Bauwelt

Kippelstühle, Wendelampen, Zebra­läufer

Bemerkenswertes aus Mailand

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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    Einen Besucherrekord verzeichneten die Veranstalter der 50. Mailänder Möbelmesse. Nicht alle interessierten sich für die handverlesenen Minimalmöbel, die Bauwelt-Autor Michael Kasiske für Heft 20 mitbrachte.
    Alessandro Russotti - Courtesy Cosmit spa

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    Einen Besucherrekord verzeichneten die Veranstalter der 50. Mailänder Möbelmesse. Nicht alle interessierten sich für die handverlesenen Minimalmöbel, die Bauwelt-Autor Michael Kasiske für Heft 20 mitbrachte.

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    Biedermeier, Art Deco, Klassizismus? Auf jeden Fall in silbergrau.
    Alessandro Russotti - Courtesy Cosmit spa

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    Man beachte die Aufhängung des Lüsters.
    Alessandro Russotti - Courtesy Cosmit spa

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    Man beachte die Aufhängung des Lüsters.

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    Memphis-Revival?
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    Memphis-Revival?

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    Weiter zu den 70er Jahren.
    Alessandro Russotti - Courtesy Cosmit spa

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    Achtziger Jahre.
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    Achtziger Jahre.

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    Zum Abschluss eine Reihe mit Sitz- und Liegegelegenheiten:
    Saverio Lombardi Vallauri - Courtesy Cosmit spa

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Eventteaser Image
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Pedel- und Deckenleuchte "Acrobata" von Anna Holzapfel
www.kasselcollection.de/ anna-holzapfel

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Pedel- und Deckenleuchte "Acrobata" von Anna Holzapfel

