Bauwelt

Raus aus dem Klohäuschen

Der Nachbarschaftsverein „Mikropol“ ist in Hamburg fest etabliert. Als Reaktion auf die Schließung des Nachbarschaftszentrums ist ein Toilettenhaus sein Wirkungsort. Das könnte sich bald ändern.

Text: Rieken, Antonia, Hamburg

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    1. Preis Hochbau + 1. Preis Freiraum Demo Working Group und FAKT mit Knüvener Architekturlandschaft schlagen eine kompakte, an eine Werkstatthalle erinnernde Architektur vor, die durch ihre Flexibilität und einfache Bauweise überzeugt. Die Holz-Lehmkons-truktion kommt mit wenig Haustechnik aus und verspricht trotz simpler Kubatur, ein neuer Treffpunkt im Park zu werden.
    Abb.: Verfasser

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    1. Preis Hochbau + 1. Preis Freiraum Demo Working Group und FAKT mit Knüvener Architekturlandschaft schlagen eine kompakte, an eine Werkstatthalle erinnernde Architektur vor, die durch ihre Flexibilität und einfache Bauweise überzeugt. Die Holz-Lehmkons-truktion kommt mit wenig Haustechnik aus und verspricht trotz simpler Kubatur, ein neuer Treffpunkt im Park zu werden.

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    3. Preis Hochbau + Anerkennung Freiraum Christen-sen & Co Architects und 1:1 Landscape setzen mit ih-rem „Kulturpavillon“ einen halbrunden Baukörper in Holzständerbauweise an den Parkrand. Kreissegmentförmige Räume ordnen sich um die doppelgeschossige Lobby in der Mitte, die Stadt und Park verbindet.
    Abb.: Verfasser

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    3. Preis Hochbau + Anerkennung Freiraum Christen-sen & Co Architects und 1:1 Landscape setzen mit ih-rem „Kulturpavillon“ einen halbrunden Baukörper in Holzständerbauweise an den Parkrand. Kreissegmentförmige Räume ordnen sich um die doppelgeschossige Lobby in der Mitte, die Stadt und Park verbindet.

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    2. Preis Freiraum ifau überzeugten die Jury im 2. Rundgang nicht mit ihrem Hochbaukonzept – ihr Entwurf sei zwar gestalterisch grundsätzlich gelungen, aber auch zu verschlossen und nicht wirtschaftlich. Das Freiraumkonzept von atelier le balto überzeugte durch seine verschiedenen Vegetationszonen und das Angebot an den Radverkehr.
    Abb.: Verfasser

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    2. Preis Freiraum ifau überzeugten die Jury im 2. Rundgang nicht mit ihrem Hochbaukonzept – ihr Entwurf sei zwar gestalterisch grundsätzlich gelungen, aber auch zu verschlossen und nicht wirtschaftlich. Das Freiraumkonzept von atelier le balto überzeugte durch seine verschiedenen Vegetationszonen und das Angebot an den Radverkehr.

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    3. Preis Freiraum forma-tion_a konnten mit ihrer Architektur nicht überzeugen, die Grundrissorganisation sei unübersichtlich, außerdem sei die Glashülle nicht wirtschaftlich. Die Freiraumplanung von Atelier Loidl sei „unaufgeregt und schlicht“ und gefiel.
    Abb.: Verfasser

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    3. Preis Freiraum forma-tion_a konnten mit ihrer Architektur nicht überzeugen, die Grundrissorganisation sei unübersichtlich, außerdem sei die Glashülle nicht wirtschaftlich. Die Freiraumplanung von Atelier Loidl sei „unaufgeregt und schlicht“ und gefiel.

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    Foto: DorfmüllerKlier

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Raus aus dem Klohäuschen

Der Nachbarschaftsverein „Mikropol“ ist in Hamburg fest etabliert. Als Reaktion auf die Schließung des Nachbarschaftszentrums ist ein Toilettenhaus sein Wirkungsort. Das könnte sich bald ändern.

