Bauwelt

Vier Köche und ein original Zürcher Rezept

Ein Ensemble aus drei Wohn- und Gewerbebauten sowie einem Quartierpark wird das autonome Kulturzentrum auf dem Koch-Areal in Zürich ablösen. In welcher architektonischen Gestalt ist nun entschieden.

Text: Kunst, Jasmin, Zürich

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    Die vier Siegerprojekte Das Ensemble aus Gewerbebau (A), Wohnhochhaus (B) und Wohn- und Gewerberiegel (C) rahmt den Kochpark (Q) mit der ehemali­gen Kohlelagerhalle.
    Modellfoto: Susan Pop

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    Die vier Siegerprojekte Das Ensemble aus Gewerbebau (A), Wohnhochhaus (B) und Wohn- und Gewerberiegel (C) rahmt den Kochpark (Q) mit der ehemali­gen Kohlelagerhalle.

    Modellfoto: Susan Pop

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    Baufeld A Die ARGE Käferstein & Meister Murat Ekinci erweitert den Park mit der Fassadenbegrünung vertikal in die Obergeschosse.
    Abb.: Architekten

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    Baufeld A Die ARGE Käferstein & Meister Murat Ekinci erweitert den Park mit der Fassadenbegrünung vertikal in die Obergeschosse.

    Abb.: Architekten

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    Über das Foyer im Erdgeschoss sind die zusammenschaltbaren Gewerbeeinheiten zugänglich.
    Abb.: Architekten

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    Über das Foyer im Erdgeschoss sind die zusammenschaltbaren Gewerbeeinheiten zugänglich.

    Abb.: Architekten

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    Baufeld B Im Entwurf von Enzmann Fischer Part­ner ziehen sich die nachbarschaftlichen Flächen vom öffentlichen Sockel­geschoss über die halböffentliche Gartenebene bis in die oberen Geschos­se des Wohnturms.
    Abb.: Architekten

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    Baufeld B Im Entwurf von Enzmann Fischer Part­ner ziehen sich die nachbarschaftlichen Flächen vom öffentlichen Sockel­geschoss über die halböffentliche Gartenebene bis in die oberen Geschos­se des Wohnturms.

    Abb.: Architekten

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    Baufeld C Trachsler Hoffmann schlagen ein freigespieltes Erdgeschoss vor, auf dem Zirkusvorführungen, Einkaufen und Gas­tronomie nebeneinander stattfinden. Die zugäng­liche Dachlandschaft entwickelt sich über drei Ebenen.
    Abb.: Architekten

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    Baufeld C Trachsler Hoffmann schlagen ein freigespieltes Erdgeschoss vor, auf dem Zirkusvorführungen, Einkaufen und Gas­tronomie nebeneinander stattfinden. Die zugäng­liche Dachlandschaft entwickelt sich über drei Ebenen.

    Abb.: Architekten

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    Quartierpark Krebs und Herde Landschaftsarchitekten schaffen mit der Glas-Eindeckung der hölzernen Hallenkonstruk­tion ...
    Abb.: Architekten

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    Quartierpark Krebs und Herde Landschaftsarchitekten schaffen mit der Glas-Eindeckung der hölzernen Hallenkonstruk­tion ...

    Abb.: Architekten

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    ... einen natürlich beleuchteten, überdeckten Bereich im Kochpark.
    Abb.: Architekten

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    ... einen natürlich beleuchteten, überdeckten Bereich im Kochpark.

    Abb.: Architekten

Vier Köche und ein original Zürcher Rezept

Ein Ensemble aus drei Wohn- und Gewerbebauten sowie einem Quartierpark wird das autonome Kulturzentrum auf dem Koch-Areal in Zürich ablösen. In welcher architektonischen Gestalt ist nun entschieden.

