Bauwelt

Szenarien einer Mobilitäts­wende für Nordhessen 2050

Am Beispiel Nordhessens hat das Forschungsprojekt "BauMobil - Szenarien für 2050" ein Mobilitätskonzept für periphere Räume entwickelt.

Text: Stumm, Alexander, Berlin

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    Zukunftsszenario für die Mobilität im ländlichen Raum in Nordhessen
    Grafik: Heimann + Schwantes

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    Zukunftsszenario für die Mobilität im ländlichen Raum in Nordhessen

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    Die Ortschaft der Case Stuy Trendelburg mit 5223 Einwohnern. Bild: Wo sich Bundesstraße und Landstraße treffen. Die Station Lieber in Trendelburg-Kernstadt.
    Foto: Can Wagener

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    Die Ortschaft der Case Stuy Trendelburg mit 5223 Einwohnern. Bild: Wo sich Bundesstraße und Landstraße treffen. Die Station Lieber in Trendelburg-Kernstadt.

    Foto: Can Wagener

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    Einfahrt nach Trendelburg-Kernstadt. Die kaum frequentierte Straße nimmt den meisten Platz ein, der Gehweg ist we­­niger als 40 Zentimeter breit. Die Dominanz des Autos wird so im Stadtraum zementiert.
    Foto: Can Wagener

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    Einfahrt nach Trendelburg-Kernstadt. Die kaum frequentierte Straße nimmt den meisten Platz ein, der Gehweg ist we­­niger als 40 Zentimeter breit. Die Dominanz des Autos wird so im Stadtraum zementiert.

    Foto: Can Wagener

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    Die Bäckerei gegenüber der Kirche wäre ein netter Treffpunkt, wenn nicht Autos vor dem Geschäft parken würden.
    Foto: Can Wagener

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    Die Bäckerei gegenüber der Kirche wäre ein netter Treffpunkt, wenn nicht Autos vor dem Geschäft parken würden.

    Foto: Can Wagener

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    Zitat einer Mutter mit drei Kindern im Vorschulalter in Trendelburg, die für den Projektzeitraum auf ein Auto verzichtet: „Seit ich in diesem Projekt bin, ärgere ich mich darüber, dass wir auf dem Weg zur Kita fast keinen Platz zum Laufen haben, die Straße aber sehr breit ist. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen.“
    Foto: Can Wagener

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    Zitat einer Mutter mit drei Kindern im Vorschulalter in Trendelburg, die für den Projektzeitraum auf ein Auto verzichtet: „Seit ich in diesem Projekt bin, ärgere ich mich darüber, dass wir auf dem Weg zur Kita fast keinen Platz zum Laufen haben, die Straße aber sehr breit ist. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen.“

    Foto: Can Wagener

Szenarien einer Mobilitäts­wende für Nordhessen 2050

Am Beispiel Nordhessens hat das Forschungsprojekt "BauMobil - Szenarien für 2050" ein Mobilitätskonzept für periphere Räume entwickelt.

Text: Stumm, Alexander, Berlin

Das von 2018 bis 2020 durchgeführte Projekt „BauMobil - Szenarien für 2050“ der Fachgebiete Architekturtheorie und Entwerfen, Städtebau und Stadt- und Regionalplanung der Uni Kassel widmet sich der ländlichen Verkehrswende. Am Beispiel Nordhessens hat das von „Zukunft Bau“ des BBSR geförderten Projekts ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für periphere Räume entwickelt. Das Forschungsvorhaben befasste sich mit den Auswirkungen des Struktur- und demografischen Wandels, konkret mit rückläufiger Daseinsvorsorge, Flächen­inanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrsstrukturen und nicht zuletzt der „letzten Meile“ im Lieferverkehr.
Zentrale Fragestellung war, wie die Digitalisierung einen Beitrag zur Verkehrswende im Auto-dominierten ländlichen Raum leisten kann. Im Zukunftsszenario „Gemeinschafts-Land 2050“ lassen sich verschiedene Verkehrsarten gebündelt und in einer All-in-One-App buchen.

