Bauwelt

Bibliothek auf Tempelhof?

45 Stegreifent­würfe und jede Menge neuer Standortvorschläge

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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    Andrew Albers: Tempelhof? Die neue Zentralbibliothek als gespiegelte Kopie des Bahnhof Zoo.

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    Andrew Albers: Tempelhof? Die neue Zentralbibliothek als gespiegelte Kopie des Bahnhof Zoo.

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Bibliothek auf Tempelhof?

45 Stegreifent­würfe und jede Menge neuer Standortvorschläge

Text: Friedrich, Jan, Berlin

Die BDA-Galerie Berlin hat die hauptstädtischen Mitglieder zu Entwürfen für Wowereits Lieblingsprojekt aufgerufen: der Zentralbibliothek auf Tempelhof.  45 Stehgreife, skizziert auf Servietten. Urteilen Sie selbst: Brauchen wir das? Und wenn ja, wo?
Gelegentlich trifft man mit einer Initiative derart ins Schwarze, dass man sich nur verwundert die Augen reiben kann. So erging es dem Kuratorium der BDA-Galerie Berlin, das Ende August die hauptstädtischen BDA-Mitglieder zur Teilnahme an der Ausstellung „40 auf 40“ aufgerufen hatten.
Auf einem Blatt in der Größe einer aufgefalteten Papierserviette – die misst etwa vierzig mal vierzig Zentimeter – sollten sich die Kollegen mit der Planung des Berliner Senats für einen Neubau der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) am südwestlichen Rand des Tempel­hofer Feldes auseinandersetzen. Dem Kuratorium ging es vor allem darum, die Standortdiskussion wieder anzufachen. Ist das Tempelhofer Feld wirklich der geeignete Ort für den Neubau mit 63.000 Qua­dratmeter Nutzfläche? Wäre nicht ein städtischerer Ort besser? Neben dem Hauptbahnhof? Am Humboldt-Forum (wo die ZLB ja ohnehin ein „Schaufenster“ erhalten soll)? In der City-West? Müsste man nicht noch einmal die Möglichkeit prüfen, einen der beiden gegenwärtigen Standorte der ZLB auszubauen, die Amerika-Gedenk-Bibliothek (AGB) in Kreuzberg oder die Stadtbibliothek in Mitte?
Als Ende Oktober die Ausstellung mit den 45 eingesandten Arbeiten eröffnet wurde, platzte der kleine Galerieraum in Charlottenburg aus allen Nähten. Die Tageszeitungen berichteten. Warum plötzlich so viel Aufmerksamkeit für Stegreifentwürfe von Architekten? Nun, die Sache war mit einem Mal enorm brisant geworden, hatten doch in der Woche zuvor die Berliner Koalitionsverhandler von SPD und CDU den Bau der Bibliothek auf dem Tempelhofer Feld beschlossen, der Baubeginn solle noch in der kommenden Legislaturperiode erfolgen.
Um es vorweg zu nehmen: Den Beweis, ein anderer Ort in der Stadt sei ein zwingend besserer als Tem­pelhof, hat keiner der Architekten, die sich mit einer Grundstücksalternative beschäftigt haben (rund die Hälfte der Teilnehmer), erbringen können – sei es mitten auf dem Mehringplatz in Kreuzberg, am Lieblingsort aller Berlin-Touristen, dem Hackeschen Markt, oder ab vom Schuss auf dem Teufelsberg im Grunewald. Doch stellen all diese Arbeiten wichtige Fragen: Was wird aus der denkmalgeschütz­ten AGB in Kreuzberg, wenn die ZLB auszieht? Ein Studentenwohnheim? Warum einen Neubau, wo doch das gigantische Flughafengebäude in Tempelhof zur Hälfte leersteht? Kann man die ZLB nicht völlig dezentralisieren, zu den Nutzern in die Bezirke bringen?
Nein, erläuterte die zur Vernissage anwesende ZLB-Generaldirektorin Claudia Lux, könne man nicht. Die Bibliothek brauche dringend ein zentrales, hochleistungsfähiges, wirtschaftlich zu betreibendes Gebäude. Das sei am besten in einem Neubau umzusetzen. Und Tempelhof, angebunden an U- und S-Bahn und an die Stadtautobahn, sei perfekt dafür. Platz genug für einen Neubau, so Manfred Kühne von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, gäbe es rein theoretisch auch rund um die AGB. Hier könnten die bis zur Unbrauchbarkeit verwilderten Grünflächen bebaut werden. Doch wer würde sich trauen, ein solches Großprojekt ausgerechnet im grün regierten Kreuzberg mit einer Baumfällaktion zu starten?
Galeriegespräch am Montag, dem 28. November, 19 Uhr
Fakten
Architekten Alberts, Andrew, Berlin; Reichwald Schultz Architekten, Berlin/Hamburg; Stadler, Thomas, Berlin; Block, Klaus, Berlin; Lerch, Ingo, Berlin; Becker, Eike, Berlin
aus Bauwelt 43.2011
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