Bauwelt

Sep Ruf wurde wie kaum ein anderer deutscher Architekt diffamiert

Seit zwei Jahren setzt sich die Sep Ruf Gesellschaft für die Erforschung, Bewahrung und Verbreitung des Werks des deutschen Architekten ein.

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

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    Zwei bekannte Bauten von Sep Ruf: der Turm der Maxburg ...
    Foto: Roland Halbe

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    Zwei bekannte Bauten von Sep Ruf: der Turm der Maxburg ...

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    ... und der Eingang zur Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.
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    ... und der Eingang zur Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.

    Foto: Roland Halbe

Sep Ruf wurde wie kaum ein anderer deutscher Architekt diffamiert

Seit zwei Jahren setzt sich die Sep Ruf Gesellschaft für die Erforschung, Bewahrung und Verbreitung des Werks des deutschen Architekten ein.

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

Der Verein „Sep Ruf Gesellschaft“ wurde 2016 gegründet. Mit welcher Intention?
Irene Meissner Sep Ruf (1908–1982) gehört zu den bedeutendsten Architekten der Nachkriegszeit. Das ist bei Insidern bekannt und deshalb wurde beispielsweise ein herausragender Architekt wie Peter Zumthor bei uns Mitglied, aber in der breiteren Öffentlichkeit fehlt dieses Bewusstsein und dagegen wollen wir etwas tun.
In welcher Form?
Andreas Wolf Schulze Wir treten für den Erhalt seines gebauten Werks, seines zeichnerischen Nachlasses sowie dessen konservatorische Aufbewahrung und wissenschaftliche Erschließung ein. Dazu gehört die Digitalisierung seines zeichnerischen Nachlasses. Vor allen Dingen wollen wir das Bewusstsein durch Veröffentlichungen und Veranstaltungen schärfen.
Ist etwa sein gebautes Werk bedroht?
Andreas Wolf Schulze Das Haus Lässig in Starnberg zum Beispiel, ein moderner Flachdachbau aus den 1950er-Jahren, dass nicht unter Denkmalschutz stand, sollte abgerissen werden. Wir haben uns für dessen Erhalt engagiert und zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine Unterschutzstellung erreicht.
Wieso fehlt diese Wertschätzung?
Irene Meissner Im Kontext des Bauhausjubiläums kann man in vielen Zeitungen lesen, dass die Moderne einen großen Bogen um Bayern gemacht hat und das stimmt auch weitgehend. Sep Ruf hat die Ablehnung der Moderne schon bei seinen frühen Bauten erleben müssen. Die Nationalsozialisten bezeichneten eines seiner ersten Wohnhäuser für einen jüdischen Rechtsanwalt als einen Bau „Jerusalemer Art“. In der Nachkriegszeit ging das so weiter. Die Maxburg, die Nikolaus Pevsner als herausragendes Beispiel des Wiederaufbaus international würdigte, wur­de in München aufgrund einiger Bauschäden nur als „Murxburg“ bezeichnet. Konrad Adenauer hat den Kanzlerbungalow in Bonn diskreditiert und erklärte, den Architekten müsste man einsperren. Wie kaum ein anderer deutscher Architekt wurde Sep Ruf diffamiert. Es ist höchste Zeit hier wieder etwas gut zu machen.
Anders als Egon Eiermann, der im öffentlichen Bewusstsein als Nachkriegsarchitekt viel stärker präsent ist.
Irene Meissner Eiermann hat in Karlsruhe an der Universität unterrichtet, d.h. er hatte eine gan­ze Schar von Schülern, Sep Ruf hingegen hat in Nürnberg und München an einer Kunstakademie unterrichtet, mit Klassenverbänden, die 25 Schüler nie überstiegen. Ein weiterer Grund ist der Nachlass von Sep Ruf, der über viele Jahre nicht öffentlich zugänglich war. Als die erste große Welle der Aufarbeitung der Nachkriegsmoderne ab Mitte der 1980er Jahre stattfand, wurde er einfach vergessen. Der deutsche Pavillon in Brüssel von 1958 wird zumeist nur mit Eiermann verbunden, die Konzeption der aufgeständerten, gleichsam schwebenden Pavillons stammt aber von Ruf.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Andreas Wolf Schulze Unsere Wunschvorstellung wäre ein hochwertiger Sep-Ruf-Preis, vergleichbar dem EUMiesAward. Doch dazu gehören weitere Aktivitäten, wie etwa eine feste Gesprächsreihe über aktuelle Probleme der Architektur, die mit seinem Namen verknüpft werden können.
Und eure konkreten nächsten Vorhaben?
Irene Meissner Zurzeit erarbeiten wir einen sogenannten Sep-Ruf-Pfad in Kooperation mit der Landeshauptstadt München. Das ist ein kleiner Führer zu den wichtigsten Bauten in München mit ein zwei Exkursen in die Umgebung. Bis Ende August ist unsere Ausstellung „Ein Vorbild für Europa: Die Maxburg in München“ zu sehen. Zudem bereitet der Filmemacher Johann Betz eine 90-minütige Dokumentation über Sep Ruf vor.
Irene Meissner und Andreas Wolf Schulzesind beide Vorstandsmitglieder der Sep Ruf Gesellschaft e.V., https://seprufgesellschaft.org/

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