www.kasselcollection.de/ anna-holzapfel


Kippelstühle, Wendelampen, Zebra­läufer

Bemerkenswertes aus Mailand

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Eine dem Trend gewidmete Veranstaltung kann im Grunde nicht in die Jahre kommen. Also wurde der Mailänder Salone Internazionale del Mobile in diesem Jahr „50 Jahre jung“. Vom 12. bis zum 17. April war das Messegelände Rho das Spielfeld der vornehmlich schwarz Gekleideten: Aussteller, Designer, Einkäu­fer, Architekten. Abends bevölkerten sie das Stadtzentrum und seine zahllosen Showrooms.
Den Mailändern präsentierte sich die Messe prominent auf der Piazza del Duomo, wo in zwei Zelten zahlreiche Künstler unter Leitung des italienischen Designers Denis Santachiara den Einsatz von Technik in der Produktion thematisierten. Die Serbin Marina Abramović etwa widmete sich der drahtlosen Energieübertragung ihres Landsmanns Nikola Tesla, die Deutsche Karin Sander der Reproduktion von Menschen als Skulptur, der Spanier Pablo Valbuena der Körperwahrnehmung durch Videoprojektion.
Ansonsten verpuffte das Jubiläum, als sei alle Energie schon im Vorfeld des Ereignisses verbraucht worden. „Business as usual“ war zwar besser als Wirtschaftsdepression, doch die Fragen nach neuen Konzepten für die Messe, denen sich die imm cologne schon vor einigen Jahren stellen musste, blieben unbeantwortet. Dafür kam mit der „Ventura Lambrate“ ein neuer Ausstellungsort hinzu, der der „Zona Tortona“ ihren Rang als Plattform für den Nachwuchs und für Themenausstellungen ablief. Die ehmmaligen Lagerhäuser waren gefüllt mit Objekten und Ideen, für die ihre Verfasser Produzenten suchten. Die Aussteller, so war zu konstatieren, orien­tieren sich wieder am klassischen Produktdesign – in Abgrenzung zur Kunst.
Belohnt wurde die Konzentration auf Gebrauch und Klarheit auch vom „SaloneSatellite“, der den Jungen gewidmeten Präsentation auf der Messe selbst. Hier wurden gleich zwei Designer aus Deutschland ausgezeichnet: Der erste Preis ging an Elisa Stroyzek, Berlin, für ihre Arbeiten mit Holz und Textil (Bauwelt 11.10), der zweite an Robert Hoffmann für seine Leuchten (Seite 6). Inspirierenden Einsatz von Ma­terial zu würdigen, mag angejahrt erscheinen, doch der Salone weiß bei aller Alterseitelkeit, was auch zukünftig Bestand haben könnte.
Des Minimalisten Arbeitsplatz
„Einfach, aber nicht simpel“, lautet das Diktum von Ludwig Mies van der Rohe, unter das man die aktuellen Möbel von Hubert Matthias Sanktjohanser stellen könnte: das analoge Speichersystem Matrix und den Tisch Kontext. Anders als bei seinen früheren mini­malistischen Möbeln aus Holz scheinen hier die Wände und Böden, so ohne jede Aufkantung oder Verstärkung, zu dünn zum Tragen von Lasten zu sein. Das Material von Matrix und Kontext ist jedoch ein gehärteter, Schwarz oder Weiß durchgefärbter Kompaktwerkstoff (lediglich die Tischbeine sind aus Stahl). In Schwarz hat der Werkstoff eine dem Schiefer nicht unähnliche Oberfläche, mit kleinen Einschlüssen und mit Spuren der Produktion. Er ist mit einer Wachsschicht versiegelt, so dass die Möbel mit Gebrauch altern.
Selbstbewusst nennt Sanktjohanser Matrix ein Universalmöbel: Seine quadratischen Querschnitte haben eine Kantenlänge von 42 bzw. 62 cm, es ist in unterschiedlichen Höhen lieferbar und somit als Nachtkasten, Regal, Container oder Stehpult brauchbar – auf Füßen als statisches, auf Rollen als mobi­-les Objekt. Leer erinnert das System an die exakt geschnittenen Kästen des amerikanischen Künstlers Donald Judd. In Gebrauch tritt das Möbel zurück und bildet einen dezenten Rahmen für die Gegenstände, die es aufnimmt.
Kippeln erwünscht
Während sich die Bilder auf dem Computerbildschirm immer stärker bewegen und jede Website durch gelenkte Abläufe Interesse erheischen will, bleibt der Betrachter auf seinem Stuhl meist statisch. Mit Tip Ton wollen die beiden Engländer Edward Barber und Jay Osgerby den Sitzenden wenigstens zum Kippeln anregen, ohne ihn der Gefahr des Wegrutschens auszusetzen. Was bislang Bürostühlen vorbehalten war, die Neigung um 9 Grad nach vorn, gelingt auch diesem einfachen Stuhl. Dadurch wird das Becken des Sitzenden geneigt, und man richtet unwillkürlich die Wirbelsäule auf – um weiter am Bildschirm arbeiten zu können: Die Bauch- und Rückenmuskulatur wird angespannt und gestärkt: ein belebender Effekt für den Organismus.
Vitra stellt das poppige Produkt aus einer einzigen Gussform her. Es ist vollständig recycelbar. Die kräftigen Farben des Kunststoffs knüpfen an Klassiker wie den Bofinger-Stuhl von Helmut Bätzner oder den 4867 von Joe Colombo an. Wie diese ist der Tip Ton stapelbar und hat somit die Chance, auch in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen die Rezipienten in Bewegung zu bringen.
Lümmeln auf Stars
