Bauwelt

Zentrum für Kunst & Urbanistik in Berlin


Für die Erweiterung des Zentrums für Kunst und Urbanistik ZK/U in Berlin-Moabit setzten Peter Grundmann Architekten eine mehrschichtige Struktur aus Stahl und Glas auf den Bestand.


Text: Strothmann, Hannah, Berlin


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    Die Erweiterung sattelt auf dem Bestand auf. Alte ...
    Foto: Yizhi Wang

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    Foto: Yizhi Wang

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    ... und neue Elemente bilden einen offenen, integrierten Raum.
    Foto: Yizhi Wang

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    ... und neue Elemente bilden einen offenen, integrierten Raum.

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    Außentreppen führen ...
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    ... in das Obergeschoss und hinauf auf die Dachterrasse.
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    ... in das Obergeschoss und hinauf auf die Dachterrasse.

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    Bekannt geworden ist das Büro mit seinen Low-Tech-Bauten. Die Konstruktion ist ein prägendes Entwurfs-prinzip, das das Erscheinungsbild seiner Bauten bestimmt.
    Foto: Yizhi Wang

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    Bekannt geworden ist das Büro mit seinen Low-Tech-Bauten. Die Konstruktion ist ein prägendes Entwurfs-prinzip, das das Erscheinungsbild seiner Bauten bestimmt.

    Foto: Yizhi Wang

Das Zentrums für Kunst und Urbanistik ZK/U befindet sich in zwei Gebäuden des ehemaligen Moabiter Güterbahnhofs und entwickelt seit 2012 ein vielfältiges Programm. Hier wird Kunst geschaffen und gezeigt sowie zur Stadt geforscht, es finden Konzerte, Kinoabende und Nachbarschaftsmärkte statt. Das zweigeschossige Bestandsgebäude mit Projekträumen und Atelierwohnungen wurde zu klein für den wachsenden Bedarf, weshalb der Trägerverein KUNSTrePUBLIK einen Anbau beauftragte. Nach einer europaweiten Ausschreibung fiel die Wahl auf Peter Grundmann Architekten aus Berlin, bekannt für charakteristische, kontextbezogene und kon-struktiv ausgeklügelte Architekturen, die oft im Eigenbau ausgeführt sind.

Eingehüllt und aufgestockt

Das Konzept des Erweiterungsbaus ist bestechend einfach: Eine Stahlkonstruktion dient als konstruktives Gerüst für die Aufstockung und ummantelt den eingeschossigen Güterschuppen. Die ungedämmten Ziegelwände bleiben roh erhalten; dank der Glasfassade, die im Erdgeschoss längsseitig mit Abstand vor dem Mauerwerk steht, war keine Dämmung notwendig. Die-se thermische Hülle bildet im Erdgeschoss südseitig eine lichte Übergangszone zum großen Veranstaltungsraum, nordseitig einen großzügigen Wintergarten. Zwei Stahltreppen, Laubengänge und ein Aufzug erschließen die Aufstockung. Im ersten Geschoss werden die Vorbauten des Erdgeschosses zum Laubengang, hinter dem flexibel nutzbare Büro- und Projekträume sowie eine Küche liegen. Verschiedene Wege führen auf und durch die Etagen, das Gebäude ist szenographisch entworfen, mit Durch- und Ausblicken, die neue Raumzusammenhänge schaffen und zu Erkundung und Austausch animieren. Die öffentliche Dachterrasse bietet ein Panora-ma über den Westhafen. Das ZK/U spricht von einer „urbanen Bühne“, Peter Grundmann konzipierte sie als vertikale Erweiterung des umliegenden Stadtgartens. Ein Baum sollte das Dach als solche markieren, doch dafür reichte das Geld nicht. Konstruktiv ist er jedoch angelegt – ein Möglichkeitsraum für zukünftige Planungen und Pflanzungen. Diese Offenheit entspricht Grundmanns Idee der „Entprogrammierung“, die sich gegen Beherrschung und Kapitalisierung richtet: Es gibt kein festgeschriebenes Programm, weshalb der Raum dynamisch und aneignungs-fähig bleibt – die Architektur soll ermöglichen.

Ein Rohling?

Der bauliche Eingriff war komplex. Das Bestandsgebäude musste konstruktiv ertüchtigt werden, um Aufstockung und Dachterrasse zu tragen und einen stützenfreien Innenraum im Erdgeschoss zu schaffen. Die Konstruktion ist bei Grundmann ein prägendes Entwurfsprinzip, das Tragwerk bestimmt das architektonische Erscheinungsbild. Neu ist die Integration umfassender Haustechnik, bisher baute das Büro Low-Tech. Aber um Keller und Erdgeschoss als Veranstaltungsräume auszustatten, bedurfte es einer großen Lüftungsanlage und aufwendiger Brandschutztechnik. Im Erdgeschoss zeichnet sich der architektonische Eingriff an Wänden und Decke ab. Neue Betonstützen tragen die höher gelegte Hohlbetondecke, an der die technischen Notwendigkeiten angebracht sind. Das rohe Erscheinungsbild erzeugt das Gefühl, in den Ein-geweiden der Kulturproduktion zu stehen. Zugleich ist es die logische Konsequenz von Grundmanns planerischer Haltung, er spricht von „Logik“. Die architektonische Stringenz entsteht aus dem Zusammenspiel verschiedener Parameter, die aufeinander reagieren.

Kontextbezogenheit trifft Detailliebe

Bestand als Kontext erhalten ist ein zentrales Prinzip. Es geht dabei nicht um technokratische Überlegungen zu klimaschonender Materialeffizienz, sondern um das Sichern von Spuren und das Erzeugen von Komplexität. Grundmann wollte die Gebäudestruktur ebenso erhalten wie Graffitis, die von früherer Raumaneignung zeugen. Diese Spuren sollen das Gebäude zum Erzählen bringen und ein „stückreiches Berlin“ bewahren. Zur Anreicherung der Narration setzt die Architektur neue Spuren mit vielen Details, die eine Geschichte erzählen. Sie sind durchdacht, erscheinen aber beiläufig und nicht manieriert, das ist dem Architekten wichtig. So antizipiert der versteckte Fensterflügel des gläsernen Aufzugsschachts die Gebäudepflege; der Druckstab mit Zugseilen an einem Geländer verschlankt das Material.
Andere ästhetische Entscheidungen vertritt Grundmann vehement, sodass Ästhetik als essentielles, auch politisches Programm erscheint: Die Verglasung erzeugt eine einladende Durchlässigkeit und soll daher durchgehend sein, sodass bei den Fensteranschlüssen an die Bestandsmauern schmale Profile montiert sind, damit die Ziegelwände optisch durchlaufen.
Die Details zeugen von einem Entwurfsprozess, der Gegebenheiten hinterfragt und ermuntern, aus der Norm zu fallen. Für diese Sonderanfertigungen legte das Team oft selbst Hand an, auch aus pragmatischen Gründen. Denn das Budget für den aus Fördermitteln der EU und des Berliner Senats finanzierten Bau war knapp. Für eine Bruttogesamtfläche von 2468 Quadratmeter sowie 570 Quadratmeter Dachterrasse lieferte das Büro mit Gesamtbaukosten von 6,16 Millionen Euro einen verhältnismäßig günstigen Bau. Effiziente Ressourcennutzung sei Teil der politischen Verantwortung von Planenden, so Grundmann. Wenn man die-se Verantwortung habe, dann müsse man alles geben. Beim ZK/U ist das gelungen.



Fakten
Architekten Peter Grundmann, Berlin
Adresse Siemensstraße 27, 10551 Berlin


aus Bauwelt 1.2026
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