Bauwelt

Tagespflege und Wohnen in Berlin-Rosenthal


Unten eine Tagespflege, darüber Wohnungen für Menschen mit geistiger Behinderung oder Assistenzbedarf – der Neubau von Modersohn & Freiesleben bereichert den Campus des SKF in Berlin. Auch architektonisch.


Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin


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    Die Gartenmauer aus DDR-Zeiten begrenzt das Areal noch immer zur Nord­endstraße, wurde aber zur Erreichbarkeit des Neubaus geöffnet.
    Foto: Sebastian Schels

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    Die Gartenmauer aus DDR-Zeiten begrenzt das Areal noch immer zur Nord­endstraße, wurde aber zur Erreichbarkeit des Neubaus geöffnet.

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    Oberhalb des massiven Erdgeschosses wurde das Gebäude als Holzkonstruktion errichtet; die Welleternitbänder dienen als Brandschürzen.
    Foto: Sebastian Schels

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    Oberhalb des massiven Erdgeschosses wurde das Gebäude als Holzkonstruktion errichtet; die Welleternitbänder dienen als Brandschürzen.

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    Foto: Sebastian Schels

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    Die Flure sind breit genug, um an Nachbarn vorbei­zukommen, die vielleicht ein Schwätzchen vor der Wohnungstür halten.
    Foto: Sebastian Schels

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    Die Flure sind breit genug, um an Nachbarn vorbei­zukommen, die vielleicht ein Schwätzchen vor der Wohnungstür halten.

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    In den Wohnungen ist die Konstruktion des Holzbaus erlebbar. Sockel, Decke über Erdgeschoss und Treppenhäuser wurden in Beton ausgeführt.
    Foto: Sebastian Schels

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    In den Wohnungen ist die Konstruktion des Holzbaus erlebbar. Sockel, Decke über Erdgeschoss und Treppenhäuser wurden in Beton ausgeführt.

