Back to the Office
50 Revolutionary Office Buildings and How They Sustained
Text: Meyer, Ulf, Berlin
Back to the Office
50 Revolutionary Office Buildings and How They Sustained
Text: Meyer, Ulf, Berlin
Nach der COVID-Pandemie und der Verbreitung von Arbeit im Home Office stellt sich die Frage, ob die großen Bürohäuser wieder wie vor der Krise voll genutzt werden. Das niederländische Buch „Back to the office“ kommt also zur rechten Zeit, weil es anhand von fünfzig klug ausgewählten Bürohäusern aus (fast) aller Welt zeigt, wie Gebäude für Nutzer attraktiv gehalten werden, ohne die Architektur zu verderben. Der Wunsch, mit Kollegen zusammenzutreffen und das Haus zu verlassen, spricht für eine breite Rückkehr „back to the office“.
Büro-Interieurs und -Möbel im Schnitt alle sieben bis zehn Jahre wegzuwerfen und neu anzuschaffen, ist ökologisch und ökonomisch verschwenderisch. Die Autoren des Buches zeigen deshalb nachhaltige Beispiele für Bürohäuser verschiedenster Art: vom Chilehaus in Hamburg bis zum Ultra-Großraumbüro am Stadtrand wie den Bell Labs in New Jersey von Eero Saarinen.
Auch wenn sich Managementstrategien ändern und Büros entkernt und neu gestaltet werden, können im Idealfall „Architektur, Materialien und Arbeitsideologien überdauern“, wie der Herausgeber des Buches, Stephan Petermann, schreibt. Wie viele Bücher von 010 Publishers aus Rotterdam ist sein Buch frisch und pfiffig gestaltet: Die prominentesten Bürohäuser des 20. Jahrhunderts wie die von SOM, Mies van der Rohe, Le Corbusier oder Kenzo Tange fehlen ebenso wenig wie Werke von Arne Jacobsen, Herman Hertzberger, Oscar Niemeyer oder Gio Ponti.
Das Corporate Office Building ist noch ein vergleichsweise junger Bautypus, der „den Stahlrahmen, die Klimaanlage, Fahrstuhltechnik, Neonlicht, Raster und Vorhangfassaden“ zur Voraussetzung hat, wie die Autoren schreiben. Die „Bürolandschaft“ (dieser Begriff wird auf Deutsch verwendet) war eine Erfindung in der Bundesrepublik der siebziger Jahre und wurde von dem britischen Architekten Frank Duffy in der angelsächsischen Welt verbreitet. Als die „Cubicles“ in den USA aufkamen, etablierte er einen neuen Wirtschaftszweig, die Büro-Organisations-Beratung. Seine neue Branche der „Consultants“ musste sich mit alternden Büro-Gebäuden beschäftigen. „Unterhalt und Evolution“ sind auch in Petermanns „Post Occupany Report“ deshalb die zentralen Themen. Aber auch „the cult of flexibility“, die Reinigung von Bürohäusern und die Auswirkungen des steuerlichen Abschreibungssystems werden angerissen.
Petermann hat sich an der Universität Utrecht mit der Architekturgeschichte und der Theorie der Denkmalpflege auseinandergesetzt. Als Assistent von Rem Koolhaas hat er 2014 die „Fundamentals“-Ausstellung auf der Biennale in Venedig recherchiert – eine ausgezeichnete Voraussetzung für die Arbeit an diesem Buch. An der Universität Aarhus hat er mit Ruth Baumeister das Thema vertieft. Die beiden Autoren nutzen – wie im AMO-Universum üblich – geschickt Infografiken, Vorher-Nachher-Bildvergleiche und Archivdokumente aller Art. Auf einer Doppelseite haben sie alle besprochenen Büro-Häuser im selben Maßstab darstellen lassen. Das macht nicht nur Freude zu sehen, es ist auch erhellend. Mit Ausnahme der japanischen Projekttexte haben die beiden Haupt-Autoren auch die Mehrheit der Texte selbst geschrieben und Interviews und Essays hinzugefügt.
Das Layout des Buchs macht einige Sperenzien: Linke Seiten haben beispielsweise Zeilen, rechte Spalten. Die Seiten, auf denen die Projekttexte stehen, sind hälftig abgeschnitten. Derlei gestalterischer Verrenkungen hätte es gar nicht bedurft: Inhalt und Ansatz des Buches sind ohnehin frisch und relevant, auch wenn das Buch letztlich „keine Antworten geben will“, ob offene Büros besser sind als Großräume oder das Home Office besser ist als das Arbeiten im Bürohaus.






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