Szenario: (Grafiken in größerer Darstellung im pdf-Download unten)
Die Verbindung von Stadt und Region funktioniert über Regionalzüge und die RegioTram, die von Kassel aus Nordhessen erschließen. Dieses gut getaktete, schnelle und hochleistungsfähige Rückrat ermöglicht insbesondere Pendler- und Schüler-, aber auch den Warenverkehr. PlusBusse stellen überregionale Querverbindungen her und halten an zentralen und regional bedeutsamen Orten. On-Demand Ride-Pooling-Shuttles fungieren als Zubringerverkehre und Feinerschließung. Flächendeckende Radwege komplementieren das Konzept. Ein-, Um- und Ausstiege erfolgen an einem System aus multifunktionalen Knotenpunkten verschiedener Größenordnung. Diese Mobilitäts-Hubs folgen einem dreistufigen System. Der Mikro-Hub bietet On-Demand-Verkehr, digitalisierte Mitfahrerbank und Bike-Sharing; beim Midi-Hub kommen Car-Sharing und Schnellbus hinzu. Makro-Hubs haben außerdem Anschluss an die Regio-Tram oder den Regionalzug. Zusätzlich sind die Hubs auch soziale Kristallisationspunkte mit WiFi, Paketstation, Tauschregal, touristischen Infotafeln und Raum für fliegende Händler mit Backwaren oder Lebensmitteln. Während der mo­torisierte Individualverkehr und der öffentliche Verkehr in ländlichen Räumen heute konsequent getrennt sind, werden in Zukunft also hybri­­-de Angebote dominieren, die auch zum Miteinander im ländlichen Raum beitragen sollen. In einem derzeit laufenden Folgeprojekt geht es um die konzeptionelle und architektonische Ausarbeitung der Hubs und die Konkretisierung des Verkehrskonzepts.

Mobilität im Wandel: Case Study Trendelburg in Nordhessen (Fotos)
Die Mobilitätswende ist nicht nur eine bauliche, sondern auch eine gesellschaftliche Wende. Das – vorwiegend im großstädtischen Milieu reproduzierte – Klischee ist, dass Bewohner auf dem Land in vollkommener, liebevoller Abhängigkeit mit ihrem Automobil leben. Das Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen der Uni Kassel und UrbanCatalyst sind für das Wettbewerbsprojekt #mobilwandel2035 des Umweltministeriums der Frage nachgegangen, wie sich ein individueller Mobilitätswandel erreichen lässt. Dafür hat das Projekt ein Jahr lang unter dem Motto „Leben auf dem Land ohne Auto – Geht das?“ eng mit 15 Bewohnerinnen und Bewohnern im nordhes­sischen Trendelburg zusammengearbeitet.
In Tiefeninterviews haben sich drei Faktoren herauskristallisiert:
1. Mobilitätsverhalten: Welche Verkehrsmittel werden warum genutzt?
2. Transformationsmentalität: Warum und unter welchen Bedingungen ist eine Mobilitätstransformation möglich?
3. Mobilitätsperspektive: Welche alternativen Verkehrsmittel bilden warum eine Perspektive?
Zu Beginn des Projekts sagte der überwiegende Teil, dass ein Leben ohne Auto auf dem Land nicht möglich sei. Am Ende waren alle überzeugt, dass es doch denkbar wäre – wenn entsprechende Angebote vorhanden wären. Manchmal sind es nur kleine Wünsche wie eine Fahrradbox am Bahnhof, in der man sein Rad sicher abschließen kann.
Das Projekt hat vier Typen herausgearbeitet, an denen sich die Bereitschaft für den Mobilitätswandel ablesen lässt:

1. Die Vorausgehenden: Für sie ist das eigene Auto nur noch eine unliebsame Notwendigkeit. Sie nutzen wo möglich Alternativen und nehmen dafür auch Einschränkungen in Kauf. Sie sehen die Notwendigkeit für einen Wandel und ihre individuelle Verantwortung dabei.
2. Die Engagierten: Das eigene Auto ist für sie notwendig, sie nutzen aber schon jetzt manche Alternativen und engagieren sich im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten für einen Wandel.

3. Die Pragmatischen: Auf das eigene Auto wollen sie nur verzichten, solange dabei keine nennenswerten Einschränkungen entstehen. Die Notwendigkeit für einen Wandel sehen sie, die Verantwortung dafür aber vor allem beim Staat.

4. Die Skeptischen: Auf das eigene Auto wollen sie nicht verzichten, denn es gibt dafür fast keine Alternativen, die es ausreichend ersetzen können. Einschränkungen nehmen sie keine in Kauf.

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