Text: Kunst, Jasmin, Zürich

Im „Blauen Haus“, dem ehemaligen Bürogebäude auf dem Koch-Areal, werden Partys gefeiert, Fahrräder repariert, Schallplatten getauscht und Dokumentarfilme diskutiert. Es wird gerappt und musiziert, zu Punk, Metal und Reggae getanzt. Es war bereits Schauplatz eines kleinen, lokalpolitischen Skandals und Grund für zahlreiche Lärmklagen. Auf dem Gelände tummeln sich die Nutzer von Ateliers in einer einstigen Kohlelagerhalle, Bewohner, Artisten, die im dahinterliegenden Zirkusquartier ihre Stücke einstudieren oder für Tourneen proben, und zahlreiche Besucher. Das Koch-Areal ist seit Mai 2013 besetzt.
Nachdem die Koch Wärme AG, welche bis heu­-te Heizprodukte importiert und vertreibt, den Standort in Zürich bereits 1998 aufgegeben hatte, fehlte der Besitzerin des Grundstücks, der schweizerischen Großbank UBS, eine geeignete Nachnutzung. Das Bürogebäude lag 15 Jahre lang brach, bis die Zürcher Besetzerszene aktiv wurde und das Areal zur „selbstorganisierten, kulturellen Oase in der kalten Finanzmetropole Zürich“ erklärte. Ende 2013 hat die Stadt das Grundstück schließlich erworben. Aber erst fünf Jahre später wurde die langfristige Zukunft des Areals per Volksabstimmung besiegelt. Die Bevölkerung setzte ein klares Zeichen dafür, den Geist des Koch-Areals zu erhalten, indem sie mit 73 Prozent der Stimmen dem Vorschlag zustimmte, das Terrain im Besitz der Stadt zu belassen und ausschließlich gemeinnützige Wohnungen vorzusehen, statt einer privaten Überbauung mit nur einem Drittel gemeinnützigen Wohnungen.

Vier Programme
Die Stadt Zürich hat die vier Teile des Grundstücks an verschiedene Bauträger vergeben: die drei Hochbauflächen mit der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich und Kraftwerk1 an zwei etablierte Zürcher Genossenschaften, und an die Senn Resources AG. Ein Quartierpark, getragen von Grün Stadt Zürich, wird die grüne Lun­-ge sowohl für die Siedlung als auch eine größere Nachbarschaft bilden. Diese Bauträger beauftragten das Amt für Hochbauten im vergangenen Jahr, die drei Architektur- und den Landschaftsarchitekturwettbewerb durchzuführen. Für die parallel laufenden Einzelwettbewerbe waren jeweils 10 Architektur bzw. 15 Landschaftsarchitekturteams zugelassen.
Das Wettbewerbsareal umfasst 30.000 m² und liegt im Westen von Zürich in einer Gegend, wo der Gentrifizierungsprozess noch nicht so weit fortgeschritten ist wie in anderen Teilen der Stadt. Hier gibt es sie noch, die bezahlbaren Wohnungen, soziale Durchmischung sowie einigeIndustrie- und Gewerbeareale, die teilweise noch als solche genutzt werden oder bereits umgenutzt worden sind. Besonders in jüngerer Zeit sind viele Bürobauten dazu gekommen und bilden gemeinsam mit einigen Wohnsiedlungen ein urbanes Mischgebiet.
Von der dichten Bestandsbebauung muss lediglich die Holzkonstruktion der ehemaligen Kohlelagerhalle erhalten bleiben, da sie von der städtischen Denkmalpflege als „schützenswerter Bau“ inventarisiert wurde. Sie befindet sich auf der Fläche des künftigen Kochparks und soll als Entwurfselement integriert werden. Den zentralen Anforderungen an den Entwurf liegen bekannte Prinzipien des genossenschaftlichen Bauens in Zürich zugrunde: Innerstädtischem Leerstand, Unternutzung und teuren Mieten soll mit kompakten Grundrissen, vielfältigen Nutzungen und Partizipation entgegengewirkt werden. Räume zum Arbeiten oder für Freizeit sollen gemeinsam nutzbar oder durch flexibel dazumietbare Räume ersetzt werden. In den insgesamt 335 Wohnungen soll neben klassischen Wohnformen auch Spielraum für Selbstausbau und innovative Großwohngemeinschaften geboten werden. Besondere Aufmerksamkeit wird den Übergängen der Perimeter untereinander und zum Quartierpark geschenkt.

