Hamburgs Köhlbrandbrücke
Geschichte und Geschichten
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Hamburgs Köhlbrandbrücke
Geschichte und Geschichten
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Dieser handliche, zum 50. Geburtstag der 1974 eingeweihten Köhlbrandbrücke herausgebrachte Band beleuchtet ihre lange Entstehungsgeschichte und enthält gleichzeitig viele Anekdoten, Statements und Randinformationen. Weil es seit einiger Zeit heftige Kontroversen um Abriss und Ersatz der denkmalgeschützten Brücke durch einen deutlich höheren Nachfolger gibt (Bauwelt 16.2024), trifft das Buch in Hamburg den Nerv der Zeit.
Der vom An- und Ausblick des Bauwerks begeisterte Autor Frank Hofmann ist Journalist, Theologe und Philosoph, kein Architekt oder Tragwerksplaner. Dies merkt man dem Buch an: Es gibt lange Passagen zum Köhlbrandbrückenlauf mit Heiratsantrag, zu Suizidversuchen, Protestaktionen und Polizeieinsätzen auf der Brücke. Da der Autor „mit seinen Oldtimern gern und oft über das Bauwerk hinweg in den Hafen“ fährt, sinniert er bereits in der Einleitung ausführlich über die Routenführung.
Für stadthistorisch Interessierte sind die Kapitel zur Planungs- und Baugeschichte interessant. Dabei werden auch die NS-Entwürfe für eine monumentale Elbquerung samt benachbartem Gauhochhaus mit historischen Modellfotos und Zeichnungen vorgestellt, darunter eine anschauliche, an die Brooklyn Bridge in New York erinnernde Skizze einer Hängebrücke mit massiven Pylonen von Hitler persönlich.
1968/69 wurde ein Wettbewerb für die später realisierte Köhlbrandbrücke ausgeschrieben, bei dem sich der Entwurf einer Arbeitsgemeinschaft unter der Führung der Philipp Holzmann AG durchsetzen konnte, konzipiert von den Bauingenieuren Paul Boué und Hans Wittfoht zusammen mit dem Hamburger Architekten Egon Jux. Dessen Werk wird ebenso vorgestellt wie die Realisierung der Brücke. Weitere Kapitel thematisieren Instandhaltung und Wartung (bis hin zum feinste Haarrisse erspähenden „Roboter-Hund“) sowie die seit den 2000er Jahren wegen Verschleiß immer schlechteren Zukunftsperspektiven. Wer das Bauwerk nicht selber in Augenschein nehmen kann, dem sei das Kapitel zu den Filmdrehs auf der Brücke zu empfehlen.
Der eher heimatkundliche Band wird vom Verlag als „Standardwerk“ angepriesen. Denn bislang gab es – neben unzähligen Zeitschriftenartikeln, Buchbeiträgen und Broschüren – keine Monographie, die die Planungs-, Bau- und Standzeit der Brücke bis in die Gegenwart Revue passieren lässt. Das Buch lässt sich aufgrund des journalistischen Schreibstils, der hohen Anekdoten-Dichte und riesigen Schriftgröße flott durchlesen. Ein Fachbuch ist es jedoch nicht. Auch die Qualität der zuweilen nur aus Schnappschüssen bestehenden Abbildungen sowie die sehr schmalen, seitlich neben den Abbildungen angeordneten, teilweise über die gesamte Seitenhöhe reichenden „Bildunterschriften“ überzeugen nicht.







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