Bauwelt

Bauen für Großbritanniens Bildung

Editorial

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Bauen für Großbritanniens Bildung

Editorial

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Anders als hierzulande sind Universitäten in Großbritannien keine öffentlichen Einrichtungen, sondern rechtlich als private Körperschaften aufgestellt. Da sie zum Teil mit erheblichen öffentlichen Mitteln finanziert werden, ist ihre Wahrnehmung dennoch die von staatlichen Institutionen. Die Finanzierung von Neubauten erfolgt neben staatlichen Geldern zu einem nicht geringen Teil aber auch durch private Zuwendungen, Stiftungen und Studiengebühren, welche für ausländische Studentinnen und Studenten oft über dem Satz für einheimische liegen – mit ein Grund dafür, dass britische Universitäten und Colleges gezielt um „Kundschaft“ von jenseits der Insel werben, und das auch mit Architektur.
Von einem groß angelegten staatlichen Bauprogramm, wie es in den 1960er Jahren, in der Hochphase des britischen Wohlfahrtsstaates, aufgelegt wurde (wunderbar aufbereitet von John Barr in seinem jüngst erschienenen Buch „1960s University Buildings“), ist das Baugeschehen heute weit entfernt. Das gerät der Architekturqualität nicht unbedingt zum Nachteil, muss man sagen, wenn man die in dieser Ausgabe versammelten Gebäude betrachtet: Renommierte und etablierte Büros kommen ebenso zum Zuge wie jüngere, ausländische ebenso wie einheimische, beides häufig als Resultat von Wettbewerben. Auffällig ist der Einsatz von Material und Konstruktion für die Atmosphäre, wie schon in der britischen Nachkriegsmoderne zu be-obachten war und sich damals mit der Rezeption der skandinavischen Moderne einerseits, dem Spätwerk Le Corbusiers und Mies van der Rohes andererseits in Verbindung bringen ließ. Ziegelsichtmauerwerk, Holz, Naturstein und Beton sind auch heute noch gängig bei neuen Universitätsbauten. Doch verzichte-ten die Architektinnen und Architekten der Gegenwart auf das einstige brutalistische Pathos: Die Mensa von Feilden Fowles in Cambridge etwa zeigt ein feinfühliges Aufgreifen von architektonischen Motiven des historischen College, das das Pendel des Ausdrucks in Richtung Kontextualismus schwingen lässt.
Apropos Kontext: Unübersehbar ist die durchgehend ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Bestand, wenn es um Umbauten oder Ergänzungen geht. Die Bestandspflege nimmt mitunter gar städtebauliche Ausmaße an: Für das „Futures Institute“ der University of Edinburgh etwa, das wir als erstes zeigen, reaktivierten Bennetts Associates eine viele Jahre leer stehende Hospitalruine aus dem 19. Jahrhundert und schufen damit einen neuen öffentlichen Ort nicht nur für das universitäre Leben, der weit über seine unmittelbare Nachbarschaft hinaus strahlt.

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