Text: Rieken, Antonia, Hamburg

In Hamburg soll zwischen der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung für Branntwein und den Elbbrücken ein neues Stadtteilzentrum entstehen. Das 9500 Quadratmeter große Planungsgebiet am südlichen Rand von Rothenburgsort wird im Norden durch den „Billwerder Neuen Deich“, im Süden durch eine Radroute in die Innenstadt begrenzt. Es ist Teil des städtischen Grünzugs „Alster-Bille-Elbe“ und bildet mit dem Elbpark Entenwerder den südlichen Auftakt zur Bille. Hier, angrenzend an die HafenCity und unweit der Baustelle des Elbtowers, liegt Rothenburgsort: ein Stadtteil im Hamburger Südosten, der weder Szeneviertel ist noch sein will. Zwischen rotem Klinker, Graffiti und Gleisen, durchzogen von Kanälen und Wasserläufen, weht ein ehrlicher Wind – geprägt vom Engagement einer jungen, diversen Nachbarschaft.
Was zunächst nach einem gewöhnlichen Bauprojekt klingt, ist das Ergebnis langjähriger zivilgesellschaftlicher Initiative. Seit dem Abriss des alten Stadtteilzentrums „RothenBurg“ setzt sich der Verein Mikropol für einen neuen Ort für Kultur, Bildung, Selbsthilfe und Vernetzung ein. Derzeit dient ein ehemaliges Toilettenhaus auf einer Verkehrsinsel als Zentrum – bezeichnend für den fehlenden Raum, aber auch für die Beharrlichkeit des Vereins.
Nachdem eine Arbeitsgemeinschaft des Hamburger Planungs- und Beteiligungsbüros „projektbüro“ und der Genossenschaft „fux eG“ Workshops zum Raum-, Finanzierungs- und Betreiberkonzept durchgeführt hatte, wurde Ende 2024 der Wettbewerb für ein neues Stadtteilzentrum ausgelobt. Im April entschied das Preisgericht den nicht-offenen, einphasigen Realisierungswettbewerb in den Kategorien Hochbau- sowie Freiraumplanung.
Gesucht wurden ein Haus, das sich zum Quartier, zum Park und zur Stadt öffnet sowie ein Freiraum, der Verbindungen schafft. Die Auslo-berin, das Bezirksamt Hamburg-Mitte, entwickelte die Anforderungen gemeinsam mit der künftigen Nutzerschaft, darunter der Verein Mikropol. Das Zentrum soll ein Ort für das werden, was in der eigenen Wohnung keinen Platz findet – und einer, an dem unwahrscheinliche Begegnungen wahrscheinlicher werden.
Von acht teilnehmenden Teams wurde die Demo Working Group aus Köln gemeinsam mit Fakt aus Berlin mit dem ersten Preis in den Kategorien Hochbau wie auch Freiraum ausgezeichnet. Die Arbeitsgemeinschaft platziert den zweigeschossigen Holzbau mit Dachterrasse in der östlichen Grundstücksecke. Die umlaufende Glasfassade stellt Sichtbezüge und separate Zugänge zu verschiedenen Nutzungen her. Das Fassadenkonzept konnte durch Leichtigkeit und Transparenz überzeugen. Besonders würdigt die Jury das großformatige Schiebetor und die klappbare Werkstattfassade, wenngleich sie auf energetische und wirtschaftliche Herausforderungen der großzügigen Verglasung hinweist. Das klare Gebäuderaster begünstigt vielfältige Nutzungsszenarien. Zudem wird der Außenraum durch Werkstatt, Lobby und Café im Erdgeschoss aktiviert. Haustechnik kommt sparsam zum Einsatz, und das „Solarkamin“-Treppenhaus – mit thermischem Kamineffekt durch eine Klappe am oberen Ende – sieht das Preisgericht als einfallsreiches Detail.
Die Freiraumplanung überzeugte: Kleine Platzsituationen schaffen Übergänge zwischen Stadtteilzentrum, Quartier und Park. Differenzierte Rad- und Fußwege sorgen für Orientierung. Der im Ideenteil vorgeschlagene „Actionpark“ mit offenen Sport- und Bewegungszonen wird als vielversprechender Ansatz gelobt.
