Auf dem Flughafen von Istanbul gibt es ein Tierklosett. Es befindet sich neben der Damentoilette. Das könnte man witzig oder ungebührlich finden, darum soll es hier aber nicht gehen. Mir war die Existenz einer solchen Anlage vor allem ein Augenöffner und eine Überlegung wert: Ja, wohin denn mit den Exkrementen der lieben Vierbeiner auf einer langen Reise? Das Reisen ist ja ohnehin erschwert mit Hund oder Katze – dem Menschen, aber vor allem doch dem Tier. Schon unsereinen beschäftigt, wenn’s weit weg geht, ja bisweilen das Gedärm; das Tier dann sicherlich erst recht.

In den Städten laufen die Leute ihren schnüffelnden, geschäftigen Gefährten mit Plastik-tüten hinterher – zumindest den Hunden. Ins Flugzeug kommen die Tiere dann nur in Taschen, mit Valium und – ab einer bestimmten Größe – über die Laderampe. Ich weiß nicht: Tragen sie dann Windeln? Oder sind sie gut genug erzogen, in einer Ausnahmesituation, wie sie das Fliegen zweifelsohne darstellt, an sich zu halten? Das Tierklosett regte mich an, die Sichtweise zu vertiefen, die ich mir schon beim Schlendern durch die Stadt am Bosporus manchmal vorgestellt hatte: den Blick der Katzen.

Es gibt dort so viele von ihnen, dass man unbedingt von Co-Habitation sprechen muss. Vielen fehlt so systematisch ein Stück Ohr, dass es sich nur um behördliche Kastration handeln kann. Ansonsten aber ehren und versorgen die Istanbuler ihre Katzen: Sie füttern sie und haben fast jeder ein Häuschen gebaut. Ich glaube, die Miezen finden hier das Paradies auf Erden. Sie kennen sich sogar aus mit Straßenverkehr. Touristen begegnen sie, will ich erkannt haben, skeptisch. Als ich von einer zwei, drei, vier Fotos schoss, lugte sie mir auf dem letzten mit einem „Echt jetzt?“ entgegen. Auch wissen sie genau, zu welchem Tisch eines Kebab-Ladens es lohnt, die Pfote zu recken. Und sie schlafen natürlich wo sie wollen. Nur die kleinen sind manchmal etwas schreckhaft.

Es heißt, der Islam halte Katzen heilig. Ich vermute, dass auch ihre Genussfreude an Nagetieren eine Rolle bei der Ehrerbietung spielt. Und so schließt sich denn der Kreis: Irgendwo hin, muss schließlich die sauberste Katze mit den Früchten Ihrer Arbeit.