Bauwelt

Hermann Czech

Architekt in Wien

Text: Drewes, Fank F., Berlin

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Hermann Czech

Architekt in Wien

Text: Drewes, Fank F., Berlin

Hermann Czech wurde 1936 in Wien geboren, wuchs im 7. Bezirk auf, studierte an der Filmschule Wien sowie an der Technischen Hochschule und der Akademie der bildenden Künste und gründete dort 1979 auch sein Architekturbüro. Mehr Wien geht nicht. Auch der Blick in die Projektliste belegt diese lebenslange Beziehung zu seiner Geburtsstadt. Zwei Aspekte im Anhang dieser ersten Monographie über Hermann Czech fallen besonders ins Gewicht. Zum einen ist das die Studiendauer von 17 Jahren, die allerdings auch seine ersten drei realisierten Entwürfe beinhalten. Zum anderen ist es die feinst aufgesplittete Werkchronologie, die selbst Projekte wie das Kinderzimmer Klemmer (1971/72), den Dachausbau Dertnig (Projekt 1972–74), einen Schrankeinbau und ein Nachtkästchen auflistet.
Die lange Studiendauer, die neben Architek­tur an beiden Wiener Fakultäten auch Philosophie beinhaltete, führte zweifelsohne zur theoretisch-philosophischen Seite dieser Persönlichkeit und wird mit einer langen Liste von Büchern, Schriften und Artikeln un-termauert. Unter anderem gab Czech Neuausgaben und Übersetzungen von „Klassikern“ der Architekturgeschichte heraus, darunter Otto Wagner, Adolf Loos, Josef Frank und Christopher Alexander. Hieraus lässt sich auch die Verwurzelung seines Oeuvres in der Wiener Moderne ableiten, insbesondere die geistige Verwandtschaft zu Loos und Frank. Czechs Entwürfe sind größtenteils kleinen Maßstabs (Ca-fés, Geschäfte, Wohnungen und Häuser) und akribisch bis ins Detail durchgearbeitet. Das Kleine Café am Franziskanerplatz in Wien belegt mustergültig die tiefgreifende intellektuelle Auseinandersetzung, die der Motor von Czechs Ausführungen ist. Von 1970, also noch während des Studiums, bis 1985 beschäftigten ihn die Planungen, die sich auf vier (Umbau)Phasen verteilen – bei denkbar kleiner Grundfläche. Die sensiblen Eingriffe in die Substanz führen zu einer „autorenlosen“ Architektur, die Hermann Czech auch deutlich von den radikalen Vertretern der Wiener Szene unterscheidet.
Diese umfassende Monografie, die das gesamte Lebenswerk Czechs beleuchtet, ist die Disser­tation der Architektin und Herausgeberin Eva Kuß. Sie hat das Buch, dem ausführliche und wiederholte Gespräche mit Hermann Czech selbst sowie diversen Bauherren zugrunde liegen, in drei Teile gegliedert, beginnend mit einem kulturhistorischen Teil, der Czechs Wirken mit den Ansätzen der Wiener Moderne verknüpft. Ein biografischer Abschnitt umfasst seine Jugend- und Studienjahre und analysiert die zeitgenössischen Einflüsse auf sein Denken und Bauen. Der dritte Teil geht über die ausführlichen und detaillierten Projektbeschreibungen hinaus, legt zahlreiche Überlegungen und Referenzen dar und schließt mit dem vollständigen Verzeichnis seiner Bauten, Projekte und Schriften. Der Titel des Buches „Architekt in Wien“ ist ein subtiler Hinweis darauf, dass Czechs Schaffen einen extremen Lokalbezug hat, gleichwohl seine Strahlkraft weit über die Grenzen Österreichs hinaus reicht.
Diese Monografie kann nicht alleine auf das Genre Architekturbuch beschränkt werden, sondern lässt sich auch als Stadt- und Kulturführer von Wien lesen. Die Texte sind so informativ wie kurzweilig, und auch die neu erstellten Fotos von Gabriele Kaiser sind nicht auf Effekte aus, sondern dokumentieren vielmehr die menschlichen Seiten dieser Architektur, die mit einem größtmöglichen Selbstverständnis und sofortiger Identi­fikation einhergeht.
Fakten
Autor / Herausgeber Herausgegeben von Eva Kuß
Verlag Park Books, Zürich 2018
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aus Bauwelt 1.2021
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