Bauwelt

Feriendomizil Wraxall Yard


Muss Architektur für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zwangsläufig funktional, aber unattraktiv sein? In Dorset entwickelte Clementine Blakemore ein Feriendomizil, dessen Ausstattung inklusiv und komfortabel ist – wohnlich, hochwertig und auf „andere“ Anforderungen bedacht, ohne sie hervorzuheben.


Text: Moore, Rowan, London


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    Foto: Lorenzo Zandri

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    Wraxall Yard ist um zwei Höfe organisiert. Das Wohnen ist rund um den umschlossenen Gartenhof angesiedelt. Ein vorgela­­ger­­­­ter offenerer Werkhof lädt ein, Landwirtschaft und Natur zu erkunden.

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    Wraxall Yard ist um zwei Höfe organisiert. Das Wohnen ist rund um den umschlossenen Gartenhof angesiedelt. Ein vorgela­­ger­­­­ter offenerer Werkhof lädt ein, Landwirtschaft und Natur zu erkunden.

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    Größtenteils behalten die Gebäude ihren ursprüng­lichen Charme. Ein vis-à-vis der Heuhalle gelegnener Baukörper mit neuer Fassadengestaltung beinhaltet Gemeinschaftsräume.
    Foto: Emma Lewis

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    Größtenteils behalten die Gebäude ihren ursprüng­lichen Charme. Ein vis-à-vis der Heuhalle gelegnener Baukörper mit neuer Fassadengestaltung beinhaltet Gemeinschaftsräume.

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    Die Gestaltung nutzt sanfte Töne und natürliche Mate­rialien. Die Möbel gehen subtil auf verschiedene Bedürfnisse ein: Maße sind variabel, Kanten weich und Halt gebende Elemente selbstverständlich gegeben.
    Foto: Lorenzo Zandri

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    Die Gestaltung nutzt sanfte Töne und natürliche Mate­rialien. Die Möbel gehen subtil auf verschiedene Bedürfnisse ein: Maße sind variabel, Kanten weich und Halt gebende Elemente selbstverständlich gegeben.

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    Insbesonder in den Wohnhäusern sind Beziehungen zwischen den Nachbarn, innen und außen, Natur und gestaltetem Raum feinfühlig abgewogen. So entsteht ein zartes Wechselspiel.
    Foto: Lorenzo Zandri

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    Wo Fensterplatzierungen und -dimensionen des Bestands beibehalten wurden, zeigt sich dies durch hölzerne Rahmen. Die Einrichtung ist auf den Komfort von Menschen abgestimmt, deren Mobilität eingeschränkt ist, entbehrt dabei jedoch mitnichten wohnlicher Qualität.
    Foto: Emma Lewis

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    Wo Fensterplatzierungen und -dimensionen des Bestands beibehalten wurden, zeigt sich dies durch hölzerne Rahmen. Die Einrichtung ist auf den Komfort von Menschen abgestimmt, deren Mobilität eingeschränkt ist, entbehrt dabei jedoch mitnichten wohnlicher Qualität.

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    Landwirtschaftliche Nutzung ist nicht mehr zen­trales Anliegen des Hofes, bleibt in Form von Gartenpflege und dank der Be­gegnung mit Schafen und Lämmern für die Gäste allerdings erlebbar.
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    Landwirtschaftliche Nutzung ist nicht mehr zen­trales Anliegen des Hofes, bleibt in Form von Gartenpflege und dank der Be­gegnung mit Schafen und Lämmern für die Gäste allerdings erlebbar.

