Nachspielzeit
Text: Kraft, Caroline, Berlin
Nachspielzeit
Text: Kraft, Caroline, Berlin
Aller guten Dinge sind... vier! Zumindest, wenn es um Paris und die Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele geht. 1992, 2008 und 2012 hatte sich die französische Hauptstadt nicht gegen Bar-celona, Peking und London durchsetzen können; für 2024 konkurrierte sie schließlich mit Los Angeles, Budapest, Rom und Hamburg – und das Internationale Olympische Komitee traf eine historische Entscheidung: Paris durfte die Spiele ausrichten – 100 Jahre nach den ersten dort ausgetragenen.
Los Angeles wird 2028 als Spielfeld dienen und dabei eine von Paris angestoßene Maßnahme auf die Spitze treiben: Für Paris 2024 wurden lediglich fünf Prozent der genutzten Strukturen von Grund auf neu gebaut, L.A. will auf null kommen – was klingt wie eine Revolution, ist nur folgerichtig; man denke bloß an die heute größtenteils ungenutzten Fußballstadien, die für die Männer-Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika errichtet wurden.
Was bleibt also übrig von den Spielen 2024? Sich auf Gebautes zu beschränken, wäre, allein schon der wenigen Neubauten wegen, ungenügend. Schon in den frühen 2000ern begann die Stadt- und sogar die Staatspolitik damit, den Großraum Paris systematisch in Schwung zu bringen: Im Fokus standen Belange des Klimas, aber auch des Sozialen. Die Olympischen Spiele waren ein Katalysator, kein Auslöser für Bewegung im Planungs- und Bausektor. Auf dem Plan standen der Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes, die Maximierung von Grünflächen und der Ausbau erneuerbarer Energien. Die Dominanz des Autos sollte zurückgestuft werden und ein erweitertes ÖPNV-Angebot die Randbezirke besser erschließen. Olympia manifestierte innerhalb kürzester Zeit und trotz sich verstärkender politischer Spannung im Land viele dieser Zielsetzungen: Das Olympische Dorf setzt auf Holzhybridbau und soll als 15-Minuten-Stadt funktionieren. Der Grand Paris Express ist fast fertiggestellt. Das Grand Palais und die Leichtbauhalle La Nef sind saniert. Die Seine ist, so hört man, ziemlich sauber. Paris 2024 waren die „nachhaltigsten“ Spiele aller Zeiten – was offensichtlich auch an ihren Vergleichswerten liegt. Wie es allerdings um die soziale Nachhaltigkeit bestellt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Olympiade heißt die Zeit zwischen den Spielen – wirbesuchten Paris im ersten dieser vier Jahre, um zu schauen, was die Stadt in Bewegung hält. Denn, neben allem vordergründigen Glanz, drängt die Frage: Wer profitiert jetzt und in Zukunft, nachdem alle Tribünen abgebaut und die Medaillen verteilt sind, vom Elan Olympias? Und werden Ansätze, die sich im Rahmen der Spiele bewiesen haben, fortgeführt? In jedem Fall darf man wohl vorausschicken: Paris gibt sich Mühe. Ça bouge – die Stadt ist in Bewegung.






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