Bauwelt

Hirsch und Ei

Katharina Grosses „The Sprayed Dear“ in Stuttgart

Text: Kasparek, David, Bonn

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    Ausstellungsansicht Katharina Grosse The Sprayed Dear
    Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

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Hirsch und Ei

Katharina Grosses „The Sprayed Dear“ in Stuttgart

Text: Kasparek, David, Bonn

Die Künstlerin Katharina Grosse ist vor allem mit ihren großformatigen und bunten, raumgreifenden Installationen international berühmt geworden. In ihren Arbeiten verschwindet die Grenze zwischen Malgrund, Skulptur und Ausstellungsraum, alles wird eins, verschmilzt zu einem Raumerlebnis, das im heutigen Ausstellungsbetrieb gerne mit „immersiv“ umschrieben wird; ein Wort, das im Kern auf das lateinische „immersio“ zurückgeht, was wiederum so viel wie „Eintauchung“ bedeutet. Und tatsächlich kann man in viele Arbeiten der 1961 in Freiburg im Breisgau geborenen Künstlerin buchstäblich eintauchen, in Deutschland zuletzt wohl am eindrücklichsten 2020, als Grosse unter dem Titel „It wasn´t us“ die Haupthalle des Hamburger Bahnhofs und weite Teile des Außenbereichs des Berliner Ausstellungshauses in eine bezaubernde Farblandschaft verwandelte.
Nun also zeigt das im letzten Jahr nach feiner Sanierung durch blocher partners wiedereröffnete Kunstgebäude am Stuttgarter Schlossplatz „The Sprayed Dear“. Der Titel ist dabei gleichermaßen Hinweis auf etwas Liebgewonnenes (engl. „Dear“), wie auf den Hirsch (engl. „Deer“), der das zwischen 1956 und 1961 unter Leitung von Paul Bonatz und Günther Wilhelm wiederaufgebaute und von 1910 bis 1913 nach dem Entwurf von Theodor Fischer errichtete Kunstgebäude krönt. Der sich nun im Ausstellungstitel versteckende Hirsch wiederum ist eine Schöpfung des Bildhauers Ludwig Habich.
Die erste Überraschung stellt sich schon beim Betreten der Schau ein. Im großen ersten Raum des Ausstellungshauses steht mittig, in der weißen Weite fast verloren, einzig eine kleine Vitrine. In ihr: das erste Kunstwerk, das sich in der Werkdatenbank der Künstlerin findet. Im Jahr 1971 entstanden, diente Katharina Grosse „als Bildträger die Schale eines ausgeblasenen Hühnereis“, so der Erläuterungstext. Dass das Ei in der Kunst der in Berlin lebenden Künstlerin bis heute immer wieder eine Rolle spielt, zeigt dann der schweifende Blick durch den Raum, der offenlegt, dass eine weitere, deutlich größere Ei-Form in einer Ecke des Marmorsaals zu schweben scheint: eine Arbeit aus dem Jahr 2007.
Der nächste, kleine Zwischenraum auf dem Weg zum zentralen Kuppelsaal ist im Anschluss an diese kleine Ei-nleitung mit einer Skulptur fast vollständig gefüllt. „Ghost“ heißt sie und die Besuchenden müssen sich nachgerade an ihr vorbei drücken, finden kaum den Raum, um zu zweit nebeneinander oder um sie herumzugehen. Und auch hier wieder ein Bruch mit den Erwartungen, ist die eigens für diesen Raum aus Styroporblöcken angefertigte Arbeit doch von jeglicher Farbigkeit befreit. Mit einer Heißdrahtsäge hat Grosse die Blöcke bearbeitet und eine scharfkantig zerklüftete Skulptur geschaffen, in deren Schattenspiel man sich beim Betrachten rasch verliert. Nur von oben belichtet wird klar, dass es zwischen Schwarz und Weiß weitaus mehr als 50 Schattierungen von Grau gibt.
Der Kuppelsaal selbst ist dann ganz so, wie sich viele Besuchende eine Installation von Katharina Grosse vorgestellt haben mögen. Aus dem Boden scheinen in mehreren Schichten zwei Wellen zu erwachsen, von denen sich eine zu einem kleinen Tunnel bricht. Sauber miteinander vernietet, wirken diese Metallplatten wie eine Referenz an den Stahlbau der Erbauungszeit des Hauses, die durch die typische Sprühtechnik doch deutlich in der von Graffiti und Hiphop-Kultur geprägten Gegenwart verortet ist. Grosse besprüht die Metallwellen und den Boden gleichermaßen, sodass beides zu einer großen, atmosphärischen Raumintervention wird, die in Gänze begangen werden kann. So werden die Besuchenden, die etwa den entstehenden Tunnel durchschreiten, für die anderen Betrachtenden selbst zu einem Teil des Kunstwerks.
Was folgt ist eine dichte Staffelung früher Arbeiten, die die Vielfältigkeit dieser Künstlerin unterstreicht. Gerade mit diesen Werken aus den 1980er-Jahren wird deutlich, wie grundlegend sich Katharina Grosse mit den Themen Plastik und Skulptur auseinandergesetzt hat und wie weit ihre Vorstellung von diesen Begriffen geht. Die Prinzipien von Formen und Abdrücken werden hier im Kleinen erprobt und so zu Grundlage und Ausgangspunkt der späteren Arbeiten, wo sich nicht mehr nur kleine Formen im Raum wiederfinden, sondern die Formen so groß werden, dass sie ihrerseits wieder Räume bilden. Dazu kommen farbige Besprühungen unterschiedlicher Materialien. Wie kleinere, bunte Vorfahren von „Ghost“, jener weißen Skulptur zu Beginn der Raumfolge, liegen hier auch einige Bronze-Werkstücke aus dem Jahr 2019.
Abschluss und gleichermaßen Verbindung zur Außenwelt bildet schließlich die dritte, neu für das Kunstgebäude angefertigte, titellose Arbeit. Ein großes Fenster gibt den Blick frei auf den Schloßgarten, von der Wand hängen weit in den Raum greifende Bahnen Leinwand. Das Medium, das für gewöhnlich als Bildgrund dient, wird hier zur Skulptur, das Material, in seiner natürlichen Farbe gezeigt, greift als Form weit in den Raum. So wird in der Gesamtschau deutlich, dass Malerei bei Grosse nie nur zweidimensional und nicht per se farbig ist.


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