Bauwelt

Théâtre de la Mode

In „Catwalk – The Art of the Fashion Show“ präsentiert das Vitra Design Museum die Modenschau als gestalterisches Gesamtkunstwerk aus Design, Choreografie, Kulisse und Architektur

Text: Minet, Paulina, Konstanz

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    Nicht weit voneinander entfernt in Paris, verwandelten sich Grand Palais ...
    Foto: Helmut Fricke/VG Bild-Kunst Bonn, 2025

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    Foto: Helmut Fricke/VG Bild-Kunst Bonn, 2025

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    ... und der Cour Carré du Louvre für Chanel und Louis Vuitton zu Laufstegen.
    Foto: Raimond Wouda

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    ... und der Cour Carré du Louvre für Chanel und Louis Vuitton zu Laufstegen.

    Foto: Raimond Wouda

Théâtre de la Mode

In „Catwalk – The Art of the Fashion Show“ präsentiert das Vitra Design Museum die Modenschau als gestalterisches Gesamtkunstwerk aus Design, Choreografie, Kulisse und Architektur

Text: Minet, Paulina, Konstanz

Das französische mannequin leitet sich vom flämischen mannekijn ab. Es bedeutet „kleiner Mann“ und bezeichnet die erst von Künstlern verwendete hölzerne Gliederpuppe, die im 19. Jahrhundert dann auch in der Modebranche Einzug hielt. Ab 1870 nannte man auch die Vorführdamen der Pariser Couture so, mit ihnen war die Modenschau geboren, denn das Konzept der Kollektionen, verlangte nach einer Form der Präsentation. Das englische model setzte sich erst hundert Jahre später durch.
Die Ausstellung „Catwalk – The Art of the Fashion Show“ des Vitra Designmuseums in Weil am Rhein beleuchtet die Hintergründe der Modenschau von ihren frühen Formen bis heute. In den vier epochentypisch gegliederten Räumen findet sich eine Bandbreite aus Couture Salon, Prêt-à-Porter-Format, klassischem Catwalk und digitaler Performance anhand von Beispielen ikonischer Modehäuser wie Balenciaga, Chanel, Dior, Prada, Paco Rabanne oder Yohji Yamamoto.
Im ersten Raum sind die Ursprünge zu sehen: Zuerst waren Modenschauen vor ausgewählter Kundschaft in Pariser Salons intim gehalten. Aber auch Pferderennen oder Ozeandampfer bildeten die Kulisse für die Schauen. So unterhielt das Modehaus von Jacob und Jeanne Paquin einen sogenannten Modestall: Ihr auf- und abbaubares Bühnenbild ging 1913 auf Tournee durch mehrere Städte. Den Höhepunkt fand die Idee der Wanderausstellung 1945/46 im Théâtre de la Mode. Vierzig Pariser Modemacher präsentierten auf 70 Zentimeter großen Puppen ihre Miniaturkollektionen als Reaktion auf die kriegsbedingte Krise der Modebranche.
Der zweite Raum widmet sich den 50er und 60er Jahren, als Moderpräsentation in die Stadt verlagert wurden und so in Verbindung mit Subkulturen traten. Junge Designerinnen wie Gaby Aghion mit Chloé empfanden ihre Branche elitär. Neben veränderten Schnitten und neuer Mate­rialwahl hatte das auch einen maßgeblichen Einfluss auf die Orte der Präsentationen – sie wurden unkonventioneller und fanden beispielsweise in Cafés wie dem Künstlertreff „Café de Flor“, auf der Straße, in Galerien, Boutiquen oder Fernsehsendungen statt. Models wandelten nicht mehr, sondern tanzten zu Musik über den Laufsteg. Gerade in dieser Zeit wurde mit Raum und Bewegung experimentiert.
Ab der Jahrtausendwende, im nächsten Raum, finden sich doch noch die lang ersehnten Architekturmodelle und Raumkonzepte. Mit den steigenden Budgets und der Macht von Konzernen wurden die Modenschauen zu medialen Großereignissen – opulente Kulissen für 15 Minuten lange Shows. Prominente Beispiele sind die Herbst-/Winterkollektionen 2014/15 und 2017/18 von Karl Lagerfeld mit Chanel: Sie entfalteten detailgetreue Szenarien einer Supermarktumgebung bzw. eines Raketenstarts im Pariser Grand Palais. Und Martin Margiela verlegte seine Schauen kurzum auf ein Parkdeck, in ein leerstehendes Krankenhaus oder auf Brachflächen am Stadtrand.
Den Abschluss bildet eine Zusammenstellung digitaler Performances der jüngsten Vergangenheit, besonders aus der Zeit der Covidpandemie.
Entgegen der Vermutung auf eine architektonische und von Kulissen geprägte Ausstellung zu stoßen, liegt der Fokus auf Mode im Allgemeinen und lockt überwiegend modebewusste Architekten und Architektinnen. Der kuratorische Schwerpunkt der Schau am Rhein widmet sich vermehrt den Fragen des Körperbildes, der Kommerzialisierung sowie des Erfolgsdrucks der Modewelt. Die Ausstellung erzählt zu viel von Gang und Posen, zu wenig von Räumen. Zumindest lohnt es sich die Vielseitigkeit von Modenschauen und ihre Motive zu hinterfragen.

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