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„Das Toni ist riesig, vergleichbar mit dem ICC in Berlin“

Interview mit Regula Lüscher

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Foto: Roger Frei

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„Das Toni ist riesig, vergleichbar mit dem ICC in Berlin“

Interview mit Regula Lüscher

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Die ehemalige stellvertretende Direktorin für die Neuplanung des Stadtgebiets Zürich-West und derzeitige Senatsbaudirektorin in Berlin über das Toni-Area.
Wer war der Initiator der Transformation von Zürich-West?
Franz Eberhard, der damalige Direktor des Amts für Städtebau. Als ich zum Amt kam, war die Zeit der Stadtforen hinter uns, in denen man sich auf gemeinsame Ziele und Vorgehensweisen verständigt hatte. In meiner Anfangszeit war ich inhaltlich stark engagiert und habe selber in Form von Skizzen städtebauliche Prinzipien formuliert. Ich glaube, dass ich so die Leseart dieses Industrieareals als Grundlage für die Identität in diesen Transformations­prozess getragen habe. Mir ist wichtig, dass man auch noch in 25 Jahren ab­lesen kann, dass hier mal ein Industrieareal war, mit seinen eigenen räum­lichen Gesetzmäßigkeiten.
Sind Türme hier richtig?
Sie sind später dazu gekommen, als wir ein Hochhausleitbild der Stadt erar­beitet haben. Darin wurde Zürich-West eindeutig als Raum gesehen, der sehr großmaßstäblich ist und damit geeignet für Hochhäuser. Ich finde, dass sie nach Zürich-West bestens passen.
Haben Sie damals den Wettbewerb für das Toni-Areal mit initiiert?
Zunächst zur Vorgeschichte. Es gab schon vorher Versuche, dieses Gebäude zu entwickeln. Ein Abriss wurde verworfen, da er immens viel gekostet hätte – zum Glück kann ich nur sagen. Dann ergab sich diese wunderbare Fügung, dass diese Nutzung kam – etwas Besseres konnte nicht geschehen: Kultur, Bildung, junge Leute, alles was Lebendigkeit bringt. Wir haben dann beim Wettbewerb Projekte gesucht, die eine möglichst hohe Durchlässigkeit bieten. Wir brauchten hierfür besondere Ideen, da eine direkte Durchlässigkeit im Erdgeschoss nicht hinzubekommen war. Ich glaube, man hätte ansonsten die Entscheidung treffen müssen, das Gebäude zu sprengen.
Zeigt sich der Bau im Stadtraum weiterhin nicht allzu hermetisch?
Das Toni-Gebäude ist ein Zeuge der Geschichte dieses Areals. Das war immer ein riesiger „Klopper“, vergleichbar mit dem ICC in Berlin. Es hat eine eigene Identität, und mir war immer ganz wichtig, dass diese Identität nicht völlig aufgegeben wird. Sobald ein solcher Bau verniedlicht wird, sobald er normale Fensteröffnungen bekommt usw., dann versteht man ihn überhaupt nicht mehr, und er wird zu einem unerträglichen Koloss. Davon bin ich überzeugt. Es erzählt eben seine Geschichte weiter. Das Büro EM2N hatte mit Abstand den besten Entwurf geliefert. Sie sind Architekten einer neuen Generation, die sehr konzeptionell denken. Sie wissen, was sie wollen, lassen aber durchaus eine Entwicklung zu, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Sie sind also nicht stur. Sturheit ist für mich oftmals ein Zeichen von Unsicherheit.
Fakten
Architekten Lüscher, Regula, Berlin
aus Bauwelt 34.2014
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