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Lebensspuren

Wolfgang Pehnt zum 80. Geburtstag im DAM

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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Foto: Judith Wallerius

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Lebensspuren

Wolfgang Pehnt zum 80. Geburtstag im DAM

Text: Friedrich, Jan, Berlin

„Eine Ausstellung mal nicht über Häuser und Entwürfe und diejenigen, die sie sich ausdenken: Hier geht es um einen, der seit vier Jahrzehnten über Architektur schreibt.“
So kündigt das DAM die Ausstellung an, die es Wolfgang Pehnt zu dessen 80. Geburtstag, am 3. September, ausrichtet. Im Museum dann aber die Irritation: Zeichnungen, Skizzen, Col­lagen von Böhm, Schwarz, Schattner, Steiner, Poelzig, Fotos der Bechers und von Kinold hängen an den Wänden; die Urheber der Arbeiten werden in kurzen Erläuterungstexten vorgestellt; es gibt Kapitel zu „Expressionismus“, „Internationale Architektur/20. Jahrhundert“ und „Deutsche Architektur seit 1900“, mit Zeichnungen von Le Corbusier, Ungers, Kleihues, Schultes, Braunfels, Bienefeld, Eiermann. Also doch eine Ausstellung über Architekten – und nicht über einen Architekturhistoriker und -kritiker?
Ja. Und nein. Es sind natürlich jene Architekten und Themen, die Wolfgang Pehnt im Laufe der Jahre beschäftigt haben. Die Werke stammen aus seiner privaten Sammlung. Der Zusammenhang zwischen ihnen und seiner Arbeit – als Lektor bei Gert Hatje, als Journalist beim Deutschlandfunk, als Lehrer an der Ruhr-Universität und immer wieder als freier Autor – wird spätestens beim Blick in die Vitrinen deutlich, wo all die Bücher ausliegen, die Pehnt zu eben diesen Architekten und Themen geschrieben hat. Neben den Büchern: Ausschnitte aus der Korrespondenz, die im Zusammenhang mit den Publikationen die Schreibtische wechselte. Hier wird Pehnts Tun greifbar, die Arbeit von einem, der akribisch Informationen sammeln muss, Zeitzeugen befragen, ehe er einordnen und vielleicht bewerten kann. Ein besonders schönes Stück: ein Brief voller Fragen, den Pehnt Ende 1970 in Vorbereitung seiner „Architektur des Expressionismus“ an Karl Schmidt-Rottluff schreibt. Der schickt ihm den Brief postwendend zurück, versehen mit lapidaren Bemerkungen wie „nein“, „mir unbekannt“, „nicht ausgeschlossen“. Oder Hermann Finsterlin, der im Juli 1967 schreibt, es erscheine ihm abwegig, den Begriff „Expressionismus“ von der Malerei in die Architektur herüberzunehmen, um zwei Wochen später hinterherzuschicken, er habe bei der Durchsicht alter Schriften entdeckt, dass er daran vielleicht selbst Schuld sei.
Lebensspuren seien hier ausgelegt, sagte Pehnt zur Eröffnung der Ausstellung. Lebensspuren von einem, der sein eigenes Schaffen bei allem Erfolg offenbar aber nicht überbewertet sehen möchte: Als eines von vier Zitaten, die in plakativen Lettern an die Galeriebrüstung geschrieben sind, hat Wolfgang Pehnt dieses von Rudolf Schwarz gewählt: „Allzu lange haben wir uns bemüht, der Welt durch Begriffe habhaft zu werden, und darüber vergessen, dass die Bilder stärker, wirklicher und genauer sind.“
Fakten
Architekten Pehnt, Wolfgang, Köln
aus Bauwelt 35.2011
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