Hinrich Baller
1936–2025
Text: Meyer, Ulf, Berlin
Hinrich Baller
1936–2025
Text: Meyer, Ulf, Berlin
Als im Westteil von Berlin Mitte der 80er Jahre die Internationale Bauausstellung stattfand, wurden die besten Architekten und Architektinnen der damaligen Zeit nach Berlin eingeladen: Peter Eisenman, Aldo Rossi und Isozaki Arata natürlich, aber auch Zaha Hadid und Rem Koolhaas. Zu den wenigen örtlichen Architekten zählten neben Hans Kollhoff auch Hinrich Baller, dessen sehr spät-expressionistische Baukunst ihr ganz eigenes Genre bildete. Die gewellten Balkonplatten, die türkis-grünen Stahlgeländer und die bonbonfarbenen Fassaden ergaben ein leicht wiedererkennbares Gestaltungsrepertoire, das außerhalb aller Strömungen zu stehen schien. Auch seine Persona als Künstler-Architekt, die Baller schuf und lebte – als Großstadt-Cowboy mit weit aufgeknöpftem Rüschenhemd – war medienwirksam. Ein Schlüsselprojekt in Ballers frühem Œuvre war der Umbau des Wohnhauses am Kottbusser Damm in Berlin (1979), denn das elegant geschwungene Gebäude stammt von Bruno Taut, einem der Titanen des deutschen Expressionismus.
Zuvor hatte Baller mit den Wohnhäusern in der Beethovenstraße, der Nithackstraße und in der Lietzenburger Straße in Berlin-Charlottenburg (alle mit Inken Baller) schon Meisterwerke seiner Berliner Blockrandschließungen im „Beton-Jugendstil“ entworfen. Höhepunkt dieser ersten Phase war das Wohnhaus am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg, Ballers wohl bekanntester und gelungenster Bau. Zu seinen öffentlichen Gebäuden zählen das Philosophische Institut der FU in Dahlem und die Sporthallen in Charlottenburg und am Winterfeldtplatz in Schöneberg. Als „exaltiert“, „organisch“ und „frei“ wurden die Formen dieser Gebäude beschrieben. Die ungewöhnlichen Grundrisse mit spitzen Ecken und konkaven Wänden, aber ohne rechte Winkel, machten die Möblierung schwierig. „Wir stellen hohe Anforderungen an die Bewohner“, so Baller. Über Scharoun sagte er „Je näher man ihm war, desto schwerer war es, seine Architektur zu verstehen. Es gab kaum Schriften von ihm. Er lebte im Gespräch. Das war zwar hochinteressant, aber theoretisch nicht auf den Punkt zu bringen. Deswegen war seine Architektur auch nicht multiplizierbar“. Ähnlich ließe sich auch über Baller selbst urteilen.
Nach der Scheidung heiratete Baller 1995 die Architektin Doris Piroth und arbeitete mit ihr zusammen. In den Nachwendejahren baute Baller auch in Potsdam und Ost-Berlin, doch seine Projekte wie das Einkaufszentrum Castello in Berlin-Lichtenberg oder die Rosenhöfe in Berlin-Mitte wirkten ebenso stilistisch fragwürdig wie die Wohnhäuser an der Nuthestraße in Potsdam. Der 1936 in Stargard geborene Baller war Professor für Architektur an der HfbK in Hamburg. Erst 2023 bekam er (mit Inken Baller) den Großen BDA-Preis für sein Werk verliehen. Es wurde in der Laudatio als „von eigenwilliger Schönheit“ beschrieben. Baller ist nach langer Krankheit am 23. Juli im Alter von 89 Jahren verstorben, wie seine Familie Mitte August bekanntgab.







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