Bauwelt

Zentrum für Medien und Soziale Arbeit in Mittweida


Das neue Zentrum für Medien und Soziale Arbeit optimiert die Studienbedingungen der Hochschule im sächsischen Mittweida. Seine burgartige Hülle gibt keinerlei Hinweis auf das dramatische Innere


Text: Schulz, Bernhard, Berlin


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    Das Zentrum für Medien und Soziale Arbeit: Gegeneinander versetzte Fenster in wechselnden Größen bestimmen den ersten Eindruck
    Foto: Werner Huthmacher

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    Das Zentrum für Medien und Soziale Arbeit: Gegeneinander versetzte Fenster in wechselnden Größen bestimmen den ersten Eindruck

    Foto: Werner Huthmacher

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    Das Hochschulgebäude steht an einer der Hauptstraßen von Mittweida. Rückwärtig schließen zwei Parkdecks an.
    Lageplan: Georg Bumiller Architekten

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    Das Hochschulgebäude steht an einer der Hauptstraßen von Mittweida. Rückwärtig schließen zwei Parkdecks an.

    Lageplan: Georg Bumiller Architekten

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    Foto: Werner Huthmacher

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    Foto: Werner Huthmacher

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    Durch die Kombination aus braunanthrazitfarbenem Zement und graugrünem Gotthard-Gestein verändert sich die Fassadenfarbe je nach Lichteinfall.
    Foto: Werner Huthmacher

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    Durch die Kombination aus braunanthrazitfarbenem Zement und graugrünem Gotthard-Gestein verändert sich die Fassadenfarbe je nach Lichteinfall.

    Foto: Werner Huthmacher

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    Rund 600 unterschiedliche Sandwichelemente bestimmen die Außenhülle.
    Foto: Georg Bumiller Architekten

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    Rund 600 unterschiedliche Sandwichelemente bestimmen die Außenhülle.

    Foto: Georg Bumiller Architekten

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    Sie variieren jeweils leicht in Höhe, Breite und Tiefe.
    Foto: Georg Bumiller Architekten

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    Sie variieren jeweils leicht in Höhe, Breite und Tiefe.

    Foto: Georg Bumiller Architekten

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    In Eingangshalle und Atrium trifft heller, sandgestrahlter Sichtbeton auf warmes Buchenholz
    Foto: Werner Huthmacher

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    In Eingangshalle und Atrium trifft heller, sandgestrahlter Sichtbeton auf warmes Buchenholz

    Foto: Werner Huthmacher

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    Das Atrium wirkt, als sei das Gebäude aufgeschnitten. Die flache Rampe zum zweiten Obergeschoss weist 40 Stufen ohne Zwischenpodest auf.
    Foto: Werner Huthmacher

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    Das Atrium wirkt, als sei das Gebäude aufgeschnitten. Die flache Rampe zum zweiten Obergeschoss weist 40 Stufen ohne Zwischenpodest auf.

    Foto: Werner Huthmacher

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    Foto: Werner Huthmacher

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    Das Fernsehstudio
    Foto: Werner Huthmacher

