Ferienlager in Kasterlee
Ein ehemaliges Militärgelände im Nordosten Belgiens wurde in einen Erholungspark verwandelt. Die Architekten DmvA haben ein Ferienhaus für Kinder mit Behinderung und ein Theater gebaut. Zwischen Spielen, Klettern und Rollstuhlgerechtigkeit sehen sie keinen Widerspruch.
Text: De Visscher, Lisa, Lüttich
-
Ins Theater kommen die Jugendlichen, die sich im Ferienlager aufhalten, ...
Foto: Stijn Bollaert
Ins Theater kommen die Jugendlichen, die sich im Ferienlager aufhalten, ...
Foto: Stijn Bollaert
-
... um Aufführungen zu sehen oder selbst Theater zu spielen.
Foto: Stijn Bollaert
... um Aufführungen zu sehen oder selbst Theater zu spielen.
Foto: Stijn Bollaert
-
Der Neubau orientiert sich in Formensprache ...
Foto: Stijn Bollaert
Der Neubau orientiert sich in Formensprache ...
Foto: Stijn Bollaert
-
... und Materialwahl ...
Foto: Stijn Bollaert
... und Materialwahl ...
Foto: Stijn Bollaert
-
... an den übrigen Hallen.
Foto: Stijn Bollaert
... an den übrigen Hallen.
Foto: Stijn Bollaert
-
Im Wald befindet sich neben einem Kletterpark mit Seilen, Fangnetzen und einer Zipline auch eine Lagerfeuerstelle.
Foto: Stijn Bollaert
Im Wald befindet sich neben einem Kletterpark mit Seilen, Fangnetzen und einer Zipline auch eine Lagerfeuerstelle.
Foto: Stijn Bollaert
Heide, Sanddünen und Kiefernwälder – so sieht die Landschaft im Nordosten Belgiens aus. Nur das Meer fehlt, ansonsten wähnt man sich fast an der baltischen Küste. Mitten in dieser Landschaft liegt „De Hoge Rielen“, ein ehemaliges Militärgelände von 230 Hektar mit etwa dreißig identischen Munitionslagern. Im Jahr 2004 entwarfen die italienischen Architekten Secchi-Viganò in Zusammenarbeit mit dem Flämischen Bouwmeester einen Masterplan für dieses Naturgebiet. Sie entwickelten eine langfristige Vision mit Augenmerk auf den historischen, ökologischen und pädagogischen Wert des Geländes. Infolgedessen wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten dank einer Reihe von Architekturwettbewerben rund fünfzehn Lagerhallen mit Respekt vor der militärischen Vergangenheit des Ortes umgenutzt.
Die Hallen und Zeltplätze sind durch ein Netz von Wegen und Sandpfaden miteinander verbunden. Quer über das gesamte Gelände verläuft der „Middenweg“, eine befestigte zentrale Straße, doppelt so breit wie die anderen Wege und nur für Radfahrerinnen und Fußgänger zugänglich. An dieser Straße liegt Gebäude 39. Es war früher kein Munitionslager, sondern ein Offiziershaus und ist daher nur halb so lang wie die anderen Hallen. Auf der quadratischen Grundfläche des Offziershauses errichteten DmvA ein Ferienhaus für Kinder mit einer Behinderung.
Da das ursprüngliche Gebäude in schlechtem Zustand war, wurde es abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die offene Küche und der Wohnraum mit großzügigen roten Sesseln liegen mittig im Gebäude und reichen in der Höhe bis zum Dachfirst, wodurch sie besonders geräumig und hell sind. Vier Maisonette-Schlafzimmer öffnen sich direkt zu diesem zentralen Raum und bieten einen Blick in die umliegenden Wälder. Im Erdgeschoss ist alles rollstuhlgerecht gestaltet, doch die Mezzanine-Ebenen in den Schlafzimmern regen zum Spielen und Klettern an und verleihen dem ansonsten einfachen Programm eine besondere räumliche Qualität.
Ein Stück entfernt befindet sich ein Theater, ein umgenutztes Munitionslager. Dieses Gebäude fällt buchstäblich aus dem Rahmen: In den 1980er Jahren wurde an die Halle ein offener Kamin mit einem massiven Schornstein angebaut, der direkt am Middenweg steht. Die Architekten entschieden sich, von dieser „Anomalie“ auszugehen, und fügten zwei weitere Ausstülpungen hinzu: einen Backstagebereich hinter dem Theatersaal und eine Küchentheke, die sowohl von innen als auch von außen genutzt werden kann. Dadurch kann das ursprüngliche Volumen der Halle fast vollständig als Veranstaltungsraum bespielt werden. Große Fenster lassen reichlich Licht herein, können aber durch schwarze Vorhänge, die die gesamte Wandbreite einnehmen, verdunkelt werden.
Darüber hinaus setzten DmvA die Halle 27 instand, ein unbeheiztes Logistikzentrum mit einer Tribüne, Sanitär- und Lagerräumen. Das Gelände rund um die Halle – ursprünglich aufgeschüttet, um im Fall einer Explosion von Munition deren Auswirkungen zu verringern – wird nun durch eine gelbe Metalltreppe erschlossen. Auch die Halle 30 wurde mit minimalen Eingriffen renoviert. Die Gebäudehülle erhielt neue rote Notausgangstüren in den Stirnfassaden. Das unbeheizte und ungedämmte Gebäude dient nun als Unterstand zum Spielen, Essen, Schlafen oder Kochen für den angrenzenden Campingplatz.
Das Ferienlager zeigt, wie sich Respekt vor der Vergangenheit und der Landschaft sowie die Spielfreude von Kindern und Jugendlichen in zeitgenössischer Architektur miteinander verbinden lassen.
x
Bauwelt Newsletter
Immer freitags erscheint der Bauwelt-Newsletter mit dem Wichtigsten der Woche: Lesen Sie, worum es in der neuen Ausgabe geht. Außerdem:
- » aktuelle Stellenangebote
- » exklusive Online-Beiträge, Interviews und Bildstrecken
- » Wettbewerbsauslobungen
- » Termine
- » Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und jederzeit wieder kündbar.
Beispiele, Hinweise: Datenschutz, Analyse, Widerruf
0 Kommentare