Belgrad – Momente der Architektur
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Belgrad – Momente der Architektur
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Le Corbusier war auf seiner Reise in den Orient 1911 von dieser „lächerlichen Hauptstadt“ wenig beeindruckt. Kein Wunder, das an Save und Donau gelegene „Tor zum Osten“ glich baulich damals noch einem orientalischen Basar.
Erst nach dem Ersten Weltkrieg nahm das moderne Belgrad Kontur an. Belgrad ist heute eine quirlige Metropole.
Der Band widmet sich drei verschiedenen Phasen dieser Transformation: der Moderne der Zwischenkriegszeit, der sozialistischen Ära und dem aktuellen Baugeschehen. Die Jugoslawische Union-Bank (1929–31) zeigen Hugos Ehrlichs „Lehrjahre“ bei Adolf Loos. Die Avantgarde baute in den 30er Jahren im Internationalen Stil, davon zeugen u.a. Milan Zlokovićs Universitäts-Kinderklinik und Dragiša Brašovans Staatsdruckerei. Architektonische Leitfigur war Nikola Dobrović. Seine Bauten gehören aber zu den Glanzleistungen der Moderne in Jugoslawien.
Ab 1952 entstand unter Dobrovićs Ägide „Novi Beograd“, eine gigantische Trabantenstadt mit etwa 86.000 Wohnungen, Regierungs- und Hotelbauten sowie dem SAVA-Kongresszentrum. Sein Ge-neralstabsgebäude (1963) sieht nach der Teilzerstörung durch die Bombardierung 1999 einer ungewissen Zukunft entgegen. Großstrukturen wie das aufgeständerte Urbanismus-Institut (1970) oder Mihajlo Mitrovićs Genex-Tower (1977) mit Skybridge und Drehrestaurant bieten Brutalismus pur. Der Katalog ist kein Fachbuch; die umfangreich bebilderten Essays zeigen „Momente der Architektur“. Als Einstieg ins Thema sind sie interessant.
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