Bauwelt

Streng geheim

Sebastian Redecke war neugierig, etwas von einem Geheimnis des Bundesnachrichtendienstes zu erfahren

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Sebastian Redecke war neugierig, etwas von einem Geheimnis des Bundesnachrichtendienstes zu erfahren


Streng geheim

Sebastian Redecke war neugierig, etwas von einem Geheimnis des Bundesnachrichtendienstes zu erfahren

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Das geheimnisvolle Ereignis wird in Erinnerung bleiben. Im Vortragssaal des Berliner Deutschen Historischen Museums steht auf einem Tisch eine große, silbern glänzende Kiste. Grund der Einladung ist die Übergabe der „Geheimnisse“ von Ulrike Böhme an das Museum. Sie befinden sich in der Kiste, offiziell „Kassette“ genannt. Die Künstlerin hatte 2012 einen der Kunst-am-Bau-Wettbewerbe für den Neubau des Bundesnachrichtendienstes gewonnen: 100 von ihr ausgewählte Personen schreiben ein persönliches Geheimnis auf, geben es in einem verschlossenen Couvert ab, das erst nach hundert Jahren geöffnet werden darf. Der zweite Teil ihres Kunstwerks hängt im Foyer des Gebäudes der BND-Ausbildungsstätte. Dort sind die Porträts der „Geheimnisträger“ zu sehen – schwarz-weiß, nur das Gesicht, mit geschlossenen Augen. Die Geheimdienst- und Verfassungsschutz-Schüler sollen die Bilder sehen und sich dabei immer wieder bewusst werden, dass es in ihrer Laufbahn als Spione Geheimnisse geben wird, die sie nicht in Erfahrung bringen können. Das Kunstwerk mache deutlich, so Kai Croppenstedt vom BND, dass nicht nur das Entschlüsseln, sondern auch das Schützen und Bewahren von Geheimnissen zu seinem Job gehörten. Der Künstlerin war es wichtig darzustellen, dass es ein Recht auf Geheimnisse gibt, ein anwesender Staatssekretär bezeichnet dies sogar als eine der großen Errungenschaften der Menschheit.
Die Kassette mit den Geheimnis-Dokumenten – und mit den Porträtfotos der „Geheimnisträger“ mit offenen Augen – wurde dann vor unseren Augen verschlossen und mit rotem Lack versiegelt. Nicht der BND bekommt sie, sondern Museumsdirektor Alexander Koch. Er freut sich, dass man ihm die Kiste „anvertraut“ und verspricht, sie bis zur Öffnung und der Ausstellung der Geheimnisse am 21. September 2112, genau 100 Jahre nach Projektbeginn, im Depot aufzubewahren. Dann haben wir schon längst ein anderes Leben angetreten. Welches? Dies bleibt für alle Menschen immer ein Geheimnis.
Ein anderes Geheimnis hingegen wird vielleicht bald gelüftet: Wann wird der Neubau des Geheimdienstes an der Chausseestraße endlich fertig, und warum wird er doppelt so teuer werden als geplant – 1,5 Milliarden Euro?

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