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In Dorset, jener idyllischen Ecke Südwestenglands, wo Thomas Hardy seine Romane angesiedelt hat, steht ein alter Milchbauernhof aus unregelmäßigem, hell getöntem Mauerwerk. Zweierlei Kalkstein, Kreideblöcke und Feuerstein sind von rötlich schimmernden Ziegelpartien durchwirkt; auf dem Dach liegen tönerne Dachpfannen. Auch eine industriell gefertigte, offene Halle aus lackiertem Stahl findet sich. Ihre Streben sind zart und tragen ein gewölbtes Riffelblechdach. Der Hof ist ein Ergebnis der Zeit, wurde mehrfach verändert und erweitert, ausgebessert und repariert – stets im Sinne der Menschen und Tiere, die auf ihm lebten. Vor der jüngsten Instandsetzung war er allerdings stark marode. Zu neuem Leben erwacht er nun als Feriendomizil – ein in höchstem Maße zugängliches und nutzerfreundliches Objekt seiner Art, für Menschen mit und auch ohne Behinderung.
Wraxall Yard ist ein Ort, um „mit Landwirtschaft und Natur in Kontakt zu treten“, heißt es in der Eigenwerbung. Der Hof zeugt von Liebe und Fürsorge. Initiiert hat ihn der zum „Bauern“ gemauserte IT-Manager Nick Read: Nachdem seine Mutter an Multipler Sklerose erkrankt war nahm die Familie die schlechte Gestaltung der Orte, an denen sich Betroffene, ihre Angehörigen und Pflegekräfte den Großteil ihrer Zeit aufhalten müssen, als zusätzliche Belastung war. Sie stellten fest: Objekte und Umgebungen, die Unterstützung geben sollen, sind tendenziell hässlich – in erster Linie darauf ausgelegt, einen medizinischen Auftrag zu erfüllen, statt Vertrautheit und Geborgenheit zu vermitteln. Nicht einmal in den Ferien ist ein Abschalten vom Kranksein möglich.
Reads Mutter war vor ihrer Erkrankung Ausstellungsgestalterin und, wie der Bauherr sagt, „tief verletzt von der Art, wie die gebaute Umwelt mit ihren zunehmenden Einschränkungen umging“. In Wraxall Yard finden Menschen mit Bewegungseinschränkung, Seh- oder Hörbehinderung sowie neurodiverse Menschen einen mindestens ebenso wirkungsvolleren Erlebnisraum wie Menschen ohne Behinderung. Auch Letztere sind jedoch willkommen, ob als Pflegende oder Gäste. Neben Ferienwohnungen gibt es auch einen Gemeinschaftsraum – um gemeinsam zu essen, miteinander zu sprechen, Sport zu treiben, zu malen, zu basteln, zu feiern oder Yoga zu machen. Er ist auch von Gruppen nutzbar, die nicht auf dem Gelände eingemietet sind.
Die Architektin des Projekts ist Clementine Blakemore aus London. Die ausgebildete Bildhauerin arbeitete für Rural Studio in Alabama, Duggan Morris und David Chipperfield, ehe sie ihr eigenes Büro eröffnete. Read, der „einen enttäuschenden Architekten nach dem nächsten“ getroffen hatte, entschied sich für sie, weil er in
ihrer Betrachtung des Auftrags eine Tiefe spürte, aus der er das Vertrauen zog, dass sie das Projekt mit Herzblut und Detailliebe angehen würde. Das Resultat ist ein Werk voller Zuneigung – zu Menschen, zur Natur und für den Bestand. Es ist auch ein Gemeinschaftsprojekt, das den Ingenieuren, Gärtnerinnen, Maurern und Zimmerleuten sowohl Meisterschaft ihres Handwerks als auch Teamfähigkeit abverlangte.
Der Komplex ist um zwei Höfe organisiert, von denen der eine eher landwirtschaftlich, der andere eher gärtnerisch ausgebildet ist. Der Charakter des ersten ist handfest und steinern. Er öffnet sich zur Zufahrtsstraße und wird auf einer Seite von der Stahlskeletthalle, auf der anderen von einem Backsteingebäude gefasst, in dem die Gemeinschaftsräume untergebracht sind. An seiner Stirnseite erfolgt der Übergang in den zweiten, eher introvertierten und reich bepflanzten Hof, um den herum die fünf „Häuser“ gruppiert sind, in denen bis zu 24 Personen übernachten können. Die Wohneinheiten sind auch über einen rückwärtigen, leicht ansteigenden Weg direkt vom Parkplatz erschlossen.
