Bauwelt

Rathaus Berlin-Mitte

Typisch Berlin, ist der Anspruch mal wieder gigantisch: Der Bezirk Mitte will neben dem Haus der Statistik das „Rathaus der Zukunft“ bauen. Schmelzer Weber aus Dresden gewannen mit Anmerkungen.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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    1.  Preis Schmelzer Weber, Dresden, entwickeln das Rathaus als Figur aus Sockel, Block und Hochhaus.
    Abb.: Verfasser

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    1.  Preis Schmelzer Weber, Dresden, entwickeln das Rathaus als Figur aus Sockel, Block und Hochhaus.

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    Im Inneren ist die äußere Form nicht ablesbar; der Lastabtrag der Hochhaussscheibe in der Mitte der Freitreppe bleibt rätselhaft. Die Jury mahnt, „das Tragwerk muss funktionsfähig sein“, und wünscht mehr Ressourceneffizienz.
    Abb.: Verfasser

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    Im Inneren ist die äußere Form nicht ablesbar; der Lastabtrag der Hochhaussscheibe in der Mitte der Freitreppe bleibt rätselhaft. Die Jury mahnt, „das Tragwerk muss funktionsfähig sein“, und wünscht mehr Ressourceneffizienz.

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    2. Preis Der Entwurf von cruu schafft eine öffentliche Wegeverbindung in Nord-Süd-Richtung. Die Jury lobt die werkstoffgerechte Struktur als sinnvolle Kombination von Recycling, Massiv- und Holzhybridbau.
    Abb.: Verfasser

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    2. Preis Der Entwurf von cruu schafft eine öffentliche Wegeverbindung in Nord-Süd-Richtung. Die Jury lobt die werkstoffgerechte Struktur als sinnvolle Kombination von Recycling, Massiv- und Holzhybridbau.

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    3. Preis Dem Entwurf von TILLO/KAA „fehlt es in der Gesamterscheinung an der Erkennbarkeit des Rathauses als Rathaus“, bemängelte das Preisgericht.
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    3. Preis Dem Entwurf von TILLO/KAA „fehlt es in der Gesamterscheinung an der Erkennbarkeit des Rathauses als Rathaus“, bemängelte das Preisgericht.