Das Team Christensen & Co Architects und 1:1 Landscape aus Kopenhagen erreichte einen dritten Preis für den Hochbau- und eine Anerkennung für den Freiraumentwurf. Der halbrunde Baukörper am nördlichen Grundstücksrand bildet einen Eingangsplatz zum Quartier und erzeugt Rückzugscharakter in Richtung Park. Diesen würdigt die Jury als gelungenen Kontrast zur mehrgeschossigen Umgebung – insbesondere zum benachbarten Hotelhochhaus. Zugleich wird der so entstehende geschlossene Charakter kritisch hinterfragt. Bedenken äußert die Jury auch zur Platzierung von Werkstatt und Café an den Gebäudeenden: Ihre dreiseitige Öffnung lasse sie wiederum „zu exponiert” erscheinen. Die Holzständerbauweise, die dunkelgrüne Fassade und das Verschattungskonzept finden Zuspruch.
Im Freiraum gliedert der Entwurf das Gelände in eine öffentliche Liegewiese und einen natur-nahen Bereich. Drei Plätze verbinden Gebäude und Wege. Die Parktribüne entlang des Radwegs wird als attraktiver Aufenthaltsort bewertet. Die klare Radwegeführung überzeugt, allerdings wird die hohe Bodenversiegelung kritisch angemerkt. Trotz ökologischer Ausstattungselemente und Bildungsinterventionen entfalte außerdem die naturbelassene Zone noch nicht genug Kraft.
Den zweiten Preis für ihr Freiraumkonzept erhielten Ifau – Heinemann Heiß Schmidt Architekten und atelier le balto aus Berlin erhielten. Es inszeniert im Grünzug ein Spiel aus Dichte und Offenheit. Eine Kreisform aus dichter Bepflanzung und gemähtem Rasen strukturiert den Raum. Im Westen gibt ein Totholzgürtel einen Impuls für naturnahe Entwicklung. Spiel- und Sportangebote sind zurückhaltend integriert, was individuelle Nutzungen begünstigt. Die vorgeschlagene Hauptachse aus Betonplatten mit Rasenfugen wirft allerdings Fragen zur Barrierefreiheit auf.
Der dritte Preis für die Freiraumgestaltung ging an formation_a und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten aus Berlin. Ihr Entwurf überzeugt durch eine klare, an den Bestand angepasste Struktur aus Wiese, Gehölzen, Freitreppe und offenen Spiel- und Sportflächen. Neue ergänzende Angebote bleiben jedoch aus.
Wenn alles läuft wie geplant, gibt es 2028 ein neues Zentrum für Rothenburgsort. In einem Stadtteil, der oft übersehen wird, zeigt sich, was möglich ist, wenn Stadtentwicklung nicht nur von oben kommt, sondern auch von innen wächst.
Nicht-offener einphasiger Realisierungswettbewerb mit freiraumplanerischem Ideenteil
1. Preis Hochbau + 1. Preis Freiraum ARGE Demo Working Group, Köln mit FAKT – Office for Architecture, Berlin; Knüvener Architekturlandschaft, Köln
3. Preis Hochbau + Anerkennung Freiraum Christensen & Co Architects; 1:1 Landscape, beide Kopenhagen
2. Preis Freiraum ifau – Institut für angewandte Urbanistik Heinemann Heiß Schmidt Architekten; atelier le balto, beide Berlin
3. Preis Freiraum formation_a; Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, beide Berlin
Ausloberin
Bezirksamt Hamburg-Mitte im Einvernehmen mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft
Fachpreisjury
Nikolaus Goetze (Vorsitz), Franz-Josef Höing, Michael Mathe, Eva Henze, Laura Jahnke, Tom Friedrich, Siri Frech, Sabine Rabe
Koordination
Büro luchterhandt & partner Luchterhandt Senger Stadtplaner, Hamburg
Fakten
Architekten Demo Working Group, Köln; FAKT – Office for Architecture, Berlin; Knüvener Architekturlandschaft, Köln; Christensen & Co Architects, Kopenhagen; 1:1 Landscape, Kopenhagen; ifau – Institut für angewandte Urbanistik Heinemann Heiß Schmidt Architekten, Berlin; atelier le balto, Berlin; formation_a, Berlin; Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, Berlin
aus Bauwelt 17.2025
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