Zuweilen erscheinen Star-Produkte weit entfernt vom übrigen Programm der jeweiligen Firma, so dass sich der Eindruck aufdrängt, eine Blaupause sei zum Namedropping erworben worden. Das haben die renommierten Hersteller Wittmann und Walter Knoll nicht nötig. Trotzdem sehen die neuen Möbel von Jean Nouvel und Ben van Berkel so aus, wie ich es von den beiden Architekten erwartet habe: Nouvels modulares Polsterelement Vienna für Wittmann ist kantig, massig und schräg, signalisiert Seriosität und Bequemlichkeit, wie es sich für ein Hotelmöbel ziemt, als das es ursprünglich entworfen war. Ben van Berkels MYchair Lounge für Walter Knoll hingegen ist raumgreifend, abgehoben und ohne jeden rechten Winkel; die dynamische Form lässt den Lounge Chair kleiner erscheinen, als er mit einer Länge von mehr als 1,5 Meter tatsächlich ist. Beide Möbel liefern im bestem Sinne den „Stil“ ihrer Verfasser ab, und das mit großer Bequemlichkeit.
Endlosläufer
Aus der Präsentation junger Designer vom Balkan wirbelt der Teppich Coil Rubber wortwörtlich heraus. Aus der Teppichmitte entwickeln sich drei inein-
andergreifende Spiralen, die zum Rand hin unterschiedlich weit auslaufen. Und die hier verwendete schwarze Gummi-Rollware, die üblicherweise für Spielflächen eingesetzt wird, unterstreicht die geometrische Stärke auch materiell.
Ausgangspunkt der kroatischen Designerin Maya Mesić war die Idee von einem runden Teppich, dessen Größe aus dem Fügen möglichst gleicher Elemente individuell bestimmt werden kann. Eine Herausforderung, denn übliche Kreissegmente können nur eine Fläche mit starrem Radius bilden. Die dreizügige Spirale hingegen erlaubt die unendliche Fortschreibung der runden Form. Allerdings sind da­zu sieben unterschiedliche Teile notwendig, drei große in der Mitte und vier fast quadratische Elemente mit unterschiedlich ausgestanzter Perforierung, aus denen die drei Stränge gebildet werden.
Flauschige Fernwehbilder
Erinnerungen konzentrieren sich auf einzigartige Eindrücke von Formen, Gerüchen, Geschmäckern, Geräuschen oder eben Farben. Der Textildesigner Helmut Scheufele nahm Fotografien aus Ostafrika als Initial für eine Teppichkollektion namens Legends of Carpets, die Walter Knoll präsentierte. Aus den Fotos wird ein Farbverlauf generiert und als lineare Struktur geknüpft. Die Grundtöne des Teppichs „Limbika“ (Swahili für: geduldig) etwa ergeben sich aus der versteppten Landschaft, in der – wie auf dem Foto der Sand – orangefarbene Tupfen Akzente setzen. Beim „Mpando“ (Kultur) mischt sich in das Blau des Wassers und der Luftspiegelung das Rosa einer Flamingokolonie. Die Verwendung unterschiedlicher Texturen verstärkt die Bildhaftigkeit: Das wesentliche Material ist tibetanische Hochlandwolle, die Grundlage bildet ein aus Brennnesseln gesponnenes Garn, die Farbakzentuierungen werden mit chinesischer Seide gesetzt.
Fotos aus Afrika, Herstellung in Nepal, Design und Vertrieb in Europa – das richtet unvermittelt den Blick auf die Zusammenhänge weltweiten Wirtschaftens. Anders aber als beim Drucken von Ausstellungskatalogen in China oder beim Pulen von ­Nordsee­krabben in Marokko unterstützt die Teppichherstellung traditionell ansässiges Handwerk. Möglicherweise stillen die Farben auch das Fernweh.
Lichtballett
Die Choreografie von Robert Hoffmanns Modular Light erinnert an Oskar Schlemmers Triadisches Ballett. Wie Schlemmer den Menschen durch geometrische Formen überhöhte, überführt Hoffmann Leuchten in ungewohnt kubische Formen. Und hier wie dort lässt die veränderte Figur die gewünschte Stimmung entstehen.
Den ersten Typ entwickelte der Berliner Desig­-ner als Diplomarbeit, in der Folge feilte er die Technik aus. In der Leuchtenmitte befindet sich ein ­stäh­lernes Grundgerüst mit vier 60-Watt-Halogenleuchten. An dessen Enden sind die sechs Seiten des Kubus befestigt, mit Gelenken, die in zwei Richtungen drehbar sind. Dadurch lässt sich der Kubus, der nur aus seinen Kanten leuchtet, zu einem aufgelösten Objekt aus gegeneinander verschobenen quadratischen Flächen verändern. Modular Light ist als Hängeleuchte ein Kubus, als Steh- und Wandleuchte ein aufrechter Quader, wobei die Hänge- bzw. Standseiten jeweils die unbewegliche Fläche bilden. Das Material ist pulverbeschichtetes Aluminium, das leicht und exakt zugleich ist. Eine Tanzfigur.
Trapezkünstlerin
Vielleicht hat Anna Holzapfel sich gelegentlich die Gegenstände ihrer Umgebung auf den Kopf gedreht vorgestellt. So würden sich die beiden Ausrichtungen ihrer Leuchte Acrobata plausibel erklären: der Wandel von der Pendelleuchte zum Deckenfluter, indem einfach die Öffnung nach oben umgedreht wird. Oder, wie es die Designerin ausdrückt: „Der Schirm macht einen Kopfstand.“
Voraussetzung war ein großer, breitkantiger Schirm sowie eine ihn „balancierende“ Aufhängung mit zwei Kabeln. Holzapfel nahm für den Schirm dünnes Aluminiumblech, das im Metalldrückverfahren geformt wird. Durch das elegant matt glänzende Material ist der Schirm so leicht, dass er nur von den Kabeln getragen werden kann. Nach unten beschreibt das Licht einen Kreis, nach oben flutet es die Decke und erhellt den Raum indirekt. Die zwei überaus flexiblen Silikonleitungen, die aus der Messtechnik stammen, halten den Schirm durch Einfräsungen und eine Klammer sicher in der gewünschten Einstellung, deren Höhe so gewählt werden muss, dass das Leuchtmittel weder nach unten noch nach oben blendet. Ein Netz braucht die Acrobata nicht, sie ruht mit der Gewissheit des Wandels in der einen wie in der anderen Position.

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