Bauwelt

Rekordmeister Paris

Kaye Geipel wünscht sich endlich andere Nachrichten aus der französischen Hauptstadt

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Eventteaser Image
  • Social Media Items Social Media Items

  • Social Media Items Social Media Items


Rekordmeister Paris

Kaye Geipel wünscht sich endlich andere Nachrichten aus der französischen Hauptstadt

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Eine Schallmauer ist in Sichtweite. Durchbrochen wird sie kurz nachdem Sie dieses Heft in den Händen halten. Im August fällt in Paris die Marke von 10.000 Euro, nachdem sie am 30. Juni noch bei 9937 Euro gelegen hatte. Es geht um den Durchschnittspreis für einen Quadratmeter Altbauwohnung, der im letzten Jahr um 7,2 Prozent zulegen konnte - so die frohe Botschaft des Branchendienstes der Immobilienverkäufer Century 21. Das ist auch für eine der sichersten Geldanlagen, die man sich vorstellen kann, außergewöhnlich. Paris ist neben London ein Vorreiter der Entfesselung des Wohnungsmarkts in den europäischen Großstädten. Die anderen hinken zwar etwas hinterher, bleiben aber so sicher wie ein Eisenbahnzug, den nichts zum Entgleisen bringt, in der Spur. Wer im Geschäft ist, jubelt. Einigen platzen die Taschen. Für die Mieter ist es ein weiteres Indiz für die Vertreibung aus der Stadt. Dabei liegen die maßgeblichen Ursachen dieser Preisexplosion auf der Hand. Erstens: verantwortlich ist der immer ungezügeltere Appetit von kapitalkräftigen Großinvestoren, für die „la pierre“ – der Stein – zum idealen Zufluchtsort für das global flottierende Kapital geworden ist. Zweitens: das Karussell auf dem Markt der Altbauwohnungen dreht sich ständig schneller, es schlägt auch 2019 den Rekord aus dem Vorjahr – mit dem knappen Gut Altbauwohnung wird wie verrückt spekuliert. Drittens: Selbst die langfristigen Kreditzinsen sind auf einem absoluten Tiefstand und schütten ständig neues Öl ins Feuer. Viertens, als Folge: Angestellte und Arbeiter, die sowieso schon eine kleine Minderheit waren, sind als Käufer fast völlig vom Markt verdrängt.
Auch die Großstädte in Deutschland folgen denselben, scheinbar unausweichlichen Mechanismen. Keine Deregulierung der Dichteobergrenzen, wie sie kürzlich wieder ins Spiel gebracht wurde (Seite 6), wird daran etwas ändern. Ohne einen politische Richtungswechsel in der Boden- und Mietpolitik – und das heißt, die Spekulation unterbinden und die Gewinne dorthin zurückführen, wo sie gebraucht werden, bei den Nutzern – wird es nicht gehen. Seit 1. Juli hat die französische Hauptstadt übrigens erst mal eine Deckelung der Mieten verordnet.

0 Kommentare


loading
x
loading

9.2024

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.