Bauwelt

Atlas Ruhrgebiet

Von der Arbeitersiedlung bis zum experimentellen Wohnungsbau

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Atlas Ruhrgebiet

Von der Arbeitersiedlung bis zum experimentellen Wohnungsbau

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Ein schönes Buch. Was überraschen mag, denn Schönheit ist wohl nicht die erste Kategorie, die man mit dem Ruhrgebiet in Verbindung bringt. Doch ist es das Vermögen der Kunst, auch den widrigsten, menschenfeindlichsten Situationen Schönheit ab-zugewinnen, und so nimmt das in hellblaues Leinen gebundene, großformatige Buch mit seiner klaren Graphik, übersichtlichen Plänen und gut gedruckten Fotos sogleich für sich ein.
Es hält, was seine Erscheinung verspricht: Blättert man im „Atlas Ruhrgebiet“, zieht eine Reihe von 14 bemerkenswerten Wohnanlagen der letzten 150 Jahre vor dem Auge vorbei, von der Kolonie Eisenheim in Oberhausen-Osterfeld (1846 ff.) über den Kaiserblock in Dortmund (Ludwig Feldmann, 1929) bis zur Girondelle in Bochum (Albin Hennig, 1965 ff.). Die geringe Zahl der hier dokumentierten Objekte bzw. Ensembles legt allerdings nahe, dass es angesichts der Größe des betrachteten Ballungsraums wohl doch nicht allzu weit her ist mit einer Darstel-lung des Wohnungsbaus im Ruhrgebiet „von der Arbeitersiedlung bis zum experimentellen Wohnungsbau“ – die das Ruhrgebiet so prägende Epoche des Wiederaufbaus in den 50er Jahren etwa ist mit nur einem einzigen Objekt vertreten, dem Hochhaus Friedrich-Karl-Straße in Oberhausen von Heinz Knäpper und Friedrich Riegels (1956 ff.).
Dass das ganze Mittelmaß außen vor geblieben ist, sei dem Atlas aber nicht vorgeworfen. Denn das Werk ist auch ein Lehrbuch: Erstellt von Anna Jessen und Ingemar Vollenweider und ihrem Lehrstuhl Städtebau der TU Dortmund, sollte eine Essenz des Beispielhaften gefunden und untersucht werden, um Anknüpfungspunkte für die Gegenwart herauszufiltern. Im Buch gelingt dies nicht nur dank der akribischen Auswertung der dokumentierten Wohnanlagen und ihrer graphisch übersichtlichen Analyse, sondern auch mit Hilfe der Texte von Autoren und Autorinnen wie Moritz Henkel, Wolfgang Sonne, Georg Ebbing, Sonja Hnilica, Alexandra Apfelbaum und Hans Hanke (in der Reihenfolge ihrer Beiträge) und nicht zuletzt dank der Fotos von Detlef Podehl, der die betrachteten Wohnanla-gen 2024 besucht und in ihrem gegenwärtigen Zustand porträtiert hat. Eine verdienstvolle Untersuchung, der Aufmerksamkeit weit über das Ruhrgebiet hinaus zu wünschen ist – die Gestaltung heutiger Wohnbedürfnisse ist schließlich fast überall eine drängende Aufgabe. Kein Wunder, dass die Erstauflage bereits vergriffen ist und ein Folgeband in Planung; dieser wird sich dem Wohnungsbau in Berlin widmen.
Fakten
Autor / Herausgeber Moritz Henkel, Anna Jessen und Ingemar Vollenweider (Hg.)
Verlag Verlag Kettler, Dortmund 2024
aus Bauwelt 24.2025
Artikel als pdf

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