KI gegen KI
Florian Thein wurde beim Verfassen dieser Kolumne wirklich nur minimal von künstlicher Intelligenz unterstützt
Text: Thein, Florian, Berlin
KI gegen KI
Florian Thein wurde beim Verfassen dieser Kolumne wirklich nur minimal von künstlicher Intelligenz unterstützt
Text: Thein, Florian, Berlin
Sie kennen das: Egal ob Feuilleton, Familienfeier oder Fachtagung – früher oder später landet man beim Thema Künstliche Intelligenz. Mal als technisches Wunderwerk gefeiert, das in Sekundenschnelle Gedichte oder Sinfonien produziert, mal wahrgenommen als zivilisatorischer Kipppunkt, der wahlweise in einem arbeitsfreien Utopia oder aber dem Ende der Menschheit mündet.
Auch vor unserer Profession macht die KI selbstverständlich nicht halt. Und hier und dort werden hinter vorgehaltener Hand auch schon mal wilde Vermutungen angestellt, wie weit die Arbeitsunterstützung durch künstliche Intelligenz im Architekturbüro bereits wirkt. Die vor einigen Jahren verstorbene Gründerin des äußerst erfolgreichen, international stilprägenden Büros? Arbeitet längst, aus Parametern und dem Projektarchiv digital rekonstruiert, posthum weiter. Die Entwurfsabteilung wurde jedenfalls längst auf ein Minimum eingedampft.
Ob dies tatsächlich Tatsachen entspricht, oder hier nur menschliche (?) Fantasie durchgaloppiert ist, scheint mir dabei zweitrangig. Zählt nicht eher die Frage, warum wir anscheinend ausgerechnet den schöpferischen Kern unserer Arbeit aus der Hand geben sollten? Da gäbe es doch deutlich sinnvollere Einsatzbereiche. Bitte vortreten, wer sich gerne durch graue Seiten staubiger Baurechtstexte kämpft und das Planspiel mit §6, §34 oder §67 der jeweiligen Landesbauordnung liebt! Wer telefoniert leidenschaftlich mit dem Amt, um auszuloten, ob die Gaube als „störend“ oder „gestaltungsprägend“ gilt? Eben.
Hier kommt die KI ins Spiel. Paragraphen wälzen, Ausnahmegenehmigungen prüfen, Abstandsflächen optimieren – Verwaltungssprache dekodieren. Und auf der vermeintlichen Gegenseite? Die pflichtbewussten Beamten stöhnen schließlich ebenfalls: Schon wieder ein Entwurf, der mit dem Bebauungsplan nur lose verwandt ist. Warum also nicht eine digitale Vermittlung? KI auf Seiten der Architektur trifft auf die Amts-KI. Ein diskreter Dialog im Hintergrund – ohne Faxgeräte, ohne endlosen E-Mail-Verkehr, ohne Verdruss. Während die Maschinen sich austauschen, bleibt für uns mehr Raum für das, was wirklich zählt: Entwerfen und Gestalten. Ein geradezu revolutionärer Gedanke.







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