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Nach dem Bauhausjubiläum: Wo steht die imm cologne 2020?

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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    Die Tischleuchte „Unique Light“ ist ein farbiger Glasballon, der einem leuch­tenden Findling gleicht, ...
    Foto: Eloa; Moa Lundfeldt/Gustav Rossander

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    Die Tischleuchte „Unique Light“ ist ein farbiger Glasballon, der einem leuch­tenden Findling gleicht, ...

    Foto: Eloa; Moa Lundfeldt/Gustav Rossander

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    ... ganz geometrisch hinge­gen der LED-Stab „Efterlyst“, der kabelfrei heimleuchten kann. Foto: Eloa; Moa Lundfeldt/Gustav Rossander

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    ... ganz geometrisch hinge­gen der LED-Stab „Efterlyst“, der kabelfrei heimleuchten kann.

    Foto: Eloa; Moa Lundfeldt/Gustav Rossander

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    Der Kragstuhl „D9“ ist eine komfortable Weiterentwicklung, die den Sitzenden in zwei Richtungen zum schwingen bringt, ...
    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Klemens Grund

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    Der Kragstuhl „D9“ ist eine komfortable Weiterentwicklung, die den Sitzenden in zwei Richtungen zum schwingen bringt, ...

    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Klemens Grund

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    ...wohingegen das Regal „brut fir“ der rohen Tanne Geltung verschafft.
    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Klemens Grund

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    ...wohingegen das Regal „brut fir“ der rohen Tanne Geltung verschafft.

    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Klemens Grund

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    Ähnlich selbsterklärend ist die Leuchte „AYNO“, deren kegelförmiger Reflektor mithilfe des Stromka­bels präzise in die gewünschte Stellung gebracht werden kann.
    Foto: Amibivanlenz/Joa Herrenknecht; Midgard

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    Ähnlich selbsterklärend ist die Leuchte „AYNO“, deren kegelförmiger Reflektor mithilfe des Stromka­bels präzise in die gewünschte Stellung gebracht werden kann.

    Foto: Amibivanlenz/Joa Herrenknecht; Midgard

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    Gut vergur­tet, lassen sich aus den Polstern des Systems „Curt“ Sofa oder Chaiselongue bilden.
    Foto: Amibivanlenz/Joa Herrenknecht; Midgard

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    Gut vergur­tet, lassen sich aus den Polstern des Systems „Curt“ Sofa oder Chaiselongue bilden.

    Foto: Amibivanlenz/Joa Herrenknecht; Midgard

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    Zwei Tische, ein Designer: Thomas Schnur widmet sich der Präzision, bei dem K5 im Hinblick auf das Material Metall, ...
    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Thomas Schnur

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    Zwei Tische, ein Designer: Thomas Schnur widmet sich der Präzision, bei dem K5 im Hinblick auf das Material Metall, ...

    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Thomas Schnur

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    ... bei dem Objekt „Stufen“ liegt sein Augenmerk auf der Kons­truktion.
    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Thomas Schnur

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    ... bei dem Objekt „Stufen“ liegt sein Augenmerk auf der Kons­truktion.

    Foto: TECTA; Tischlerei Beireuter/Thomas Schnur

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Nach dem Bauhausjubiläum: Wo steht die imm cologne 2020?

