Bauwelt

The SANAA Studios 2006–2008 | Learning from Japan: Single Story Urbanism

Monographie

Text: Klauser, Wilhelm, Berlin

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The SANAA Studios 2006–2008 | Learning from Japan: Single Story Urbanism

Monographie

Text: Klauser, Wilhelm, Berlin

Zunächst interessiert der Titel, das hier aufgelegt wird, im Layout. Im ungewohnt reduzierten Ansatz zeigt sich eine Geradlinigkeit, die auch die Projekte der Architekten ausmacht. Folgerichtig also eine Publikation in A4, ein schmales Format, das konsequent
allen Ballast abwirft. Die Bilder sind überwiegend schwarz-weiß, die Texte ruppig gesetzt und auf dünnstem Papier und alles in einem knallroten Umschlag – SANAA. School of Architecture. Princton University. Lars Müller Publishers. Eigentlich eine unschlagbare Kombo, und natürlich weiß ich, dass der offensive Verzicht auf ein Layout Kalkül ist. Aber
es ist schwierig, sich der Wirkung dieser Zurückhaltung zu entziehen. Sie ist wohltuend. Sie gibt zumindest nicht vor, dass der Architekt die Lösung kennt in der komplexen sozialen Gemengelage, in der er sich bewegen muss.
Drei Semester lang haben die japanischen Architekten Ryue Nishizawa und Kazuyo Sejima in Princeton unterrichtet. Sie haben den Studenten drei Aufgaben im japanischen Kontext gestellt, aus denen sich unmittelbar die Erfahrungen ablesen lassen, die sie als japanische Architekten bei eigenen Projekten in Japan gewonnen haben. Kurze Aufgabenstellungen und vermeintlich einfache und überschaubare Programme: Die Studenten sollten ein Wohnhaus planen, ein Rathaus und ein Museum. In den nüchternen Aufgabestellungen zeichnete sich allerdings das ganze soziale und ökonomische Dilemma einer Industriegesellschaft ab, die überaltert ist und in ihrer Entwicklung stagniert, weil sie noch keinen Weg gefunden hat, um mit einer Situation umzugehen, in der Wachstum und Ausdehnung nicht mehr selbstverständlich sind: Der zerfallenen Familienstruktur verweigert sich das klassische Einfamilienhaus, das SANAA-Rathaus in Onishi hat Fitnessräume für Senioren, und die gebrochene Großform ihres Museums in Kanazawa erscheint weniger als architektonische Geste denn als Bemühung, einer unwirklich anmutenden Nutzung so etwas wie soziale Relevanz einzuhauchen. Drei Semester lang also Projekte für den Untergang, mit dem sich junge Architekten auseinandersetzen sollten. Bis hierhin ist das ganze Konzept schlüssig und könnte tragen. Beim Lesen hofft man instinktiv darauf, dass sich die Informationsdichte in der Publi­kation durchhalten lässt und dass man plötzlich versteht, wie sich etwas aus der Arbeit guter Architekten lernen lässt, wie Lehre anders funktionieren könnte, weniger akademisch: Es geht einfach darum zu verstehen, was diese Architekten machen und warum sie es machen. Aber leider tauchen dann – auf hal-ber Strecke – in einigen Essays die Nebelmaschinen auf, die anfangen, eine Architektur zu erklären und Deutungshoheit zu beanspruchen und sich auf bekannte Monographien zu beziehen. Das, was sich so einfach angelassen hat, wird plötzlich abstrakt und langweilig, wird eine ganz normale Publikation. Das ist schade. Denn im Ansatz tauchte in diesem Heft SANAA, Pritzker-Preisträger 2010, erstmals als ein Büro auf, das sich in eine andere Richtung bewegtals der Mainstream in Japan, der sich in überflüssiger Ästhetik verliert. Das, was hier vorliegt, ist trotzdem sehens- und lesenswert und aktuell und leider teuer. Um die Nebelmaschinen muss man sich herumlesen.
Fakten
Autor / Herausgeber Florian Idenburg
Verlag Lars Müller Publishers, Baden
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aus Bauwelt 16.2010

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