Bauwelt

Messepark auf dem Kirchberg

Luxemburger Hybrid

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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1. Preis: SteinmetzDe Meyer architectes urbanistes mit Pohl Architekten Stadtplaner; Knippers Helbig Advanced Engineering, Ingenieurbüro Hausladen

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1. Preis: SteinmetzDe Meyer architectes urbanistes mit Pohl Architekten Stadtplaner; Knippers Helbig Advanced Engineering, Ingenieurbüro Hausladen


Messepark auf dem Kirchberg

Luxemburger Hybrid

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Das Messeareal auf dem Kirchberg-Plateau nordöstlich der Stadt Luxemburg soll neu strukturiert und an den Schienenverkehr angebunden werden. Acht Teams hatten sich im Wettbewerb für die Planung von Messe, Schienen- und Busbahnhof qualifiziert. Die Jury legte viel Wert auf die Qualität der Räume zwischen den Großstrukturen.
Bis Anfang der 60er Jahre war der Kirchberg im Nordosten der Stadt Luxemburg landwirtschaftlich genutzt. Inzwischen haben hier Banken, Behörden, aber auch Kulturinstitutionen ihren Sitz – die Bauten
wirken entsprechend solitär: der Europäische Gerichtshof von Dominique Perrault (Bauwelt 35.08), die Europäische Investitionsbank von Christoph Ingenhoven, die Philharmonie von Christian de Port­zamparc (07.06) oder das Musée d’Art Moderne von Ieoh Ming Pei (30.06). Der Kirchberg ist ein Stadtteil, in dem mehr gearbeitet als gewohnt wird.
Um den Pendlern eine Alternative zum häufig überlasteten Individualverkehr zu bieten, hat das Luxemburger Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur im Jahr 2007 ein Konzept für den öffentlichen Nahverkehr beschlossen. Es besteht unter anderem aus fünf neuen Bahnhöfen, einer davon auf dem Kirchberg. Während die Bahn vom Hauptbahnhof über den Flughafen von Osten auf das Plateau geführt werden soll, wird eine Straßenbahnlinie das Plateau von Westen her mit dem Stadtzentrum verbinden.
Doch wo soll der Bahnhof hin? Der Kirchberg ist großflächig bebaut, seit Ende der 80er Jahre wird hier hauptsächlich nachverdichtet. Eine Möglichkeit fand sich am Messegelände. Durch eine komplette Neuplanung könnte das fast 40 Jahre alte Areal kompakter arrangiert werden und dadurch Platz für einen Verkehrsknoten bieten. Im Wettbewerb ging es demnach nicht nur um eine Messehalle, Verwaltungsbauten, Multifunktions- und Tagungsbereiche und ein turmartiges Messehotel, sondern ebenso um Parkplätze, Bahnhof, Busbahnhof und Tramhaltestelle. Eine Aufgabe seltener Größe und Komplexität.
Einstimmig kürte die Jury (Vorsitz: Etienne Tricaud) den Vorschlag der Planungsgemeinschaft der Architekten und Stadtplaner SteinmetzDeMeyer und Pohl sowie der Ingenieure Knippers Helbig und Hausladen. Ihnen sei es am besten gelungen, Messe und Infrastrukturbauten städtebaulich einzubinden und zugleich Aufenthaltsqualität in den Freiräumen zu schaffen. Der Bahnhof, der durch Größe und Lage Gefahr läuft, eine Barriere zu bilden, wirke durchlässig und fange den Geländeabfall nach Süden geschickt auf. Wesentliches Entwurfskriterium, so die Planer, war die weitgehend natürliche Beleuchtung und die Anordnung von Photovoltaikanlagen auf den nach energetischen Gesichtspunkten gefalteten Dächern. Hinter der Messehallenfassade verläuft ein Erschließungsgang, der mehrere Hallen unabhängig voneinander bedient. Die Einbindung der 46.000 qm Nutzfläche in das Umfeld erlaube es der Messe erstmals, ihrem Anspruch als Messepark gerecht zu werden.
Auch wenn die fünf Auslober – die Luxemburger Ministerien für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur sowie für Wirtschaft, die Luxemburger Eisenbahngesellschaft, der Messepark Luxemburg und der Fonds für Städtebau und Gebäudeentwicklung Kirchberg – einen gemeinsamen Wettbewerb durch­geführt haben, wird die Realisierung der einzelnen Bereiche getrennt angegangen. Der Bau des Bahnhofs ist aufgrund der Wirtschaftskrise zurück gestellt worden, die Planung der Messe soll bald beginnen.
Fakten
Architekten SteinmetzDeMeyer architectes urbanistes, Luxemburg; Pohl Architekten Stadtplaner, Jena; Knippers Helbig Advanced Engineering, Stuttgart; Ingenieurbüro Hausladen, Kirchheim b. München; Architecture et Environnement, Luxemburg; Fuksas Architecture, Rom; Simon & Christiansen Engineering, Kapellen; Felgen & ass. Engineering
aus Bauwelt 46.2010
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