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Im vergangenen Jahr wurde das Bauhaus durch eine Ausstellungs-, Bücher- und Produktflut gleichsam atomisiert. Folglich war es auf der diesjährigen Kölner Möbelmesse imm cologne, welche Mitte Januar stattfand, regelrecht geächtet, als hätten alle Designer und Hersteller unisono mit der Maus „Delete“ angesteuert. Was aus der Sicht der Trendsetter verständlich ist, verhilft freilich nicht zu neuen Strategien, bei jedem Produkt Form, Material und Funktion in Einklang zu bringen. Dennoch, das Thema „Handgemachtes und Kunsthandwerk“ aus dem Vorjahr wurde wieder aufgegriffen.
Simone Lülings Leuchtkörper erhalten ihre amorphe Gestalt beim Glasbläser. Unique Lightsnennt die schweizerische Designerin denn auch ihre Serie von Hänge-, Steh-, Tisch- und Bodenleuchten, die es in unterschiedlich intensiven Farbtönen gibt, je nachdem, welche Atmosphäre geschaffen werden soll. Bei allen Versionen fallen die schlicht gestalteten Leuchtfassungen in den Öffnungen auf, wo das Blasrohr angesetzt war. Damit verbleibt die Aufmerksamkeit bei den Glasballons, die Lüling in tschechischen Manufakturen herstellen lässt.
Als Wolfgang Hartauer mit der Entwicklung des Kragstuhls D9 begann, war das Bauhausjahr 2019 noch nicht angebrochen. Vielmehr inspiriert von Originalen im Museum von TECTA, tüftelte der Architekt in deren Werkstatt an der Führung des Stahlrohrs, bis ihm eine endlose Linie gelang: von der klassischen U-förmigen Kufe über die Armlehnen bis zum erneuten Zusammenschluss unter der Sitzfläche. Dadurch schwingt der Stuhl wie gewohnt nach hinten, darüber hinaus gibt der nur an zwei Punkten aufliegende Sitz auch leicht nach vorne nach. Unerlässlich war für Hartauer die hochgepolsterte runde Rückenlehne, also Komfort dem Konzept vorzuziehen, und – ein weiterer Vorzug gegenüber den berühmten Vorläufern – den Schwerpunkt nach hinten zu verlagern.
In guter Partnerschaft arbeitet auch Klemens Grund mit seinem Hersteller zusammen. Nur das sich Martin Bereuter mehr als Handwerker versteht. Das Regal mit dem programmatischen Namen brut fir ist ein typisches Produkt seiner im Bregenzer Wald ansässigen Tischlerei, die überwiegend massive, rohbelassene Hölzer aus der Umgebung verbaut. Grund würdigt mit dem unverfälscht erscheinenden Regalsystem die mächtigen Weißtannenbäume („Fir“), aus denen sich 360 Zentimeter lange Bretter gewinnen lassen. Durch stählerne Querlaschen, die mit Stahlsäulen verbunden das Holz fest einspannen, wird ein Verwerfen der Regalböden unterbunden.
Traditionell ist bei Efterlyst lediglich die Anmutung einer Kerze auf einem Ständer. Die Tischlampe kann dank eines integrierten Akkumulators auch abseits der Basis genutzt werden. Moa Lundfeldt und Gustav Rossander hatten einen Behelf für Stromausfälle intendiert, doch ist Efterlyst, das in drei Stufen gedimmt werden kann, nächtens auch ein stilvoller Ersatz für die Taschenlampe. Die zylindrische Plexiglashülse ist mit LED ausgestattet, so dass der Lichtschein flächig in alle Richtungen fällt. Dafür ist den jungen schwedischen Designern ein Hersteller zu wünschen.
Polstermöbel, die alles sein sollen – vom Ses­­-sel über die Lümmellandschaft bis hin zur Schlafcouch – gibt es einige. Das Sofasystem Curtsticht daraus hervor, denn Joa Herrenknecht gelingt es, mit einem addierbaren Modul unzählige Varianten zu erzeugen. Die quadratischen Polster, deren Höhe die Hälfte ihrer Grundmaße beträgt, werden mit Gurten zusammengehalten, deren Verschluss sich die in Berlin lebende deutsch-kanadische Designerin hat patentieren lassen. Genauso spielerisch wie die Module kombinierbar sind, können auch die Bezüge gewechselt werden. Dennoch dominiert die minimalistische Erscheinung, die dem Nomadenmöbel angemessen ist.
Für den bisher nur historische Büroleuchten führenden Hersteller Midgard entwarfen Stefan Diez und Lina Fischer einen veritablen Nach­folger der „Tizio“, die Ikone der 1970er Jahre von Richard Sapper. Die Münchener Designer verwenden für AYNO aktuelle Materialien: Die Hal­te­rung besteht aus einem filigranen Stab aus Fiberglas, als Lichtquelle wird LED eingesetzt. Um den Leuchtkörper präzise positionieren zu können, wird das textilummantelte, farblich hervorstechende Zuleitungskabel durch zwei Ringe geführt, die an dem biegsamen Stab befestigt sind. So kann der Leuchtkegel präzise und mit stupender Offensichtlichkeit in der jeweils gewünschten Stellung arretiert werden.
Die Beistelltische K5 und „Stufen“ stammen vom gleichen Designer. Thomas Schnur hat nach seiner Ausbildung zum Tischler Produktdesign studiert. „Ich zerlege die Aufgabe in ihre Eigenschaften und Bedeutungen“, beschreibt der Kölner seine Arbeitsweise, „anschließend analysiere, bewerte und konstruiere ich die Idee.“ So wirkt der K5, ein kleiner Tisch aus zwei Blechen und einem gebogenen Stab, der gleichsam einer Wirbelsäule die runde Tischplatte balanciert, während der Bügel für das zweite und dritte Standbein sorgt. Durch die pulverbeschichtete Oberfläche ist der Tisch auch für den Außenraum geeignet.
Stufen ist gegen den leichtfüßigen Blechbruder absolut bodenständig. Wie das Regal „brut fir“ wird der Beistelltisch in der Tischlerei Beireuter aus Weißtanne gefertigt. Die Präzision ist eine gänzlich andere als beim Metall: Nicht die Stärke oder die Maße müssen auf den Millimeter genau stimmen, sondern die konstruktiven Verbindungen der Holzteile miteinander. Die unregelmäßige Grundform lässt „Stufen“ visuell schwer erfassen, wie auch seine Funktion mehrdeutig ist: ein Beistell- oder Arbeitstisch oder eben – nomen est omen – ein kurzer Antritt, um in mittlere Höhe etwas zu erreichen. Ein Produkt, dessen Fertigung durchblicken lässt, dass es Maus-gezeichnet ist.

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