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JWD ist es vielleicht nicht, das Nordend im Berliner Ortsteil Rosenthal, aber doch sehr vorstädtisch – und dementsprechend ruhig. Noch immer prägen freistehende Wohnhäuser die ab 1871 entwickelte „Landhauskolonie“, obwohl hier seit 1990 kräftig verdichtet und neu gebaut wurde. Weiter verdichtet wurde jüngst auch eine besondere Wohnanlage: der „Campus Nordend“ des Sozialdiensts Katholischer Frauen e. V. Berlin. Wie auf der Website der 1899 als „Verein vom Guten Hirten“ gegründeten Hilfsorganisation zu lesen, ist „der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin (…) ein Frauenverband, der sich der Hilfe für Kinder, Jugendliche, Frauen und Familien in besonderen Lebenslagen sowie der Teilhabe für Menschen mit Behinderungen in der Gemeinschaft widmet“. Sein Campus liegt an der Schönhauser Straße, Ecke Nordendstraße und versammelt Gebäude aus unterschiedlichen Zeiten, die für verschiedene Angebote und Einrich­tungen genutzt werden. Das älteste, eine purifizierte gründerzeitliche Villa, steht gleich an der Südostecke des Grundstücks: Hier ist die „Jugendhilfeeinrichtung Minna Fritsch“ untergebracht. Das anscheinend etwas jüngere Nachbargebäude an der Schönhauser Straße dient heute als Sitz der Geschäftsstelle des Vereins. Den Westen des Areals besetzt das langgestreckte, viergeschossige Haus „Maria Frieden“ aus den neunziger Jahren; in ihm leben 76 Frauen und Männer in betreuten Wohngruppen von sechs bis acht Personen. Dazwischen entstand nun das „Haus im Park“ mit weiteren Wohn- und Betreuungsangeboten, geplant vom Berliner Architekturbüro Modersohn & Freiesleben.
„Im Park“ ist vielleicht etwas übertrieben, wenn man etwa den nahe gelegenen Schlosspark Pankow im Kopf hat, ein schöner Garten mit hohen Laubbäumen aber umgibt die Gebäude sehr wohl, auch wenn zwei Bäume für den Neubau gefällt werden mussten. Immerhin fanden sie sofort einen Abnehmer: Der am Neubau tätige Tischler hat die Stämme kurzerhand mitgenommen zum Trocknen und späteren Verarbeiten. Ebenfalls viergeschossig, wirkt das neue Haus viel feingliedriger als der Nachbar aus der Nachwendezeit, was er der stärkeren Gliederung seines Volumens verdankt. So kragen die in Brettsperrholz konstruierten drei Wohngeschosse über das massiv errichtete Erdgeschoss mit der Tagespflege aus, die Fassade der Wohngeschosse ist mit horizontalen, aus der Vertikale gekippten Bändern aus Welleternit gestaltet, zuoberst steht das flach geneigte Dach kräftig über. An den Gebäudelängsseiten tritt zudem der Mittelteil der Fassade ein Stück hervor und bildet so geschützte Nischen für die beiden Hauseingänge auf der Ost- und Westseite – in den Wohngeschossen liegen hier Treppen und „dienende“ Räume wie Snoezelen-Raum, Gemeinschaftsküche, Pflegebäder und Büros.
Eine Palette aus Farben treibt die Gliederung des Volumens weiter: ein dunkles Rot für die Brettschalung, ein Kupferrot für die Bleche, ein erdiges Braun für die Welleternit-Elemente, ein milchiges Grün für den Edelkratzputz im Erd­geschoss, ein Graugrün für die Fliesen um den Eingangsbereich und an den Stirnseiten des Sockels, Weiß schließlich für Fensterrahmen und -flügel. Das alles fügt sich zu einem Ganzen, fällt nicht auseinander in Einzelphänomene – Modersohn & Freiesleben ist ein Haus gelungen, das man gerne anschaut, und das auch auf den zweiten Blick oder beim Nähertreten noch Entdeckungen bereithält, wie die gestockte Oberfläche des Sichtbetons der kräftig dimensionierten Betonfertigteile, die die Obergeschosse in die Höhe stemmen. Manche Details verraten zudem auch noch ein paar Hintergründe aus Konstruktion und Vorschriften. Die Welleternitbänder etwa dienen mit ihrem Abschluss aus Blech als Brandschutz zwischen den Geschossen, wie er im Holzbau vorgeschrieben ist, da ihre Breite aber genau so aus der Produktion kommt, ergab sich der Winkel, in dem sie montiert wurden, quasi von selbst aus dem Wunsch, die Fenster nicht zu verdecken.
22 Menschen mit geistiger Behinderung oder Assistenzbedarf und ebenso viele Tagesgäste haben ein neues Zuhause gefunden in dem für 2615 Euro/Quadratmeter Bruttogeschossfläche errichteten, insgesamt 6,67 Millionen Euro teuren Neubau (Kostengruppen 300+400). Das Ziel der Einrichtung ist es, ihnen zu mehr Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit zu verhelfen. Sie leben größtenteils zu zweit, außerdem gibt es eine Vierer-Wohneinheit. Die Wohnungen liegen jeweils in den Gebäudeecken, gespiegelt an einer Wand in der Gebäudelängsachse. Um auch aus Rollstuhlperspektive Ausblick zu ermöglichen, beträgt die Brüstungshöhe nur sechzig Zentimeter, die Öffnungsflügel beginnen über einem festverglasten Element auf einer Höhe von neunzig Zentimetern. Eine Besonderheit ist die Breite des Flurs in der Mitte des Grundrisses – es ist eher eine Diele, die auch dem Aufenthalt und der Begegnung der Bewohnerschaft dienen kann. Andere Besonderheiten des Grundrisses sind wiederum direkt aus den Vorschriften abgeleitet, wie die Parkplätze für Rollstühle im Treppenhaus, eine eigene Toilette für Familie und Freundeskreis, die zu Besuch kommen, oder das Pflegebad im Leistungsbereich „Besondere Wohnform mit 24 Stunden Assistenzbedarf“. Im Erdgeschoss wurde die Betondecke mit hellgrünen Dreiecken gestaltet, die den Raum rythmisieren und höher wirken lassen. Die materialsichtig belassenen Holzdecken über dem Flur im ersten und zweiten Obergeschoss sind aus Gründen von Schall- und Brandschutz konstruktiv getrennt geblieben von den Holzdecken über den Wohn- und Nebenräumen, was die Stützen in der Diele erklärt.
Ein Highlight ist die gläserne Laterne über der obersten Diele mit den sichtbaren Sparren der Dachkonstruktion. Die Holzelemente der Wände mussten im Flurbereich vorschriftsmäßig mit Gips bekleidet werden im Wohnbereich dagegen konnte mehr Holz sichtbar bleiben: Das Material prägt die wohnlich-warme Stimmung der Räume genauso wie der Ausblick in die Bäume.



Fakten
Architekten Modersohn & Freiesleben, Berlin
Adresse Nordendstraße 3, 13158 Berlin


aus Bauwelt 19.2025
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