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Rathaus Berlin-Mitte

Typisch Berlin, ist der Anspruch mal wieder gigantisch: Der Bezirk Mitte will neben dem Haus der Statistik das „Rathaus der Zukunft“ bauen. Schmelzer Weber aus Dresden gewannen mit Anmerkungen.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Ein Rathaus wurde in Berlin schon länger nicht mehr gebaut. Zwar ist der Sitz des Rathauses von Berlin-Mitte an der Karl-Marx-Allee ein Neubau aus den 1990er Jahren, doch mussten sich die Architekten Bassen, Heinrich und Puhan-Schulz an dem zuvor abgerissenen Hotel „Berolina“ orientieren, weshalb dem Gebäude ein architektonischer Ausdruck als Rathaus abgeht, und zudem ist der Bezirk dort nur Mieter. Das jüngste „richtige“, also für diese Bestimmung von der Stadt errichtete Rathaus, das sich mithin auf Ausdrucksformen von bürgerschaftlicher Repräsentation untersuchen lässt, ist das Rathaus Kreuzberg an der Yorckstraße aus dem Jahr 1951, entworfen von Willy Kreuer: ein modernes Verwaltungsgebäude, das mit der Höhe seines quer zur Straßenflucht angeordneten Bürotrakts aus den gründerzeitlichen Traufhöhen ringsum ragt und auch den Ratssaal architektonisch artikuliert, die klassischen Repräsentationsformeln, wie sie noch an den Rathäusern Moabit (1936/37, Architekt Richard Ermisch) und Tempelhof (1936–38, Architekt Hellmut Delius) bemüht wurden, aber vermeidet. Das 1989 fertiggestellte Rathaus in der Großsiedlung Marzahn von Wolf-Rüdiger Eisentraut, Bernd Walther und Karin Bock wiederum ist ein interessantes Gebäude, kann als „Rathaus-Architektur“ aber nur mit Abstrichen gelten, insofern als es in der DDR keine kommunale Selbstverwaltung gab.
Der Bezirk Mitte will nun ein neues Rathaus bauen, um sich von den Unwägbarkeiten des spekulativen Mietmarkts zu befreien und vielleicht auch zu anderen Formen von Verwaltung zu gelangen – das ist in der Büroscheibe an der an der Karl-Marx-Allee mit ihren Zellenbüros tatsächlich schwierig. Dazu wurde ein zweistufiger, in der ersten Phase offener Wettbewerb aus­gelobt, zu dem 157 Entwürfe eingereicht wurden, von denen zwanzig für die 2. Phase ausgewählt wurden. Das Grundstück liegt nicht weit entfernt vom bisherigen Standort – das neue Rathaus soll an der Otto-Braun-Straße entstehen, auf dem Areal vom „Haus der Statistik“, das das Land Berlin derzeit zu einem Standort für Verwaltung, Kultur und Soziales umbaut (Bauwelt 19.2021).
Die Statements zur Vorstellung der Ergebnisse zeigen, dass mehr als nur ein Zweckbau entstehen soll: Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt sprach von der „Würde des Bezirks“, die hier zum Ausdruck kommen solle, Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Facility Management, von der „demokratischen Verfasstheit“. Neben der Bezirksverordnetenversammlung sollen eine städtische Bibliothek einziehen, das Standesamt, eine öffentliche Kantine und, ganz oben, eine Espresso-Bar mit Dachterrasse. Die Jury unter Vorsitz der Berliner Architektin Birgit Rapp diskutierte aber vor allem den Wunsch der Auslobung nach einem „Rathaus der Zukunft“ – ist dies ein solches oder doch eher jenes? Rapp äußerte sich am Ende diplomatisch: Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf der Dresdner Architekten Schmelzer Weber sei auf jeden Fall das Rathaus der Zukunft, da er ja noch gebaut werden müsse. Mit anderen Worten: Inhaltlich vermochte keine der prämierten Arbeiten diesen Anspruch einzulösen. Aber vielleicht geht es ja auch eine Nummer kleiner.
Schmelzer Weber organisieren das Rathaus als Kombination von drei Teilen: einem zweigeschossigen Sockel mit Kolonnade, einer 68 Meter hohen, parallel zur Otto-Braun-Straße platzierten Hochhausscheibe und einem sechsgeschossigen, dazu versetzten Trakt, der die Höhe der Nachbarbebauung aufnimmt. Der Haupteingang liegt am Vorplatz vor der Schmalseite des Hochhauses, von hier erreichen die Nutzerinnen und Besucher die Bibliothek und Ausstellungsbe-reiche im 1. Obergeschoss und den Saal der Bezirksverordnetenversammlung und der Fraktionsräume im 2. Obergeschoss. Das Trauzimmer liegt ganz oben im Hochhaus und artikuliert sich gestalterisch mit einer Art „Krone“: Der Gebäudeabschluss greift die im Sockelbereich eingeführte Faltung der Fassade noch einmal auf; in den Geschossen dazwischen wird das Thema zurückhaltend in den schlanken Pfeilern der Muschelkalkverkleidung behandelt. Überspielt wird damit allerdings auch der wichtigste Raum des Rathauses: Der BVV-Saal findet keinen ei­genen Ausdruck, sondern verschwindet in der gleichmäßigen Abwicklung der Fassade.
Ungelöst wirkt die im Grundriss mittig, aber direkt unter der östlichen Langseite des Hochhauses angeordnete Freitreppe – die von oben kommende Last lässt sich gewiss irgendwie umleiten oder abfangen, damit ist aber noch keine räumlich-strukturelle Sinnfälligkeit erreicht.
Das Preisgericht empfiehlt weitere Punkte zur Überarbeitung, wie die niedrige Höhe des Erdgeschosses, die Lage des BVV-Saals nach Norden und die Anordnung des Trauzimmers, die Funktionsfähigkeit des Oberlichts im Atrium sowie insgesamt die Ausdruckskraft der Fassade.
Unklar ist noch die Weiterbearbeitung der Freianlagen – da für deren Realisierung keine Mittel im Haushalt eingestellt sind, entfiel eine Beauftragung für diesen getrennt jurierten Aufgabenteil, und die Jury verzichtete auf eine Rangfolge der vier Arbeiten der engeren Wahl.

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