Bauwelt

Düsseldorfer Denkmalpflege

Zur Sanierung des Schauspielhauses

Text: Niederwöhrmeier, Julius

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Zuschauerraum Schauspielhaus Düsseldorf
© Archiv Pfau

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Zuschauerraum Schauspielhaus Düsseldorf

© Archiv Pfau


Düsseldorfer Denkmalpflege

Zur Sanierung des Schauspielhauses

Text: Niederwöhrmeier, Julius

Etwa 40 Jahre nach seiner Eröffnung (1970) ist das von Bernhard Pfau entworfene Theater derzeit Gegenstand einer tiefgreifenden Veränderung, die seinem Wert als herausragendem Denkmal der Nachkriegsarchitektur nicht mehr gerecht zu werden droht.
Um den Erhalt des Lebenswerks von Bernhard Pfau (1902–1989) steht es in Düsseldorf und dem Rheinland nicht zum Besten: Immer wieder sind es seine Großprojekte, die mangelndem Unterhalt, Umbau oder Abbruch zum Opfer fallen. Nach dem banalisierenden Umbau des Glashauses und dem Abbruch des Düsseldorfer Studienhauses ist jetzt ausgerechnet sein bekanntestes Werk, das Düsseldorfer Schauspielhaus, gefährdet. Etwa 40 Jahre nach seiner Eröffnung (1970) ist das Theater derzeit Gegenstand einer tiefgreifenden Veränderung, die seinem Wert als herausragendem Denkmal der Nachkriegsarchitektur nicht mehr gerecht zu werden droht.
Anlass für den Eingriff ist die notwendige As­best­sanierung des großen Zuschauerraums. Dabei soll zugleich die akustische Qualität eines Raumes verbessert werden, dem seinerzeit immerhin eine Akustik bescheinigt wurde, die sogar „die Atempause der Schauspieler hörbar macht“. Unter Ignorierung zweier Stellungnahmen eines renommierten Ingenieurbüros, die eine akustische Optimierung unter Erhalt der Raumgeometrie vorsahen, wird nun aber in die Qualität dieses einzigartigen Raumes eingegriffen, indem der Grundriss in der Längsachse von 28 auf 23,50 Meter verkleinert und die Gestalt der Innenhülle verändert wird. Diese „Hör- und Sehschale“, wie Pfau sie nannte, war der Gegenpol zur Fassade des Theaterbaus: Was außen als einachsig gekrümmte, horizontal gestaffelte Außenhaut erscheint, wiederholt sich mit der Trennung von Struktur und Haut konzeptionell im Innenraum; mit 50 vertikalen, unterschiedlich abgewinkelten Holzlamellen wird hier die zweiachsig gekrümmte Raumschale generiert. Pfau gelang es so, mit großer Eleganz und Selbstverständlichkeit die technischen Einbauten durch wellenförmige Ausbuchtungen der Schale – für den Zuschauer nicht sichtbar – in die Flächen zu integrieren, ohne die Homogenität der Haut zu stören.
Unverständlich ist, dass die Untere Denkmal­behörde der Landeshauptstadt gegen die kritische Einschätzung des Landschaftsverbandes Rheinland der Verkleinerung des Saals zustimmen konnte, die schließlich auch die Raumproportionen zwischen Zuschauer- und Bühnenraum entscheidend verändert. Angesichts der einzigartigen städtebaulichen Konzeption von Pfaus Schauspielhaus als Antithese zum Thyssen-Haus (Hentrich/Petschnigg), die auch das Verhältnis zweier exponierter Repräsentanten der Nachkriegsarchitektur mit gegensätzlichen Positionen und Karrieren symbolisiert, erinnert die Vernachläs­sigung des Theaters neben der vorbildlich sanierten Hochhausscheibe auf pikante Weise an den „Düsseldorfer Architektenstreit“ der Nachkriegszeit. Die weitere Entwicklung wird auch von der juristischen Bewertung abhängen, inwieweit hier den Forderungen des Urheberschutzes Rechnung getragen wurde. Dringend muss, wie auch der BDA Düsseldorf fordert, ein überzeugendes Gesamtkonzept zum Erhalt dieses signifikanten Bauwerks von Bernhard Pfau entwickelt werden.
Fakten
Architekten Bernhard Pfau (1902–1989)
aus Bauwelt 20.2011
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