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    Das Fernsehstudio

    Foto: Werner Huthmacher

6000 Studierende sind in der Fachhochschule im sächsischen Mittweida eingeschrieben. Die Hochschulbauten verteilen sich über die überraschend weiträumige Stadt unweit von Chemnitz; mittendrin und ganz neu das Zentrum für Medien und Soziale Arbeit.
Der Name, der zwei offenkundig disparate Fachbereiche zusammenbindet, lässt bereits erkennen, dass das Gebäude seine Funktion nicht auf den ersten Blick preisgeben kann. Die Medienstudenten benötigen technisch hochgerüstete Studios, um ihre Berufe zu erlernen, bei den Sozialarbeitern geht es hingegen um direkte Kommunikation, um Arbeit in Kleingruppen. Das Bauwerk, viergeschossig, liegt breit gelagert an einer der Hauptstraßen des hügeligen Mittweida, weder besonders exponiert noch ängstlich zurückgenommen, sondern ganz selbstverständlich. Es strahlt Ruhe aus, was gegenüber einem durch schreiend bunte Fahnen beworbenen Einkaufszentrum mit vorgelagertem Parkplatz auch genau das Richtige ist.
Geborgenheit für Heranwachsende
Architekt Georg Bumiller hat den Wettbewerb im Jahre 2008 gewonnen, jetzt, gut sechs Jahre später, ist der Bau in Betrieb und funktioniert, so jedenfalls das uneingeschränkte Lob des Leiters der Technik, und die ist vom Feinsten. Ein Hochschulgebäude muss mehr sein als eine Hülle für zeitlich exakt bemessene Vorlesungen und Übungen. Es soll zugleich Geborgenheit geben, an der Schwelle vom noch behüteten Heranwachsenden zum Berufsmenschen. Statt Geborgenheit könnte man auch Behaustheit sagen: ganz einfach ein Ort, an dem man sich zu Hause fühlen kann.
Von außen hat der anthrazitfarbene Betonbau ungeachtet seiner in wechselnden Größen eingeschnittenen, stehenden Fenster durchaus etwas Burgartiges, ein Kastell ohne Ecktürme, aber auf annähernd quadratischem Grundriss. Die Fensterscheiben geben nicht wirklich einen Blick ins Innere frei, es sei denn, man tritt ganz nahe heran. Wie viele Fensterachsen die Straßenfront aufweist, ist nicht leicht zu zählen. Es sind 17, aber da ist ein 18. Fenster links über dem Eingang, dass zwischen der leicht nach linksgerückten Fensterreihe und der nach rechts geschobenen vermittelt. Nur rechts stehen schmale Fenster exakt übereinander, die größeren, zusätzlich mit einem schmalen Lüftungsflügel versehenen Fenster sind mit zunehmender Geschosshöhe immer ein wenig nach rechts oder nach links versetzt. Es sei ihm darum gegangen, so der Architekt, „die Starre des Gebäudes aufzubrechen, durch große Öffnungen am Hörsaal und schmale Schlitze weiter hinten“.
Das Gebäude besitzt weder Sockel noch Dachzone oder auch nur Gesims. Es wächst einfach so aus dem Boden heraus, und oben bilden die Stürze über der obersten Fensterreihe den Abschluss. Dabei verschleift der Bau geschickt das leicht nach links abfallende Geländeprofil. Solche Verschleifung setzt sich nach hinten, in die Gebäudetiefe, fort. Da nämlich ist das Bauwerk in den ansteigenden Hang hineingeschoben, in dem sich zusätzlich zwei Parkdecks für die geforderten Stellplätze verbergen. Über den Parkdecks ist eine Grünfläche angelegt und auf der Rückseite weist das Gebäude nur drei Geschosse auf.
Und wie anders ist der Eindruck beim Eintreten! Der Länge nach ist das Gebäude durch ein großzügiges Atrium quasi aufgeschnitten, ein Treppenhaus, mit einer breiten, mittigen Treppe von der Straßenseite aus ins erste Obergeschoss, der Eingangsebene vom erwähnten Parkdeck her. Dort ist nochmals ein eigenes Foyer angeordnet. Seitlich der Mitteltreppe geht es auf gleichermaßen flachen, aber tiefen Stufen – eher einer Rampe – in die beiden weiteren Obergeschosse. Die Rampe zum zweiten Obergeschoss weist vierzig Stufen ohne Zwischenpodest auf, „ein Glücksfall“, wie Bumiller diese weitherzige Auslegung der Normen nennt.
Subtraktives Vorgehen
Die Besonderheit ist, dass dieses Atrium nicht senkrecht eingeschnitten ist; die Wände aus sandgestrahltem hellem Sichtbeton sind leicht nach innen geneigt, sodass das Glasdach darüber schmaler ist als das Atrium oder auch die Mitteltreppe. Die Begründung dafür leuchtet ein: Es kommt genügend Tageslicht herein; ein größeres Glasdach hätte des Guten zu viel getan und wiederum verschattet werden müssen. So aber fließt das Tageslicht an den Seitenwänden hinab bis in die Tiefe, je nach Sonnenstand, und zaubert Schattenmuster des quer verstrebten, leicht geneigten Satteldachs aus Glas auf den Beton.
Nicht immer ist es sonnenhell, nicht immer ist Tag: Dafür sind Lichtleisten in die Betondecken eingelassen, zusätzlich enthalten die Handläufe der Haupttreppe indirekte Beleuchtung zum sicheren Auf- und Abgang. Das warme Buchenholz der Handläufe und der Türen ergänzt sich mit dem Sichtbeton. Dass der Bauherr zusätzliche Lichtleisten an die Betonbrüstungen meinte schrauben zu müssen, stört das durchdachte Konzept des Architekten. An den Gängen und Türen, die vom Atrium abzweigen, führt die Schräge der Seitenwände zu interessanten Verschneidungen, zumal an den Eingangstüren der beiden Hörsäle im Erdgeschoss, die sich in den ausgesparten Ecken der Seitenwände befinden. Die Türen der Personenaufzüge verbergen sich in schrägen Betonnischen. In den Seitenfluren ist es schlagartig dunkler, hier ist Kunstlicht nötig; doch der Kontrast zwischen Hell und Dunkel, zwischen einem beinahe himmelsoffen wirkenden Atrium und den verschatteten Seitenfluren gehört zum Vokabular dieser Architektur.
Außen sind alle Büros und Seminarräume angeordnet, die Tageslicht benötigen. Die lichtlosen Innenflächen zwischen den Tageslichträumen und dem Atrium sind den bis zu dreigeschossigen Studios und Technikräumen vorbehalten, unter denen das Fernsehstudio sowie die angrenzenden Serverräume besonders eindrucksvoll wirken.
Sein Vorgehen beim Entwerfen nennt Bumiller „subtraktiv“: Es werde nicht „ein Gebäude aus Einzelteilen zusammengeschraubt, sondern die Räume wurden nach und nach aus der Masse herausgeschnitten“.
Gekostet hat das Hochschulgebäude rund 35 Millionen Euro, in denen knapp drei Millionen für die aufwändige Ausstattung der Studios enthalten sind. 2000 Medienstudenten und 600 für Soziale Arbeit teilen sich das Gebäude. Größere Hörsäle gibt es in einem anderen Hörsaalgebäude von 1890. In Mittweida muss man stets über den ein oder anderen Hügel laufen. Und hinter Bumillers Mediengebäude wächst bereits ein weiteres Institut aus dem Hügel heraus.



Fakten
Architekten Georg Bumiller Gesellschaft von Architekten, Berlin
Adresse Bahnhofstraße 15 09648 Mittweida


aus Bauwelt 16.2015
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