Dieser Weg führt durch ein großzügiges Portal, das die Gebäudehöhe komplett ausnutzt und – gerahmt von Steinmauern, einem ebenen Betonboden und offenem Dachgestühl – eine große gleichwohl schlichte Willkommensgeste formuliert. In diesem Raum spielen Kinder, egal, welches Wetter gerade vorbeizieht, und er verbindet das Innere der Anlage visuell mit der umgebenden Landschaft. Diesem Portal gegenüber führt eine weitere Öffnung hinaus auf einen etwa zweihundert Meter langen Holzsteg, der über Blumenwiesen, durch Bäume und Gebüsch hin zu einer kleinen Plattform am Kalkbach führt.
Die Gesamtanlage besteht aus nahezu rechteckigen Bauteilen, zwischen denen sich schmale Pfade winden. Durch die Pflanzen lassen sich Eindrücke erhaschen, denen es dann schlendernd nachzuspüren gilt. Unterschiedliche Materialien und Details verleihen dieser Umgebung sehr verschiedene Atmosphären. Der Gesamteindruck ist trotz des Abwechslungsreichtums einheitlich, da dem Umbau eine einfache Materialpalette zugrunde liegt und die vorgefundene sanfte Tonalität fortgeführt wurde. Alle Ausbesserungsarbeiten sind, so beschreibt es Tragwerksplaner Pete Laidler, ausgeführt worden „wie es ein Bauer getan hätte“ – in anderen Worten: mit naheliegenden Mitteln und bewährten Techniken. Das Unterfangen, den Hof von dem, was er war, zu dem zu überführen, was er werden soll, gelingt mit Wertschätzung beider Aspekte.
Materialien wurden wiederverwertet oder mit Baustoffen ergänzt, die aus der nahen Umgebung stammen. Alle neuen Holzbauteile zum Beispiel wurden aus Douglasie hergestellt. Neues Mauerwerk wurde mit hellem Kalkmörtel vermauert, um dem Bestand ähnlich zu erscheinen. Existierende Fenster- und Türöffnungen – die in vielerlei Dimensionen auftreten, einige eher für Tiere als für Menschen ausgelegt – wurden größtenteils erhalten. Die für neue Fenster angewandte Logik ist schlicht und schlüssig: Öffenbare Fenster sind mit Holz-, festverglaste mit Stahlrahmen integriert.
Die Innenräume – jeder etwas anders abgemessen – prägen ihre offenliegenden teils alten, teils neuen Balkendecken, Wandsegmente aus blankem Natur- und Backstein und die aus dem Bestand übernommenen Unregelmäßigkeiten der Dachneigung, des Grundrisses und der Fensteranordnungen. Dunkle, polierte Betonböden erden die Räume. Die Schienen für elektrische Mobilitätshilfen sind unauffällig in die Balken integriert. Höhen von Küchenarbeitsflächen und Waschbecken sind auf die Bedürfnisse sitzender oder stehender Nutzerinnen und Nutzer anpassbar. Und auch für Robustheit ist gesorgt: Lackierte Holzvertäfelungen im Sockelbereich lassen sich einfach reparieren, sollte ein Rollstuhl an der Wand entlangschrammen.
Die Architektur von Wraxall Yard nutzt die Potenziale der ihr zur Verfügung stehenden Mittel, um Anteil zu nehmen an der Kommunikation vor Ort – nutzt die Qualitäten von Stein und Holz sowie deren Verbund, um die Geschöpfen, die mit ihnen leben, zu berühren. Proportionale Entscheidungen wie das Eingehen auf Augenhöhen, angemessene Wandstärken und brauchbare Fenstertiefe sind in diesem Projekt ausgewogen eingesetzt. Über die Inspiration am Vorgefundenen entfaltet die Architektur von Clementine Blakemore eine unerwartete Magie der Beziehungen: von Nahem und Fernem, Offenem und Umschlossenem, Bauwerk und Natur, Menschen und Tieren, Privatem und Geteiltem, Kleinem und Großem, Altem und Neuem. Dieser Ort ist pragmatisch und imaginativ zugleich.
Übersetzung aus dem Englischen: jl



Fakten
Architekten Clementine Blakemore Architects, London
Adresse Wraxall Yard,Lower Wraxall, Dorchester DT2 0HL, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 19.2025
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