Bauwelt

Natürlich Tbilissi!

Die Architektur Galerie Berlin blickt in die georgische Hauptstadt

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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„Nachbau“ des Hotels Iveria aus Gemüsekisten. An den Wänden: künstlerische Interpretationen des Turms, u.a. als „Kuckucksuhr“ von Guido Zimmermann.
Foto: Jan Bitter

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„Nachbau“ des Hotels Iveria aus Gemüsekisten. An den Wänden: künstlerische Interpretationen des Turms, u.a. als „Kuckucksuhr“ von Guido Zimmermann.

Foto: Jan Bitter


Natürlich Tbilissi!

Die Architektur Galerie Berlin blickt in die georgische Hauptstadt

Text: Friedrich, Jan, Berlin

„Warum ausgerechnet Tiflis?“ hieß die Stadtbauwelt, die sich im Herbst 2000 der georgischen Hauptstadt anzunähern versuchte. Die Ausgabe (Bauwelt 36.2000) erschien in der Folge der „Städ­tehefte“, mit denen Felix Zwoch, damals stellvertretender Chefredakteur der Bauwelt, unter anderem Städte zurück ins Gedächtnis rufen wollte, die, von westlicher Seite aus gesehen, während des Kalten Krieges hinter dem Eisernen Vorhang verschwunden waren. Irina Kurtishvili, die Kuratorin der aktuellen Schau in der Architektur Galerie Berlin, wies bei der Vernissage auf diese Ausgabe hin: Das Heft habe sie darin bestätigt, dass man in Deutschland eine Tbilissi-Ausstellung machen könne. (Der Gebrauch des landessprachlichen Tbilissi hat sich auch hierzulande durchgesetzt.)
Nun wäre der Galerieraum an der Karl-Marx-Allee zu klein, um sich dort der ganzen Stadt zu widmen. Und so bedient sich Kurtishvili eines Kunstgriffs: Sie gibt einen Überblick über die Geschichte der letzten Jahrzehnte in Tbilissi und Georgien, indem sie die Geschichte des „Hotels Iveria“ erzählt, eines 1967 in der Mitte von Tbilissi als Luxushotel eröffneten 20-Geschossers. Sie hat den Turm in der Galerie symbolisch nachgebaut, aus Gemüsekisten, in denen sie unzählige Artefakte – Stadt- und Baupläne, Landkarten, Postkarten, Schallplatten und vor allem Bücher – präsentiert, die sie „im Sinne einer literarisch-architektonischen Zeitreise zusammengetragen“ hat, wie es der Begleittext treffend formuliert.
Man erfährt, dass der Turm und sein Umfeld Teil einer ab den späten 50er Jahren geplanten und nur in Ansätzen ausgeführten städtebaulichen Umgestaltung Tbilissis waren. Anlässlich der Eröffnung des Hotels, das ausländischen Touristen und der sowjetischen Nomenklatur vorbehalten war, begegnet einem der Name Eduard Schewardnadse, georgischer Innenminister, später sowjetischer Außenminister und, nach der Unabhängigkeit, georgischer Präsident. Der Verfall des Hotels, seine Nutzung als Kaserne und Flüchtlingsunterkunft erzählen vom Bürgerkrieg 1991/92 und den Folgen des Krieges in Abchasien 1992/93. Sanierung und Umbau der Ruine durch Graft Architekten und die Wiedereröffnung als Luxushotel der Radisson-Gruppe 2009 sind Ausdruck der Neuorientierung des Landes unter Präsident Micheil Saakaschwili nach der „Rosenrevolution“ 2003.
Georgien stand früh im Fokus von Wladimir Putins großrussischen Ambitionen. Sein Krieg gegen die Ukraine lässt den sehenswerten Blick nach Tbilissi umso dringlicher erscheinen.
Hotel Iveria. Die Stadt und der Turm
Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin
www.architekturgalerieberlin.de
Bis 8. Oktober
Am 6. Oktober, 18 Uhr: Symposium mit Thomas Willemeit, Katharina Ritter, Stephan Wackwitz, Zaal Andronikashvili, Tinatin Gurgenidze, Nikolaus von Twickel

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