganze Reihe spektakulärer Betonschalen errichtet. Aber der spanische Bürgerkrieg machte seine Pläne zunichte. Candela, der auf repubikanischer Seite kämpfte, emigrierte 1939 nach Mexiko.
Mit der Gründung der eigenen Firma 1950 begann Candelas schaffensreichste Zeit. Die „Gruppenfotos“ von Mitarbeitern, die zu Belastungsproben auf die Schalendächer geklettert waren, dokumentieren anschaulich die euphorische Anfangszeit des Betonschalenbaus. „Cubiertas Ala“ war zunächst auf Industriebau spezialisiert. In ganz Mexiko kann man sie bis heute finden, die an ausgebreitete Flügel erinnernden, endlos koppelbaren Betonschirme aus vier Hyparschalen, die in einer zentralen Stütze zusammenlaufen. Doch bald kamen die schalenförmigen Dächer auch bei Gaststätten, Tankstellen und Kirchen zum Einsatz. Zu einer Ikone der modernen Architektur avancierte das Restaurant „Los Manatiales“ in Xochimilco (1958), das an eine Blume mit acht Blütenblättern erinnert.
Ende der 60er Jahre hatte die Ära der Betonschalen ihren Höhepunkt überschritten. Die technischen und gestalterischen Möglichkeiten waren bekannt und schienen weitgehend ausgereizt, die Lohnkosten für die aufwendigen Schalungen waren erheblich gestiegen. Wie lebendig Candelas Bauten nach wie vor genutzt werden, zeigen aktuelle Fotos in der Ausstellung. Vor allem aber beeindrucken die Originalzeichnungen. Sie beweisen, dass Félix Candela nicht nur ein innovativer Konstrukteur war, sondern auch ein wunderbarer Zeichner mit einem Gespür für Atmosphäre.
Fakten
Architekten Candela, Félix, (1910–1997)
aus Bauwelt 17.2011
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