Vier Gewinner
Wie eine vertikale Fabrik in einem städtischen Kontext funktionieren kann, zeigt der Sieger­entwurf für das Baufeld A von der ARGE Käferstein & Meister mit Murat Ekinci Architekten. Sei­-ne Qualität liegt in der spezifischen Bezugnahme zu den verschiedenen angrenzenden Raum­situationen. So zeigt sich das Gebäude zum Park hin mit einer begrünten Loggia, zur Straße hin als zurückhaltender Gewerbebau mit Vorplatz. Die Jury sah hier aber auch die Gefahr, das Gebäude könnte zu kleinteilig wirken. Im Inneren überzeugt die Möglichkeit, kleinere und grö­ßere Gewerbeeinheiten zusammenzuschließen und so flexibel zu vermieten.
Auf Baufeld B war ein Wohnhochhaus sowie ein niedrigerer Zeilenbau als Vermittler zum Park gefordert. Der Siegerentwurf von Enzmann Fischer Partner überzeugte die Jury mit seiner räumlichen Vielfalt und der guten Umsetzung desProgramms. Dies überrascht nicht vor dem Hintergrund, dass das Zürcher Büro 2015 mit dem Zollhaus bereits einen großen genossenschaft­lichen Wettbewerb in Zürich für sich entscheidenkonnte. Wie Gemeinschaft und Austausch in einem Wohnhochhaus funktionieren könnte, zeigen die Architekten mit nachbarschaftlichen Flächen, die sich mit unterscheidlichen Öffentlichkeitsgraden dezentral durchs Gebäude ziehen: von der großzügigen Eingangshalle über ein Gewächshaus auf der Sockelterrasse bis zu den diagonalen Enfiladen, die jeweils drei Wohngeschosse zusammenschalten. Die Jury lobt die feine Gliederung der Fassade. Das Volumen des Wohnhochhauses, die gewählte Fensterteilung und rote Farbgebung wecken jedoch auch Assoziationen mit den nahegelegenen Hardau Türmen. Diese sind Teil einer Wohnüberbauung aus den 1970er Jahren, welche die Hochhauslandschaft der Stadt entscheidend geprägt hat, aber auch lange Zeit mit ihrem schlechten Ruf zu kämpfen hatte.
Das erstplatzierte Projekt auf Baufeld C, von Studio Trachsler Hoffmann, hält größtmöglichen Abstand zur alten Kohlelagerhalle und überlässt ihr so das Zentrum des Kochparks. Das zentrale Element des Entwurfs und gleichzeitig Zentrum des schmalen, länglichen Gewerbe- und Wohnhauses bildet das durchgehend freigespielte Sockelgeschoss mit der darüberliegenden, gemeinschaftlichen Plattform. Unter diesem „Stadtbalkon“ wird der Zirkus Chnopf mit einer Aufführungshalle und Proberäumen auch in Zukunft sein Zuhause finden. Die Ausdetaillierung der Pläne lässt erahnen, dass die Plattform mit dem angrenzenden Außenraum als Ort des Zusammenkommens funktionieren kann. Kritik äußert die Jury an der „zu plakativen“ Glasfassade.
Auch der 2. Rang von der ARGE toblergmür + Stücheli Pestalozzi Schiratzki bietet für dieses Baufeld eine interessante Lösung an: Statt das dichte Programm in einem einzigen Baukörper unterzubringen, wird es in drei Gebäude aufgeteilt – ein Langhaus, ein Punkthaus und einen Pavillon, der als Zirkushalle genutzt wird. Statt für das Siedlungsleben ein künstliches Niveau zu schaffen, findet es hier direkt auf dem Stadtboden statt. Die fehlende Abgrenzungsmöglichkeit des Außenraums zum Park vermochte die Jury letztlich aber nicht zu überzeugen.
Der künftige Kochpark soll, nach dem Sieger­entwurf von Krebs und Herde Landschaftsar­chitekten, aus drei Zonen bestehen: einer lichten Wiese, einem wilden Stadtgarten, in dem die Landschaftsarchitekten vorgefundene Materia­lien wiederverwenden wollen, sowie der Kohle­lagerhalle, die auf ihre Struktur zurückgebaut und vollständig mit Glasziegeln gedeckt wird.
Auf die Ergebnisse folgt nun eine Dialogphase, in der die vier Siegerprojekte überarbeitet werden und zu einem kohärenten Ganzen zusammenwachsen sollen. 2021 ist die Räumung vorgesehen, womit eine kleine Koch-Ära zu Ende gehen wird. Die vorliegenden Projekte geben aber Grund zur Hoffnung, dass das Gelände mit neu­er Kraft ein weiteres Mal aufleben wird.
Vier parallele, einstufige anonyme Projekt-/Konzeptwettbewerbe im selektiven Verfahren
Baufeld A

1. Rang ARGE Käferstein & Meister mit Murat Ekinci Architekten mit KOLB Landschaftsarchitektur, Zürich
2. Rang EM2N Architekten mit Balliana Schubert Landschaftsarchitekten, Zürich
3. Rang Karamuk Kuo Architekten GmbH, Zürich mit atelier tp – tijssen preller landschaftsarchitekten, Rapperswil
4. Rang/Ankauf jessenvollenweider architektur mit Stauffer Rösch, Basel
Baufeld B
1. Rang Enzmann Fischer Partner mit Skala Landschaft Stadt Raum, Zürich
2. Rang Michael Meier und Marius Hug Architekten mit Schmid Landschaftsarchitekten, Zürich
3. Rang Gmür und Gschwentner Architekten + Stadtplaner mit Nipkow Landschaftsarchitektur, Zürich
4. Rang Müller Sigrist Architekten, Zürich mit Westpol Landschaftsarchitektur, Basel
5. Rang/Ankauf Clou Architekten mit Tremp Landschaftsarchitekten, Zürich
Baufeld C

1. Rang Studio Trachsler Hoffmann, Zürich mit Atelier Loidl, Berlin
2. Rang ARGE toblergmür + Stücheli Pestalozzi Schiratzki mit Ganz Landschaftsarchitekten, Zürich
3. Rang ARGE Futurafrosch Architektur und Raumplanung mit Marcel Baumgartner Architekten mit ARGE Alexander Schmid Landschaftsarchitektur mit Urbscheit Landschaftsarchitektur, Zürich
4. Rang pool Architekten, Zürich mit Krebs und Herde Landschaftsarchitekten, Winterthur
Baufeld Quartierpark
1. Rang Krebs und Herde Landschaftsarchitekten BSLA, Winterthur mit PARK, Dipl. Arch. ETH SIA BSA, Zürich
2. Rang Schmid Landschaftsarchitekten mit Loeliger Strub Architektur, Zürich
3. Rang DUO Architects Paysagistes, Lausanne mit akkurat bauatelier, Thun
4. Rang Raymond Vogel Landschaften, Zürich
5. Rang Chaves Biedermann, Barcelona (ES) mit Müller Architekturbüro, Frauenfeld
Juryvorsitz
Ursula Müller, Amt für Hochbauten
Auslober
Allgemeine Baugenossenschaft Zürich, Kraftwerk 1, Senn Resources AG, Grün Stadt Zürich
Wettbewerbskoordination
Amt für Hochbauten, Zürich
Fakten
Architekten ARGE Käferstein & Meister mit Murat Ekinci Architekten mit KOLB Landschaftsarchitektur, Zürich; Enzmann Fischer Partner mit Skala Landschaft Stadt Raum, Zürich; Studio Trachsler Hoffmann, Zürich mit Atelier Loidl, Berlin; Krebs und Herde Landschaftsarchitekten BSLA, Winterthur mit PARK, Dipl. Arch. ETH SIA BSA, Zürich
aus Bauwelt 15.2019
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